Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
No. 1,
2007
Abstract
„Prognose ersetzt den Zufall durch den Irrtum!“ Ist dieser ketzerische Ausspruch angesichts des systematischen Unterschätzens des Wirtschaftswachstums des Jahres 2006 gerechtfertigt? Auch solche Forschungseinrichtungen, die mit großem Aufwand das Wirtschaftsgeschehen originär verfolgen und Prognosen in großer fachlicher Breite, also nicht nur auf das Bruttoinlandsprodukt beschränkt abgeben, lagen daneben. Soll man künftig darauf verzichten?
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Ein Benchmark-Ansatz zur Analyse der öffentlichen Finanzen in Sachsen-Anhalt
Joachim Ragnitz, Helmut Seitz
Wirtschaft im Wandel,
No. 1,
2007
Abstract
Alle ostdeutschen Länder stehen angesichts rückläufiger Transferleistungen aus dem Solidarpakt II und teilweise massiver Ausgabenüberhänge in den laufenden Haushalten vor enormen Konsolidierungszwängen. Vor diesem Hintergrund wird in diesem Beitrag eine Analyse der Ausgabenstrukturen in Sachsen-Anhalt vorgenommen, um zu zeigen, in welchen Bereichen Ausgabenüberhänge gegenüber den finanzschwachen West-Flächenländern bestehen, die im Sinne eines Benchmark- Ansatzes „natürliche“ Kandidaten für Ausgabenkürzungen darstellen. Ausgehend von den verschiedenen Ausgabenarten sind Mehrausgaben insbesondere im Personalbereich festzustellen; dies korrespondiert mit hohen Personalüberhängen auf der Landes- und der Gemeindeebene. Differenziert man die Ausgaben nach Aufgabenbereichen und berücksichtigt dabei spezifische Bedarfsfaktoren, so ergibt sich auf der Landesebene allein in den politisch steuerbaren Bereichen ein Ausgabenüberhang von ca. 730 Mio. Euro in der laufenden Rechnung. Besonders hohe Einsparpotentiale sind dabei im Bereich der Schulen (mit ca. 360 Mio. Euro), in der Ministerialbürokratie (mit ca. 100 Mio. Euro), im Kita- Bereich (ca. 65 Mio. Euro) und im Kulturbereich (ca. 55 Mio. Euro) feststellbar. Weitere ca. 1 Mrd. Euro an Mehrausgaben fallen in Bereichen an, die politisch nicht oder nur in der langen Frist zu beeinflussen sind (insbesondere Zinsen und Zuweisungen an die Kommunen). Aus der Analyse folgt, daß die laufenden Primärausgaben (Ausgaben ohne Zinszahlungen) auf der Landesebene bis zum Jahr 2010 um ca. 8,5% und bis zum Jahr 2020 um weitere 15,8% reduziert werden müssen. In welchen Aufgabenbereichen diese Kürzungen tatsächlich erfolgen, muß allerdings von politischer Seite entschieden werden.
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Verdrängt und vergessen? Geringqualifizierte auf dem Arbeitsmarkt
Andrea Gauselmann, Ingo Wiekert, Susanne Winge
Wirtschaft im Wandel,
No. 1,
2007
Abstract
Der vorliegende Beitrag soll die aktuelle wirtschafts- und arbeitsmarktpolitische Debatte ergänzen durch den Blick auf einen bisher wenig beachteten Aspekt zur Verbesserung von Beschäftigungschancen – den der nicht formellen Qualifikationsmerkmale, also z. B. Berufserfahrung und personenbezogene Fähigkeiten und Kenntnisse. Betrachtet wird die Gruppe der Un- und Geringqualifizierten, da deren Lage am Arbeitsmarkt besonders prekär ist. Die Arbeitslosigkeit in dieser Gruppe ist seit Jahren hoch, und ihre Beschäftigungschancen sind schlecht. Als theoretischer Erklärungsansatz für die Stellung der Un- und Geringqualifizierten am Arbeitsmarkt wird das sozioökonomische Vacancy-Competition-Modell von Sørensen herangezogen. Vor dem Hintergrund dieses Modells läßt sich die Situation der Un- und Geringqualifizierten am Arbeitsmarkt dadurch erklären, daß sie einem härteren Wettbewerb um Arbeitsplätze ausgesetzt sind und daß bei einem Überangebot an qualifizierten Arbeitskräften ein Verdrängungsmechanismus zu ihren Ungunsten entstehen kann. Eine Verbesserung der Beschäftigungschancen Un- und Geringqualifizierter ergibt sich vor allem dadurch, daß aufgrund des Bedeutungsverlustes des Normalarbeitsverhältnisses auch die formale Ausbildung an Bedeutung verliert – aus Qualifikationsprofilen werden zunehmend Berufsprofile. Mit dieser Erweiterung des Anforderungsprofils ist der Möglichkeitsspielraum bei der Personalrekrutierung auch im unteren Qualifikationssegment erweitert worden. Soft skills wie Berufserfahrung, Beschäftigungsfähigkeit und soziale Fähigkeiten werden immer wichtigere Auswahlkriterien auf dem Arbeitsmarkt.
