Reformvorschläge für die Gesetzliche Rentenversicherung in Deutschland
Oliver Holtemöller, Birgit Schultz, Götz Zeddies
IWH Policy Notes,
No. 1,
2024
Abstract
Politik und Gesellschaft verknüpfen mehrere verschiedene Ziele mit der gesetzlichen Rentenversicherung, nämlich die Sicherung des Existenzminimums im Alter, die Erbringung von Leistungen bei (teilweiser) Erwerbsunfähigkeit und die Sicherung des während des Erwerbslebens erreichten Lebensstandards im Alter. Aus ökonomischer Perspektive wäre es besser, für verschiedene Ziele auch verschiedene Instrumente einzusetzen. Sonst besteht die Gefahr von Zielkonflikten, insbesondere im Zusammenhang mit der effizienten Finanzierung der Leistungen. Im System der Sozialen Marktwirtschaften ist staatliches Handeln vor allem dann angezeigt, wenn Marktversagen besteht, der Markt ohne staatliche Eingriffe also nicht zu effizienten Lösungen führt. Dies ist im Bereich der Alters- und Invaliditätsvorsorge in unterschiedlichem Umfang gegeben. Eine gesetzliche Pflichtversicherung ist zur Absicherung des Existenzminimums im Alter sinnvoll, um Trittbrettfahrerverhalten und kurzsichtigem Handeln entgegenzuwirken. Dem Versicherungsprinzip folgend, sollte in diesem Fall eine Äquivalenz zwischen Beiträgen während der Erwerbsphase und Rentenzahlungen im Alter bestehen. Reichen die eigenen Beiträge zum Beispiel aufgrund von Krankheit nicht aus, um das Existenzminimum im Alter oder bei Erwerbsunfähigkeit zu gewährleisten, kommt das Fürsorgeprinzip zum Tragen; entsprechende staatliche Ausgaben sollten nach dem Leistungsfähigkeitsprinzip über Steuern finanziert werden. Bei der Sicherung des Lebensstandards im Alter liegt eine mildere Form des Marktversagens vor. Eine individuelle, private Vorsorge wäre hier grundsätzlich möglich und zielführend; allerdings wären finanzielle Anreize etwa durch Steuervergünstigungen oder staatliche Zuschüsse sinnvoll, um eine etwaige zu geringe Sparneigung auszugleichen. Die individuelle Vorsorge ließe sich grundsätzlich über freiwillige zusätzliche Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung oder über privates Sparen realisieren. Hier könnte den Menschen ein eigenverantwortlicher Entscheidungsspielraum überlassen werden, um unterschiedlichen Lebensentwürfen Rechnung zu tragen. Die Vermischung der verschiedenen Aufgaben in der gesetzlichen Rentenversicherung trägt dazu bei, dass die Finanzierungslasten im Zuge des demografischen Wandels deutlich zunehmen werden. Das gegenwärtige System – auch zusammen mit den Vorschlägen aus dem Rentenpaket II der Bundesregierung – dürfte zu erheblich steigenden Rentenversicherungsbeiträgen und Zuschüssen aus dem Bundeshaushalt führen. Somit ist eine Dämpfung der Zunahme von gesetzlichen Leistungen nicht nur aus den oben genannten rentenspezifischen Effizienzgründen zu empfehlen, sondern auch um die Abgabenlast des Produktionsfaktors Arbeit nicht weiter steigen zu lassen und damit die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in Deutschland zu stärken sowie die Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen zu gewährleisten. Ansatzpunkte hierfür können das Renteneintrittsalter und der Umfang der jährlichen Rentenanpassungen sein. Im Gegenzug könnte die Förderung individueller Vorsorge verbessert werden, u. a. indem die Riester-Rente grundlegend reformiert wird. Ein Kapitalstock in staatlicher Hand ohne individuelle Ansprüche der Rentenversicherten birgt hingegen die Gefahr, dass er nicht hinreichend vor einer Zweckentfremdung durch zukünftige Regierungen geschützt ist, wenngleich die Schuldenbremse in ihrer gegenwärtigen Form dem in gewissem Umfang entgegenwirkt.
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Kosten der Maßnahmen aus dem Rentenpaket II vom März 2024 und Finanzierungsoptionen
Oliver Holtemöller, Christoph Schult, Götz Zeddies
IWH Studies,
No. 2,
2024
Abstract
Im Zuge des demografischen Wandels nehmen die Ausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung in Deutschland in Zukunft deutlich zu, während die Lohnsumme, aus der die Beiträge zu finanzieren sind, gedämpft wird. Immer weniger Beitragszahler stehen in dem umlagefinanzierten System immer mehr Rentnern gegenüber. Bisher hat der Nachhaltigkeitsfaktor in der Rentenformel dafür gesorgt, dass sowohl Beitragszahler als auch Rentenempfänger durch den demografischen Wandel belastet werden. Das von der Bundesregierung vorgeschlagene Rentenpaket II hebt die Wirkung des Nachhaltigkeitsfaktors durch eine Haltelinie für das Rentenniveau faktisch auf. Dies führt zu erheblichen Mehrausgaben der gesetzlichen Rentenversicherung gegenüber dem bisherigen Rechtsrahmen. Dadurch wird der ohnehin auf deutlich über 20% steigende Beitragssatz nochmal um etwa einen Prozentpunkt stärker zunehmen. Das mit den Rentenpaket II geplante Generationenkapital kann aufgrund seines geringen Volumens den Anstieg des Beitragssatzes nur um etwa 0,2 Prozentpunkte abfedern, und das auch nur, wenn sich die Erwartungen an die Rendite nach Kosten erfüllen. Eine Beibehaltung des Nachhaltigkeitsfaktors und eine Stärkung individueller Vorsorge inklusive individueller Kapitalansprüche wäre eine gute Alternative zum Rentenpaket II.
