Ausgeprägtes Finanzmarktwissen könnte zu mehr Selbstständigkeit führen

Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person selbstständig ist, hängt auch davon ab, über wie viel Finanzwissen die betreffende Person verfügt. Diesen Zusammenhang bestätigt eine neue Studie vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (IWH).

Autoren Walter Hyll

Die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes hängt von vielen Faktoren ab, so vor allem auch von der unternehmerischen Aktivität der Bevölkerung. Denn wird ein Unternehmen gegründet, geht dies in der Regel auch mit der Generierung von Einkommen, Innovationen, Arbeitsplätzen, Forschung und Entwicklung einher – vorausgesetzt, das Unternehmen kann sich erfolgreich am Markt halten. Das Scheitern von Unternehmen hängt dagegen oftmals mit mangelnder Planung, Unterkapitalisierung oder Finanzierungsschwierigkeiten, Fehleinschätzungen von Risiken, finanziellem Missmanagement oder einem zu raschen Wachstum und „Über-Expansion“ zusammen. Dem jedoch kann das Wissen über Finanzmärkte entgegenwirken, denn dieses führt zu vorteilhafteren Entscheidungen, zum Beispiel, wenn es um Finanzierungs- und Anlagefragen geht. Die IWH-Forscherin Aida Ćumurović und der IWH-Forscher Walter Hyll untersuchten nun die Frage, ob fundiertes Finanzmarktwissen auch die Selbstständigkeit begünstigt. Ihre Analyse verknüpft damit die bisherige Forschung zu den Effekten von Finanzmarktbildung (financial literacy) auf Haushaltsentscheidungen mit Untersuchungen zu Gründereigenschaften. Ein ausgeprägtes Finanzmarktwissen, so legen vergangene Studien nahe, geht einher mit höheren Kapitalerträgen, günstigeren Kreditkonditionen und einer besseren Altersvorsorgeplanung.

Um zunächst die finanzielle Allgemeinbildung zu messen, griffen die Wissenschaftlerin und der Wissenschaftler auf Daten von SAVE (Sparen und altersVorsorgE in Deutschland) des Munich Center for the Economics of Aging zurück. Diese umfassten eine Befragung von 2 222 Personen zu Finanzthemen, wobei sich drei Fragen auf Grundkenntnisse und weitere acht auf fortgeschrittene Kenntnisse im Finanzbereich bezogen. Nach einer Differenzierung nach Beschäftigungsform zeigte sich, dass Selbstständige signifikant besser abschnitten als Erwerbstätige in anderen Beschäftigungsverhältnissen und Nichterwerbstätige. Auch unter Berücksichtigung verschiedener Faktoren wie Alter, Bildung, Risikoneigung, kognitive Fähigkeit sowie Charaktereigenschaften der Eltern ändern sich die Ergebnisse nicht. Es wurde auch versucht, einen möglichen umgekehrten Einfluss von Selbstständigkeit auf das Finanzmarktwissen bei den Berechnungen einzubeziehen. Damit legen die ökonometrischen Befunde der Forschergruppe nahe, dass mehr Finanzmarktwissen zu mehr Selbstständigkeit führt. Da Finanzmarktwissen wiederum lehrbar ist, kann – sofern politisch gewünscht – unternehmerische Aktivität durch finanzielle Bildung, zum Beispiel als Bestandteil von Lehrplänen, gefördert werden.

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Dr. Walter Hyll
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Zugehörige Publikationen

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Financial Literacy and Self-employment

Aida Ćumurović Walter Hyll

in: IWH Discussion Papers, 11, 2016
publiziert in: Journal of Consumer Affairs

Abstract

In this paper, we study the relationship between financial literacy and self-employment. We use established financial knowledge-based questions to measure financial literacy levels. The analysis shows a highly significant correlation between selfemployment and financial literacy scores. To investigate the impact of financial literacy on being self-employed, we apply instrumental variable techniques based on information on economic education before entering the labour market and education of parents. Our results reveal that financial literacy positively affects the probability of being self-employed. As financial literacy is acquirable, findings suggest that entrepreneurial activities may be raised via enhancing financial knowledge.

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