IWH-Insolvenztrend: Insolvenzzahlen erreichen historischen Tiefststand

Die Anzahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften hat im Juli einen historischen Tiefststand erreicht, und die Frühindikatoren des IWH lassen auch im August keinen spürbaren Anstieg der Insolvenzzahlen erwarten. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) liefert mit dem IWH-Insolvenztrend ein monatliches Update zum bundesweiten Insolvenzgeschehen.

Autoren Steffen Müller

Technische Umstellungen auf dem zentralen Meldeportal ließen eine Auswertung der Insolvenzzahlen im Juni nur mit Verzögerung zu. Die Nacherfassung unvollständiger Meldungen ergab bereits für den Juni außergewöhnlich niedrige Insolvenzzahlen. Dieser Trend hat sich im Juli fortgesetzt. Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften betrug laut IWH-Insolvenztrend im Juli 639. Damit lagen die Insolvenzen im Juli 10% unter den Junizahlen und mehr als 25% unter dem Niveau des Vorjahresmonats (vgl.
Abbildung 1). Der bisherige Tiefstwert von 654 Insolvenzen war im November 2020 erreicht worden.

Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im Juli gemeldet wurde, insgesamt mehr Menschen beschäftigt waren als in den größten Insolvenzunternehmen der Vormonate. So lag die Zahl der betroffenen Jobs im Juli bei knapp 7 300, während sie in den Monaten Mai und Juni jeweils Tiefstände von etwa 4 000 Personen erreicht hatten. Allerdings liegt die Zahl der betroffenen Jobs im Juli trotz des Anstiegs noch 70% unter dem Niveau des Vorjahresmonats (vgl. Abbildung 2).

„Die anhaltend niedrigen Insolvenzzahlen spiegeln auch den lange erhofften wirtschaftlichen Aufschwung wider,“ erklärt Steffen Müller, der am IWH die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung leitet. Selbstverständlich spielen staatliche Hilfsprogramme sowie die Zurückhaltung mancher Gläubiger laut Müller nach wie vor eine große Rolle. Im historischen Vergleich sind diese Zahlen dennoch extrem niedrig. So meldeten vor knapp 20 Jahren im Mittel 2 000 Personen- und Kapitalgesellschaften pro Monat Insolvenz an, erklärt Müller, und vor fünf Jahren waren es immerhin noch mehr als 1 000 pro Monat.

Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben (vgl. Abbildung 3). Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.

Mehr zur IWH-Insolvenzforschungsstelle und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend: www.iwh-halle.de/insolvenzforschung.

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