Konjunktur aktuell: Nach Wachstumsdelle Anfang 2007 deutsche Wirtschaft weiter im Aufschwung
Wirtschaft im Wandel,
No. 3,
2007
Abstract
Ende Februar sind die internationalen Finanzmärkte in Turbulenzen geraten. Eine gemischte Nachrichtenlage hat zu einer Korrektur der seit dem vergangenen Sommer außerordentlich günstigen Marktentwicklung geführt. Der Aktienboom schien bis dato durch die weltweit weiterhin günstige Gewinnentwicklung gedeckt. Dem entsprach auch die kräftige Expansion der gesamtwirtschaftlichen Produktion in Japan und im Euroraum gegen Jahresende. Jedoch scheint sich der moderate Abschwung der US-Wirtschaft in diesem Jahr fortzusetzen. Auch deshalb ist damit zu rechnen, daß die Kursgewinne in diesem Jahr wesentlich bescheidener und die Risikoaufschläge für riskantere Anlagen höher ausfallen werden als im vergangenen Jahr. Von der Geldpolitik gehen in diesem Jahr keine einheitlichen Einflüsse aus. In den USA werden die Zinsen aufgrund der schleppenden Konjunktur ab dem Sommer wohl etwas gesenkt. Im Euroraum wird der geldpolitische Kurs dagegen im Sommer wohl noch einmal leicht verschärft. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die konjunkturelle Dynamik in den Industrieländern wieder etwas angleichen: Der Aufschwung im Euroraum und in Japan verlangsamt sich, die US-Wirtschaft gewinnt gegen Jahresende wieder etwas an Fahrt. Ein wesentlicher Risikofaktor für die Prognose bleibt die Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten: Der jüngste weltwirtschaftliche Aufschwung hat sich auch dadurch ausgezeichnet, daß selbst risikoreiche Investitionen zu relativ günstigen Konditionen finanziert werden konnten. Eine wesentliche Ursache dafür dürften Finanzinnovationen sein, die den Kapitalgebern eine Diversifizierung ihrer Risiken ermöglichten. Wie leistungsfähig diese Instrumente auch in Zeiten wieder erhöhter Finanzmarktvolatilität sind, muß sich aber noch erweisen. In Deutschland hat unter den immer noch konjunkturfreundlichen Bedingungen im weltwirtschaftlichen und monetären Umfeld der Zugriff der Steuerpolitik zu Beginn des Jahres lediglich zu einer Delle im Zuwachs und nicht – wie ursprünglich prognostiziert – zu einem vorübergehenden Rückgang der Produktion geführt. Die privaten Haushalte haben zwar mit einer Einschränkung ihrer Käufe reagiert, Exporteure und Investoren haben aber ihre Aktivitäten ausgedehnt. Expandierende Weltmärkte und weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen an den Kapitalmärkten, die gestiegene Ausstattung der Unternehmen mit Eigenmitteln sowie die bis zum Jahresende geltenden Abschreibungserleichterungen bei der Anschaffung beweglicher Anlagegüter werden die Produktionsaktivitäten auch im weiteren Verlauf des Jahres anregen. Zudem werden sich die Einkommenserwartungen der privaten Haushalte infolge der Besserung der Lage am Arbeitsmarkt aufhellen. Das IWH geht von einer dauerhaften Anhebung der Tariflöhne in der laufenden Lohnrunde von unter 3½ Prozent aus. Der Beschäftigungsaufbau dürfte nicht in Gefahr geraten. Das bislang schwache Glied in der wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung, der private Konsum, schließt damit weiter auf, und der Aufschwung selbst gewinnt an Breite und Stärke. Im kommenden Jahr gehen zwar die Impulse von der Geldpolitik nach dem Erreichen des konjunkturneutralen Zinses zurück, und die Nachfrage auf den Weltmärkten beschleunigt sich nicht weiter. In Deutschland fallen jedoch belastende Faktoren weg, so daß sich die endogenen Triebkräfte stärker entfalten können. Das Bruttoinlandsprodukt nimmt in diesem Jahr um 2% und im nächsten um 2,5% zu. Die registrierte Arbeitslosigkeit sinkt im nächsten Jahr auf 3,5 Millionen Personen. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,2%. In Ostdeutschland wird die gesamtwirtschaftliche Produktion in beiden Jahren schneller zunehmen als im Westen. Ausschlaggebend ist das anhaltend doppelt so starke Wachstum der Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe. Hinzu kommt die deutlich nachlassende Bremswirkung vom Baugewerbe, für das die Trendwende nach zehn Jahren schrumpfender Produktionsleistung in Sicht ist. Die Lage der öffentlichen Haushalte hat sich deutlich verbessert:
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IWH-Industrieumfrage in Ostdeutschland zum Jahresauftakt 2007: Auftriebskräfte behalten die Oberhand
Cornelia Lang
Wirtschaft im Wandel,
No. 3,
2007
Abstract
Das Jahr 2006 war für das Verarbeitende Gewerbe in Ostdeutschland äußerst erfolgreich. Das belegen Daten der amtlichen Statistik und das bestätigen die Ergebnisse der IWH-Umfragen im vergangenen Jahr zur Geschäftslage und zu den Geschäftsaussichten.