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Aktuelle Trends: Starkes überregionales Engagement der ostdeutschen Bauunternehmen
Brigitte Loose
Wirtschaft im Wandel,
No. 12,
2008
Abstract
Seit Beendigung des Baubooms Mitte der 90er Jahre unternehmen die ostdeutschen Baubetriebe enorme Anstrengungen, die Nachfrageverluste in der heimischen Region mit einer Bautätigkeit außerhalb des lokalen Markts abzufedern. Regelmäßige Stichprobenerhebungen belegen auch für den aktuellen Rand einen Trend zur Ausdehnung des Absatzradius. Das ostdeutsche Baugewerbe konzentriert sich dabei sehr stark auf das Gebiet der Alten Bundesländer. Während im Jahr 2000 bereits etwa ein Viertel der ostdeutschen Baubetriebe auch in den Alten Ländern tätig war, betraf dies im Jahr 2006 sogar 37% der Betriebe. Im westdeutschen Baugewerbe dagegen hat sich in dieser Zeitspanne wenig an den Bauleistungsströmen geändert. In den Neuen Ländern bieten nur 7% der westdeutschen Betriebe ihre Leistungen an. Im Ausland sind sie mit 5% der Betriebe geringfügig stärker engagiert als das ostdeutsche Baugewerbe.
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Public Housing and the Fear of Private Equity – Assessing Social Impacts
Dominik Weiß
Wirtschaft im Wandel,
No. 12,
2008
Abstract
This contribution examines the consequences of sales of municipal flats to private investors, which have been criticised strongly for social reasons. An evaluation of the German Socio-Economic Panel Study (SOEP) from 1999 to 2006 reveals no serious consequences of the privatisation of municipal flats on the affected households. It cannot produce empirical evidence to foster arguments for the public criticism of the public housing sales. The essential results from this sample point to moderate rent increases and above-average investment activity after the privatisation. However, the analysis of the household´s sentiment whether the total expense load for the flat is adequate shows that tenants in privatised flats found their flat increasingly expensive. A possible reason for this development might be the lower mobility of the residents of municipal flats.
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Financial Crisis Burdens Economic Activity in Poland
Martina Kämpfe
Wirtschaft im Wandel,
No. 12,
2008
Abstract
In the first half of the year 2008, domestic demand –the main force behind growth – only marginally declined. Still extraordinarily high was the demand for the output of construction firms. Although demand from Western European countries declined since spring, the foreign trade was not much behind its level of the previous year because of high export activity to Asian and Eastern European countries. In the second half of the year, both, the finance and banking system as well as the real economy, were impacted by the consequences of global financial crisis. Indications of that are the temporary collapse of the polish stock market, the rapid fall of the Złoty and the weakening of domestic demand and exports. Against this background, expansion of economic activity in 2009 will continue at a markedly lower level.
