cover_Konjunktur-aktuell_2017-1.jpg

Konjunktur aktuell: Beschäftigungsboom in Deutschland – aber gesamtwirtschaftlich keine Überhitzung

Die deutsche Wirtschaft ist in recht guter Verfassung. So hält der Beschäftigungsaufbau an, und der private Konsum legt aufgrund steigender Realeinkommen robust zu. Die Ausrüstungsinvestitionen werden allerdings weiterhin nur verhalten ausgeweitet. Insgesamt expandiert die Nachfrage in etwa so schnell wie das Produktionspotenzial, und die Auslastung ist normal. Im Jahr 2017 dürfte die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts mit 1,3% nicht aufgrund einer schwächeren Konjunktur, sondern vor allem wegen einer geringeren Anzahl an Arbeitstagen niedriger als im Vorjahr ausfallen.

28. März 2017

Autoren Oliver Holtemöller Hans-Ulrich Brautzsch Andrej Drygalla Katja Heinisch Martina Kämpfe Konstantin Kiesel Axel Lindner Brigitte Loose Jan-Christopher Scherer Birgit Schultz Matthias Wieschemeyer Götz Zeddies

Weltkonjunktur ist mit Schwung ins Jahr 2017 gekommen

Zu Beginn des Jahres 2017 macht die internationale Konjunktur einen recht kräftigen Eindruck. Die Stimmung der Unternehmen hat sich zuletzt vielerorts stark aufgehellt, und Industrieproduktion und Welthandel nahmen am Ende des vergangenen Jahres deutlich zu. Die bereits seit dem vergangenen Sommer zu beobachtende Aufwärtstendenz setzt sich fort, auch wenn die Zuwachsraten der gesamtwirtschaftlichen Produktion in den großen Volkswirtschaften im Schlussquartal 2016 etwas geringer ausfielen als zuvor. In den USA und auch im Euroraum hat die Binnennachfrage noch an Dynamik gewonnen, wurde aber von einem Rückgang der Nettoexporte über-lagert. Die bevorstehende Neuausrichtung der US-Wirtschaftspolitik spielt in konjunktureller Hinsicht derzeit keine große Rolle.

Die gute Konjunktur in China ließ über eine hohe Importnachfrage den Überschuss im chinesischen Warenhandel deutlich schrumpfen. Die lebhafte Nachfrage aus den USA, Europa und China kommt dem Verarbeitenden Gewerbe in etlichen asiatischen Volkswirtschaften, darunter Japan und Taiwan, zugute. Russische und brasilianische Exporteure profitieren von den im Herbst 2016 beschleunigt gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen. 

Deutsche Wirtschaft expandiert verhalten

Die deutsche Wirtschaft nahm zum Jahresende 2016 mit einer Rate zu, die in etwa der Wachstumsrate des Produktionspotenzials entspricht. Gestützt wurde die Expansion vor allem durch die inländische Nachfrage: Das Fundament dafür bilden der seit 2011 anhaltende kräftige Beschäftigungsaufbau und die seit drei Jahren zunehmenden realen Pro-Kopf-Einkommen. Sie stimulieren den privaten Konsum und strahlen zusammen mit dem Niedrigzinsumfeld und der guten Finanzausstattung der Kommunen positiv auf die Bauinvestitionen aus. Die Ausrüstungsinvestitionen haben sich nach den Rückgängen im Sommerhalbjahr zuletzt auf dem erreichten Niveau halten können, ausschlaggebend war eine kräftige Nachfrage der öffentlichen Hand. Die Ausfuhren konnten dank der Beschleunigung des Welthandels wieder Kurs auf Erholung nehmen. Der Beitrag der Exporte zur Expansion des Bruttoinlandsprodukts wurde allerdings von den ebenfalls stark steigenden Importen mehr als aufgezehrt, sodass vom Außenhandel mit 0,4 Prozentpunkten rechnerisch per saldo ein recht kräftiger Dämpfer ausging.

In den ersten Monaten des Jahres 2017 hat sich die Geschäftslage in der gewerblichen Wirtschaft – ausgehend von einem hohen Niveau – nochmals gebessert. In der Industrie lag die Produktion im Januar um 2,2% über dem Vorquartalsniveau; Zuwächse gab es in allen großen Wirtschaftsbereichen und sowohl für die im Inland als auch für die im Ausland abgesetzte Produktion. Dies spricht für nochmals anziehende Exporte und wieder steigende Investitionen in Ausrüstungen. Die Umsätze des Einzelhandels sind nach der Jahreswende allerdings etwas zurückgegangen, die Verbraucherstimmung ist laut GfK-Konsumklimaumfrage im Jahresvergleich aber immer noch als recht gut einzuschätzen. Die konsumnahen Branchen dürften deshalb weiter mit moderatem Tempo expandieren. Im Baugewerbe und bei deren Zulieferern dürfte die etwas ungünstigere Witterung den Anstieg der Bruttowertschöpfung im ersten Quartal 2017 allerdings gedämpft haben, dafür sprechen sowohl die Bauproduktion im Januar als auch das ifo Geschäftsklima im Bauhauptgewerbe in den ersten zwei Monaten des Jahres. Alles in allem dürfte sich im ersten Quartal ein Zuwachs der gesamtwirtschaftlichen Produktion von 0,4% ergeben.