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Der Einfluß von Führungsfunktionen auf das Regionaleinkommen: eine ökonometrische Analyse deutscher Regionen
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
No. 6,
2007
Abstract
We analyze the income position of German regions based on the concept of input potentials by estimating regional production functions. The concept, developed in the late 1970s, suggests that the regional production frontier depends on input capacities that can be over- or underutilized, once a benchmark, i.e. a national yardstick, is defined.
In this paper, this concept is taken up and applied to united Germany. Including variables that capture headquarter and R&D effects of firms on regional income to account for the entrepreneurial competence in regions extends a recent paper. It is shown that headquarter functions play a decisive role in describing the east-west income divide. In total, 85% of the East’s average income lag is explained by three factors: technology, headquarter functions, and transport accessibility.
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Die Entwicklung des Arbeitsmarkts in Sachsen-Anhalt
Reiner Haseloff
Wirtschaft im Wandel,
No. 6,
2007
Abstract
Sachsen-Anhalt verzeichnete in den letzten zwei Jahren einen überdurchschnittlichen Rückgang der Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Arbeitslosen im ersten Quartal dieses Jahres lag um rund 70 000 Personen bzw. um fast ein Viertel unter der im ersten Quartal 2005. Zwar hat dieser Rückgang viele Gründe, es läßt sich jedoch festhalten, daß allein im vergangenen Jahr über 21 000 zusätzliche sozialversicherungspflichtige Beschäftigungsverhältnisse entstanden sind. Auch die Zahl der arbeitslosen Jugendlichen unter 25 Jahren konnte in Sachsen-Anhalt binnen der letzten zwei Jahre um etwa 37% gesenkt werden – die Jugendarbeitslosenquote ist mit 14,0% nach Thüringen die geringste unter den neuen Ländern.
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Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
No. 6,
2007
Abstract
Nach ersten großen Aufholschritten stagniert seit etwa zehn Jahren der wirtschaftliche Aufholprozeß Ostdeutschlands. Der Produktivitätsabstand von rund einem Drittel gegenüber Westdeutschland schließt sich trotz erheblichen Fördermitteleinsatzes nicht. Benötigen wir nach der ersten großen Anstrengung im Einigungsprozeß einen zweiten, aber anders strukturierten Kraftakt, um die Angleichung zu beschleunigen? Licht und Schatten liegen nahe beieinander. Die Produktivität wuchs durch hohe Investitionen erheblich, beispielsweise in der Chemie, dem Fahrzeugbau, der Mikroelektronik oder der Solar- und Umwelttechnik. Aber flächendeckend wurde diese Entwicklung nicht wirksam: So öffnet sich bei haushaltsbezogenen Dienstleistungen angesichts fehlender Nachfrage die Produktivitätsschere. Manchen Regionen mit hohem Rentneranteil, bisher infolge der hohen Altersbezüge aus dem Einigungsprozeß stabilisiert, wird durch nunmehr brüchigere Versicherungsbiographien Kaufkraft entzogen, was die private Nachfrage dort einbrechen läßt.
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Humankapital und Produktivität in Ostdeutschland
Joachim Ragnitz
Wirtschaft im Wandel,
No. 6,
2007
Abstract
The paper shows that East Germany has a significant lower endowment with human capital compared to West Germany when actual professional activities are taken into account. This is by equal means due to a smaller share of human capital intensive industries and a lower human capital intensity in most industries. As a consequence, people with higher qualifications face severe difficulties to find a job in East Germany. This again is one reason for migration flows to West Germany, leading to a still worsening human capital endowment in the new Laender. It can be shown that lower human capital intensity is one reason for the still existing human capital gap between East and West Germany. Convergence prospects are therefore not as good as often supposed.
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Long-Term Growth Projections for Eastern Germany
Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
No. 6,
2007
Abstract
Recent research comes to the conclusion that the eastern part of Germany not only heavily de-pends on its western counterpart, but that it essentially is dying a slow death. Arguments for this point of view reach from deindustrialisation and the lack of Headquarters of national and international Corporations to the rapidly aging society.
The study at hand assumes that economic development in a specific region does not only de-pend on the quantity and quality of its factors of production, but also on the overall conditions in the national economy a region is connected to. The analysis uses a framework in which the regional production factors are limited to the population and its development. Just as produc-tion, output is restricted to the value added of the region. Since data is only available for the ten years between 1995 - 2005, a panel econometric approach was chosen. For this purpose, the 97 spatial planning regions of Germany (Raumordnungsregionen) were divided into four groups according to their economic growth; slightly surprising, nine regions from Central Germany and Brandenburg fall into the top two groups.
