Aufschwung im Osten so stark wie in Deutschland insgesamt – Implikationen der Gemeinschaftsdiagnose Herbst 2017 für Ostdeutschland

Für das Jahr 2017 prognostiziert das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) einen Anstieg des ostdeutschen Bruttoinlandsprodukts mit Berlin um 1,9% (Gemeinschaftsdiagnose für Deutschland insgesamt ebenfalls 1,9%). Der gegenüber dem Jahr 2016 (2,1%) etwas schwächere Zuwachs der Produktion resultiert lediglich aus der geringeren Anzahl von Arbeitstagen. Auch im Jahr 2018 dürfte die ostdeutsche Wirtschaft mit 2,0% so kräftig wie in Deutschland insgesamt zulegen.

Authors Oliver Holtemöller

„In den vergangenen drei Jahren expandierte die ostdeutsche Wirtschaft trotz un­günstigerer demographischer Entwicklung schneller als die Gesamtdeutschlands. Dies dürfte im Jahr 2017 nicht mehr der Fall sein, wie Indikatoren für das Produzie­rende Gewerbe, die Auftragseingänge und die Beschäftigtenentwicklung im ersten Halbjahr 2017 nahelegen“, sagt Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makro­ökonomie und Vizepräsident am IWH. So ist der Boom am Bau im Westen wohl noch ausgeprägter als in Ostdeutschland. Gemäß den aktuellen Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen der Länder hat die Produktion in Ostdeutschland im ersten Halb­jahr 2017 mit 1,3% sogar deutlich langsamer gegenüber dem ersten Halbjahr 2016 zugelegt als in West-deutschland (2,1%). Ausschlaggebend war dafür vor allem eine schwächere Expansion in den ostdeutschen Wachstumszentren Berlin mit Branden­burg und Sachsen. Allerdings dürfte dies auf eine schwache und mittlerweile über­wundene schwächere Produktionsentwicklung im zweiten Halbjahr 2016 zurück­gehen. „Im laufenden Jahr ist die Konjunktur in Ost und West wohl etwa wieder gleich kräftig. Sie hat sogar noch etwas an Schwung gewonnen, weil zur schon seit längerem star­ken Binnennachfrage im ersten Halbjahr 2017 auch eine deutliche Expansion der Exporte trat“, so Holtemöller.

Dementsprechend setzt sich auch in Ostdeutschland der Beschäftigungsaufbau fort. Im Jahr 2017 wird die Erwerbstätigkeit mit 1,5% wohl genau so kräftig zunehmen wie in Westdeutschland. Die registrierte Arbeitslosigkeit nimmt weiter ab. Im Jahr 2017 dürften 643 000 Personen arbeitslos gemeldet sein. Die – auf die Erwerbs­personen bezogene – Arbeitslosenquote wird wohl bei 7,5% liegen.

Hintergrund: Das IWH hat im Sommer 2017 seinen Jahresbericht zur wirtschaftlichen Entwicklung in Ostdeutschland vorgelegt. Darin wurde ein Anstieg des Bruttoinlands­proodukts in Ostdeutschland (mit Berlin) um 1,8% für das Jahr 2017 prognostiziert.* Wegen der jüngst guten Konjunkturentwicklung in Gesamtdeutschland wird diese Prognose leicht nach oben revidiert. Am 28.09.2017 stellen die Wirtschaftsforschungs­institute unter Beteiligung des IWH ihre Konjunkturprognose für Deutschland insge­samt vor, vgl. Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose: Aufschwung weiter kräftig – An­spannungen nehmen zu. Herbst 2017. Kiel 2017. In dieser Pressemitteilung wird beschrieben, welche Implikationen sich aus der aktuellen Prognose für Deutschland ins­gesamt für Ostdeutschland ergeben.

*  Vgl. Altemeyer-Bartscher, M.; Heimpold, G.; Holtemöller, O.; Lindner, A.; Titze, M. (2017): Ost­deutsche Wirtschaft: Rückstand bleibt trotz kräftigem Aufschwung groß, Finanzausgleich fließt auch nach Reform vor allem in den Osten. Konjunktur aktuell Jg. 5 (3), 2017.

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