Arbeitsmarktintegration Geflüchteter: Regionale Unterschiede auf Arbeitsmarkt erklären unterschiedliche Erwartungen an Tempo der Integration

In den vergangenen Tagen ist eine Debatte darüber in Gang gekommen, wie lange die Integration von Geflüchteten in den deutschen Arbeitsmarkt dauert und mit welchen Erwerbs- und Arbeitslosenquoten bei Geflüchteten langfristig zu rechnen ist. Die Bundesagentur für Arbeit weist daraufhin, dass laut vorliegenden statistischen Daten die Beschäftigungsquote von Geflüchteten nach 15 Jahren nicht mehr deutlich von anderen Beschäftigtengruppen abweicht. Sie geht davon aus, dass nach fünf Jahren etwa die Hälfte der Geflüchteten einer Erwerbstätigkeit nachgeht.

Autoren Oliver Holtemöller

Andere, insbesondere in den ostdeutschen Bundesländern, halten schon eine Beschäftigungsquote von 10% für einen Erfolg und warnen vor übermäßigem Optimismus. Wie kommt es zu so unterschiedlichen Erwartungen über die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt? „Die Antwort darauf“, so Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident des IWH, „ist in den regionalen Unterschieden auf dem Arbeitsmarkt zu finden. In Ostdeutschland ist die Arbeitslosenquote nach wie vor deutlich höher als in Westdeutschland. Ferner ist die Quote der Schulabbrecher und Schulabrecherinnen in Ostdeutschland etwa doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt. Menschen ohne Schulabschluss haben naturgemäß nur geringe Chancen, eine nachhaltige Beschäftigung auf dem Arbeitsmarkt zu finden.“ Es gibt eine positive Korrelation zwischen der Erwerbslosenquote von Personen mit Nicht-EU-Migrationshintergrund und von Personen ohne Migrationshintergrund in allen Bundesländern. Wenn die Arbeitslosigkeit allgemein hoch ist, ist die Arbeitslosigkeit von Geflüchteten noch höher. In allen Bundesländern liegt die Erwerbslosenquote von Personen mit Nicht-EU-Migrationshintergrund über derjenigen der Personen ohne Migrationshintergrund. Allein daher sollte die zu erwartende Arbeitslosenquote Geflüchteter in den meisten ostdeutschen Bundesländern deutlich über derjenigen in Bundesländern wie Bayern, Baden-Württemberg oder Hessen liegen. Aber während in diesen Bundesländern die Differenz der Erwerbslosenquoten von Personen mit Nicht-EU-Migrationshintergrund und Personen ohne Migrationshintergrund wenige Prozentpunkte beträgt, ist sie in Sachsen-Anhalt und Sachsen mit etwa zehn Prozentpunkten am höchsten (vgl. Abbildung).

Die allgemein schlechtere Situation am Arbeitsmarkt in einigen Bundesländern überträgt sich verstärkt auf die Arbeitsmarktchancen Geflüchteter. „Für diese Personengruppe sind Sprachförderung und der Erwerb wichtiger sozioökonomischer Grundfähigkeiten besonders wichtig, zumal unter den Geflüchteten viele junge Menschen sind. Die Landespolitik hat über die Bildungs-, Schul- und Integrationspolitik einen maßgeblichen Einfluss auf die zu erwartende Arbeitslosenquote Geflüchteter“, so Holtemöller.

 

Quelle: Altemeyer-Bartscher, M.; Holtemöller, O.; Wieschemeyer, M. (2016): Zur räumlichen Verteilung von Flüchtlingen im Föderalstaat, ifo Schnelldienst 4/2016, 43-49.

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