The estimation results show that both economic growth in Germany as a whole as well as increases in the regional number of inhabitants positively influence regional value added. Fur-thermore, the impact of national growth is largest in the group with the highest regional value added and lowest in the group with the smallest regional output. On the other hand, lagged values of regional growth have the greatest impact in the low growth group and the smallest impact in the high growth group.
The main result of the study is that regional economic growth will not necessarily stop when the population is shrinking. After 2020, though, the growth rates of the gross domestic prod-uct will decrease. At the same time, the growth disparities between the different regions will not decline, a process aided by the demographic developments in Germany.
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IWH-Bauumfrage im April 2007: Nur schwache Frühjahrsbelebung
Brigitte Loose
Wirtschaft im Wandel,
No. 5,
2007
Abstract
Die Geschäftslage ebenso wie die Geschäftsaussichten im ostdeutschen Baugewerbe werden laut Umfrage des IWH unter 300 Unternehmen im April per saldo etwas günstiger eingeschätzt als noch zu Jahresanfang. Die Belebung fällt allerdings schwächer aus als sonst im Frühjahr. Unter Ausschluß der Saisoneffekte verschlechtert sich die Stimmung deshalb deutlich. Beide Indikatoren liegen um etwa 10 Saldenpunkte unter ihren Werten aus der vorangegangenen Befragung im Februar. Die wegen des milden Winters und nachwirkender Sondereffekte übermäßig optimistische Bewertung der Geschäftstätigkeit am Bau wurde nun auf ein realistisches Maß zurückgenommen.
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„Knowledge Cities“: Wachstumsstrategien und institutionelle Barrieren für Städte mit Wissenschaftseinrichtungen
Peter Franz
Wirtschaft im Wandel,
No. 5,
2007
Abstract
Im Bemühen um eine verbesserte wirtschaftliche Entwicklung stellen Städte, die über Wissenschaftseinrichtungen verfügen, vermehrt Überlegungen an, diesen Standortfaktor als Grundlage für neue Wachstumsstrategien heranzuziehen. Ein Überblick über die quantitativen Voraussetzungen, die die deutschen Städte für die Verfolgung einer derartigen „Knowledge City“-Strategie haben, zeigt, daß 29% der deutschen Städte mit mehr als 20 000 Einwohnern als Standort für Hochschulen und Forschungsinstitute dienen. Auch unter den Mittelstädten sind in quantitativer Hinsicht die Chancen für die Anwendung einer solchen Strategie gut verteilt. Die Analyse des Politikfelds nach Instrumenten und beteiligten Politikebenen ergibt, daß sich hier die Aufgabe einer komplexen Mehrebenenpolitik mit begrenzt autonomen Akteuren stellt. Gerade die Akteure auf der kommunalen Ebene, denen eine Initiativ- und Führungsrolle im Politikprozeß zukommt, verfügen über sehr geringe Entscheidungsmacht, so daß die Erfolgschancen einer „Knowledge City“-Strategie stark vom Geschick abhängen, Netzwerke zu knüpfen und Kooperationen einzuleiten. Eine besondere Hürde stellt bisher noch die geringe Autonomie der Hochschulen dar, die unter der Direktive der jeweiligen Landesregierung stehen. Erste politische Reaktionen wie z. B. in Nordrhein-Westfalen zeigen, daß die Problematik dieser Regulierungspraxis zunehmend erkannt und den Wissenschaftseinrichtungen ein Autonomiezuwachs ermöglicht wird. Würden diese ersten Anzeichen zu einem flächendeckenden Trend anwachsen, könnte dies mehr Städte motivieren, eine „Knowledge City“- Strategie einzuschlagen.
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Aktuelle Trends: IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland Wirtschaftlicher Aufschwung setzt sich moderat fort
Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
No. 5,
2007
Abstract
Die Aufwärtsbewegung der ostdeutschen Wirtschaft hält an, wenngleich sich das Expansionstempo in den ersten Monaten des Jahres abgeschwächt hat. Während das produzierende Gewerbe seinen Höhenflug fortsetzte, bremste der Handel den Produktionsanstieg erwartungsgemäß. Mit der Anhebung der Mehrwertsteuer sank der Umsatz im Einzelhandel drastisch. Die in das Jahr 2006 vorgezogenen Käufe fehlten jetzt und der steuerinduzierte Preisanstieg dämpfte die Kauflust, obgleich mit einiger Verzögerung. Dagegen erhöhte sich die Industrieproduktion in den ostdeutschen Flächenländern ohne Unterbrechung, und sie stieg erneut kräftiger als in den alten Bundesländern. Ihr Zuwachs belief sich im ersten Quartal gegenüber den Monaten Oktober bis Dezember auf rund 4%. Auch das Baugewerbe trug zum Produktionsanstieg bei. Begünstigt durch die milde Witterung konnten die hohen Auftragsbestände aus dem vergangenen Jahr in den Wintermonaten abgearbeitet werden. Zuwächse kamen auch aus dem unternehmensnahen Dienstleistungsbereich.
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