Außerdem in diesem Heft

cover_Konjunktur-aktuell_2017-1.jpg

IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Moderater Anstieg der Produktion im Winterhalbjahr 2016/2017

Udo Ludwig Franziska Exß

in: Konjunktur aktuell, Nr. 1, 2017

Abstract

Auf die Stagnation im dritten Quartal des vergangenen Jahres folgte in den Monaten Oktober bis Dezember ein moderater Zuwachs der Produktion. Das Bruttoinlandsprodukt ist in den Neuen Bundesländern – saisonbereinigt nach dem Berliner Verfahren – um 0,3% gestiegen (Alte Bundesländer: 0,4%). Die Steigerung beruht auf einem Wechsel der Auftriebskräfte: Das Produzierende Gewerbe legte nach dem Minus an Wertschöpfung im Sommer wieder zu, und das Plus der Dienstleister hat sich erhöht.

Publikation lesen

cover_Konjunktur-aktuell_2017-1.jpg

IWH-Bauumfrage zum Jahresauftakt 2017: Bauunternehmen blicken mit großer Zuversicht in das Jahr 2017

Brigitte Loose

in: Konjunktur aktuell, Nr. 1, 2017

Abstract

Das Baugewerbe in Ostdeutschland dürfte das Jahr 2016 laut IWH-Umfrage bei 300 Bauunternehmen mit einem Umsatzplus abgeschlossen haben. Die vor Jahresfrist geäußerten Erwartungen der Unternehmen sind sogar übertroffen worden. Am günstigsten fällt der Jahresabschluss im Ausbaugewerbe aus. Wegen der stärkeren Orientierung nach Westdeutschland und dort günstigerer Preisüberwälzungsspielräume konnten in dieser Sparte erhebliche Produktionszuwächse und auch Gewinne erzielt werden. Für das Jahr 2017 sind die Bauunternehmen recht zuversichtlich. Der Anteil der Unternehmen, die steigende Umsätze erwarten, fällt fast doppelt so hoch aus wie der Anteil von Unternehmen, die von schrumpfenden Umsätzen ausgehen. Diese Tendenz zieht sich durch alle Bausparten, was auf eine breit angelegte Ausweitung der Bauproduktion im Jahr 2017 hindeutet. Die entscheidenden Hoffnungsträger bleiben wie im Jahr zuvor der Wohnungsneubau und die Wohnungsmodernisierung, die vor allem den Hoch- und Ausbauunternehmen zugutekommen. Im Unterschied zu den Vorjahren überwiegen nunmehr aber auch im Tiefbau die Hoffnungen auf eine Expansion gegenüber der Furcht vor Rückgängen, was wohl auf die tendenziell steigenden Investitionen in die Verkehrsinfrastruktur und in den Breitbandausbau zurückzuführen ist. Die positiven Produktionserwartungen dürften im Jahr 2017 auch Zuwächse bei der Beschäftigung nach sich ziehen. Den stärksten Personalaufbau sieht dabei der Hochbau vor.

Publikation lesen

cover_Konjunktur-aktuell_2017-1.jpg

IWH-Industrieumfrage zum Jahresauftakt 2017: Ostdeutsche Hersteller gehen nach Aufschwung im Jahr 2016 von weiterhin günstigen Geschäftsaussichten aus

Birgit Schultz

in: Konjunktur aktuell, Nr. 1, 2017

Abstract

Die vom IWH befragten rund 300 Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes Ostdeutschlands gehen nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr 2016 zuversichtlich in das neue Jahr. Die Umsätze stiegen im Jahr 2016 meist stärker als vor einem Jahr von ihnen erwartet. Bei den Konsumgüterherstellern war die Umsatzentwicklung besonders erfreulich. In allen Sparten war die Industriekonjunktur mit viel Schwung in das Jahr 2016 gestartet und bremste erst im späteren Verlauf des Jahres etwas ab. Mit Blick auf das Jahr 2017 zeigt sich die überwiegende Mehrheit der befragten Unternehmen aber wieder optimistisch. Die Ertragslage konnte sich im Jahr 2016 im Vergleich zum Vorjahr zwar nicht weiter verbessern, jedoch schafften es mehr Unternehmen, aus der Verlustzone zu kommen. Die Exportunternehmen, die in den Jahren zuvor eine besonders gute Performance gezeigt hatten, konnten diesmal nicht durchweg überdurchschnittlichen glänzen. Das soll im Jahr 2017 wieder aufgeholt werden, wie Umsatz- und Beschäftigungspläne zeigen. Insbesondere die größeren ostdeutschen Industrieunternehmen planen häufig, ihren Personalbestand zu erhöhen.

Publikation lesen

Ihr Kontakt

Für Wissenschaftler/innen

Für Journalistinnen/en

Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft LogoTotal-Equality-LogoGefördert durch das BMWK