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East Germany
The Nasty Gap 30 years after unification: Why East Germany is still 20% poorer than the West Dossier In a nutshell The East German economic convergence process is hardly…
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Productivity
Productivity: More with Less by Better Available resources are scarce. To sustain our society's income and living standards in a world with ecological and demographic change, we…
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Diversity
Diversity We have signed the Diversity Charter and actively commit to a culture of diversity. IWH stands for a working environment that is free of biases and barrier-free: A…
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Payroll and VBL
Payroll and VBL Payroll The monthly earnings statement for IWH employees is made available online via the LuGIS portal . You will receive two letters with the access data for the…
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HIP, RIP, and the Robustness of Empirical Earnings Processes
Florian Hoffmann
Quantitative Economics,
No. 3,
2019
Abstract
The dispersion of individual returns to experience, often referred to as heterogeneity of income profiles (HIP), is a key parameter in empirical human capital models, in studies of life‐cycle income inequality, and in heterogeneous agent models of life‐cycle labor market dynamics. It is commonly estimated from age variation in the covariance structure of earnings. In this study, I show that this approach is invalid and tends to deliver estimates of HIP that are biased upward. The reason is that any age variation in covariance structures can be rationalized by age‐dependent heteroscedasticity in the distribution of earnings shocks. Once one models such age effects flexibly the remaining identifying variation for HIP is the shape of the tails of lag profiles. Credible estimation of HIP thus imposes strong demands on the data since one requires many earnings observations per individual and a low rate of sample attrition. To investigate empirically whether the bias in estimates of HIP from omitting age effects is quantitatively important, I thus rely on administrative data from Germany on quarterly earnings that follow workers from labor market entry until 27 years into their career. To strengthen external validity, I focus my analysis on an education group that displays a covariance structure with qualitatively similar properties like its North American counterpart. I find that a HIP model with age effects in transitory, persistent and permanent shocks fits the covariance structure almost perfectly and delivers small and insignificant estimates for the HIP component. In sharp contrast, once I estimate a standard HIP model without age‐effects the estimated slope heterogeneity increases by a factor of thirteen and becomes highly significant, with a dramatic deterioration of model fit. I reach the same conclusions from estimating the two models on a different covariance structure and from conducting a Monte Carlo analysis, suggesting that my quantitative results are not an artifact of one particular sample.
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Trust in Banks
Zuzana Fungáčová, Iftekhar Hasan, Laurent Weill
Journal of Economic Behavior and Organization,
2019
Abstract
Trust in banks is considered essential for an effective financial system, yet little is known about what determines trust in banks. Only a handful of single-country studies discuss the topic, so this paper aims to fill the gap by providing a cross-country analysis on the level and determinants of trust in banks. Using World Values Survey data covering 52 countries during the period 2010–2014, we observe large cross-country differences in trust in banks and confirm the influence of several sociodemographic indicators. Our main findings include: women tend to trust banks more than men; trust in banks tends to increase with income, but decrease with age and education; and access to television enhances trust, while internet access erodes trust. Additionally, religious, political, and economic values affect trust in banks. Notably, religious individuals tend to put greater trust in banks, but differences are observed across denominations. The holding of pro-market economic views is also associated with greater trust in banks.
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The Social Origins of Inventors
Philippe Aghion, Ufuk Akcigit, Ari Hyytinen, Otto Toivanen
NBER Working Paper,
No. 24110,
2017
Abstract
In this paper we merge three datasets - individual income data, patenting data, and IQ data - to analyze the determinants of an individual's probability of inventing. We find that: (i) parental income matters even after controlling for other background variables and for IQ, yet the estimated impact of parental income is greatly diminished once parental education and the individual's IQ are controlled for; (ii) IQ has both a direct effect on the probability of inventing an indirect impact through education. The effect of IQ is larger for inventors than for medical doctors or lawyers. The impact of IQ is robust to controlling for unobserved family characteristics by focusing on potential inventors with brothers close in age. We also provide evidence on the importance of social family interactions, by looking at biological versus non-biological parents. Finally, we find a positive and significant interaction effect between IQ and father income, which suggests a misallocation of talents to innovation.
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