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IWH-Industrieumfrage im November 2008: Geschäftsklima bricht auf breiter Front ein
Cornelia Lang
Wirtschaft im Wandel,
No. 12,
2008
Abstract
Im Verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands hat sich die Stimmung unter den rund 300 vom IWH regelmäßig befragten Unternehmen im November schlagartig verschlechtert. Zwar bewerten zwei von drei Industrieunternehmen ihre aktuelle Geschäftslage positiv, doch im September waren es noch vier von fünf. Entsprechend sank der Saldo von 66 auf 32 Punkte. Gravierender ist jedoch der Einbruch bei den Geschäftsaussichten. Hier ging der Saldo von 55 auf sechs Punkte zurück. Der Anteil der Unternehmen, die positive Erwartungen bis zum Frühjahr hegen, überwiegt somit noch geringfügig. Aber unter den Vorleistungsgüterproduzenten ist die Stimmung gekippt.
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Zeitpotential für berufliche Weiterbildung von Arbeitslosen wenig genutzt
Joachim Wilde, Birgit Schultz
Wirtschaft im Wandel,
No. 5,
2007
Abstract
In general, unemployed persons spend more time on further training than full-time employees. Using data of the latest time use survey (Zeitbudgeterhebung) of the Federal Statistical Office, this study analyzes whether this higher potential of time is being used or not. Furthermore, it describes which types of activities are made use of in particular. Heterogeneity due to different relevant socioeconomic characteristics in the two groups is eliminated by the appliance of a matching procedure.
Findings demonstrate that only around 15 % of the unemployed persons participate in further training activities off the job. In case of the full-time employment just under 40 % of the persons would take part. Relating to the average expenditure of time per week the difference decrease clearly. However, altogether the expenditure of time is not higher during unemployment.
A selection of subsamples points out different results, i.e. in some subsamples the expenditure of time for further training is larger during unemployment. However, in the subsample of low skilled persons these results are mainly caused by activities like hearing radio or watching TV. Thus, it is doubtful whether the higher expenditure of time qualifies for the primary labour market.
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Aktuelle Trends: Gibt es in Ostdeutschland eine Unternehmenslücke?
Joachim Ragnitz
Wirtschaft im Wandel,
No. 4,
2007
Abstract
In den neuen Ländern (ohne Berlin) gibt es gemessen an der Zahl der Einwohner deutlich weniger Selbständige als in Westdeutschland. Dies wird häufig als Indiz für eine „Unternehmenslücke“ (oder auch: eine „Unternehmerlücke“) angesehen, was wiederum entsprechende Existenzgründungsförderprogramme veranlaßt. Tatsächlich ist die Einwohnerzahl aber nur in eingeschränktem Maße als Referenzgröße geeignet. Geht man nämlich davon aus, daß eine bestimmte Marktgröße auch nur eine bestimmte Zahl von Unternehmen zuläßt, ist nicht die Bevölkerung, sondern vielmehr das Bruttoinlandsprodukt als Vergleichsmaßstab heranzuziehen. Dies erklärt sich durch Überlegungen zur optimalen Betriebsgröße, die im Umkehrschluß die Zahl der Unternehmen in einem Markt festlegt.
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Ageing in East Germany: Remarkable reduction of entrepreneurship
Lutz Schneider, Stefan Eichler
Wirtschaft im Wandel,
No. 4,
2007
Abstract
Population shrinking and ageing are obvious trends in many German regions, but in the Eastern states they reach an unique level. An often ignored economic implication of these demographic deve-lopments is the reduction of the entrepreneurial potential. Shirking, on the one hand, diminishes the quantity of potential entrepreneurs, on the other hand these effects are strengthened by ageing trends, since people usually decide in younger years to found an enterprise. The analysis tries to quantify the impact of demographic change on entrepreneurship activities in east Germany until 2020. At the first stage on the basis of the Mikrozensus survey age specific shares of new entrepreneurs are calculated. In order to obtain a status-quo-forecast of new entrepreneurs at the second stage these quotas are combined with the population projections for the East Germany. As expected the propensity to set up a new business is highest for persons at the age form 25 to 39 years. Due to the strong reduction of this age group the number of new firm foundations will fall by approximately 25% until 2020.Whereas the decline in Berlin will be relatively small (14%), Brandenburg has to bear an alarming reduction of 32%.In contrast the West German states show only a reduction of 6% during the same period, which emphasizes the extraordinary dimension of demographic change in East Germany.
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