IWH-Insolvenztrend: Zahl der Insolvenzen stabilisiert sich auf niedrigem Niveau, Anzahl der betroffenen Jobs hoch

Die Zahl der Insolvenzen war im September sehr niedrig, und auch für die kommenden Monate ist nicht mit einem spürbaren Anstieg zu rechnen. Dennoch liegt die Anzahl der von Unternehmensinsolvenzen betroffenen Jobs im September deutlich über dem Niveau zu Jahresbeginn. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) liefert mit dem IWH-Insolvenztrend ein monatliches Update zum bundesweiten Insolvenzgeschehen.

Autoren Steffen Müller

Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist im September auf niedrigem Niveau stabil geblieben. Laut IWH-Insolvenztrend wurden im vorigen Monat 702 Personen- und Kapitalgesellschaften als insolvent gemeldet. Wie im August lagen die Insolvenzen damit nur bei etwa drei Vierteln des Vorjahresmonats. Trotz der niedrigen Insolvenzzahlen waren im September wieder viele Jobs betroffen. Die Analyse des IWH zeigt, dass die größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im September gemeldet wurde, insgesamt knapp 16 000 Personen beschäftigen. Zu Jahresbeginn waren es hingegen nur etwa 6 700 pro Monat. Grund für diese Entwicklung ist, dass nach wie vor verstärkt besonders große Unternehmen in die Insolvenz gehen.

„Die niedrigen Insolvenzzahlen dürften ihre Ursachen in den staatlichen Rettungspaketen und der Aussetzung der Insolvenzantragspflicht haben,“ erklärt Steffen Müller, der die IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschungsstelle leitet. Die teilweise Rückkehr zur Insolvenzantragspflicht ab 1. Oktober könnte zwar zu einem Anstieg der Insolvenzneuanmeldungen führen. „Eine Insolvenzwelle wird es in diesem Jahr aber voraussichtlich nicht mehr geben“, so Müller. Schließlich habe die Regierung andere Rettungsmaßnahmen wie zum Beispiel das Kurzarbeitergeld jüngst verlängert und vielen Unternehmen dadurch Spielräume eröffnet. Hinzu kommt, dass weitere Änderungen im Insolvenzrecht für die nächsten Monate angekündigt sind und manches Unternehmen daher zögerlich ist, noch in diesem Jahr Insolvenz anzumelden.

Die Wirtschaft scheint sich langsam zu erholen, und gewiss ist die Politik nicht an einer Insolvenzwelle im nächsten Jahr interessiert. Bleibt es dabei, geht Müller davon aus, dass es auch nach vollständiger Rückkehr zur Insolvenzantragspflicht zu Beginn des nächsten Jahres nicht zu einer dramatischen Insolvenzentwicklung kommen wird. „Der Nachholeffekt bei den Insolvenzen wird eher über einen längeren Zeitraum verteilt stattfinden“, prognostiziert Müller.

Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben. Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.

Mehr zur IWH-Insolvenzforschungsstelle und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend: www.iwh-halle.de/insolvenzforschung.

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