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Kooperationsbeziehungen können komplementäre Wissensbestände zusammenführen
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Kooperationen in Forschungsrahmenprogrammen der Europäischen Union Auf einer Seite lesen

Der folgende Abschnitt untersucht nun, ob in Konsortien mit mindestens einem sächsischen Partner weitere sächsische Akteure eingebunden sind. Ist dies der Fall, so spräche das für die Bedeutung des eingangs beschriebenen regionalen Transfers von Wissen auch im Kontext internationaler FuE-Zusammenarbeit.

Potenziale für intrasächsischen Wissenstransfer über Forschungsrahmenprogramme der EU

Als Maß für die Kooperationsintensität wird die Anzahl der Kontakte berechnet, die sächsische Akteure zu Partnern im eigenen Land bzw. in den anderen Ländern hatten. Die Informationen stammen aus der so genannten ECORDA-Datenbank und wurden entsprechend aufbereitet. Angenommen ein Konsortium  wird von fünf Partnern beantragt; zwei stammen aus Sachsen, einer aus Bayern, einer aus Frankreich und einer aus Polen. In diesem Fall wird ein Kontakt Sachsen/Sachsen gezählt, einmal Sachsen/übrige Alte Länder (Bayern), einmal Sachsen/übrige EU 15 (Frankreich) und einmal Sachsen/übrige EU 28 (Polen). Die Ermittlung der Kooperationsintensität erfolgt durch Auszählung über alle Konsortien.

Die Informationen über die Beteiligung der sächsischen Akteure aus Wissenschaft und Wirtschaft sind in der Tabelle dargestellt. Der obere Teil beinhaltet die Ergebnisse der Analyse aus dem Jahr 2013 und ist zu Vergleichszwecken erneut aufgenommen. Hier wurden Kooperationsstrukturen in Bundesprogrammen aus zwei Zeiträumen miteinander verglichen. Im Zeitraum von 1995 bis 2000 entfielen von insgesamt 5 258 Kontakten mit mindestens einer sächsischen Beteiligung 705 Kontakte (13,4%) auf die Kombination Sachsen/Sachsen. Die Kooperationsintensität erhöhte sich im Zeitraum von 2005 bis 2010 auf 27,8%. Die Potenziale für den Austausch personengebundenen Wissens haben sich demgemäß beachtlich erhöht.

In den Forschungsrahmenprogrammen der EU kommen nun Kooperationspartner aus dem Ausland hinzu (unterer Teil der Tabelle). In dem betreffenden Zeitraum gab es insgesamt 7 734 (6 444 + 1 290) Kontakte mit mindestens einem sächsischen Akteur;  5 837 (rund 75%) davon entfallen auf Akteure aus der sächsischen Wissenschaft. Die Tabelle offenbart auch, dass 6 444 von 7 734 aller Kontakte sächsischer Akteure (rund 83%) mit dem Ausland bestehen. Die Internationalität der Konsortien ist eine Voraussetzung für ihre Förderfähigkeit.

Die Förderregularien schließen jedoch nicht aus, auch weitere inländische Partner an dem Konsortium zu beteiligen. Im konkreten Fall kann nunmehr überprüft werden, aus welchen Regionen Deutschlands die 1 290 Partner aus Konsortien mit mindestens einer sächsischen Beteiligung kommen. 

Hier stammen 108 (8,4%) aus Sachsen – der überwiegende Teil (rund drei Viertel) aber sind Partner aus den Alten Ländern. Die Quote variiert zwischen Akteuren aus der Wissenschaft und der Wirtschaft. Im Bereich der sächsischen Wirtschaft ist die Kooperationsintensität (13,6%) höher als bei Akteuren der Wissenschaft (6,5%). Dieses Muster zeigte sich schon in den Bundesprogrammen. Insgesamt entspricht die innersächsische Kooperationsintensität des
7. Forschungsrahmenprogramms der EU in etwa derjenigen bei den Bundesprogrammen in der zweiten Hälfte der 1990er Jahre.

Aus internationaler Sicht lässt sich erkennen, dass 4 978 von 6 444 ausländischen Kooperationspartnern (rund 77%) aus Ländern der
EU 15 stammen. Der Anteil von Partnern aus osteuropäischen Ländern (übrige EU 28) ist mit rund 10% nur unwesentlich größer als derjenige von Partnern aus dem übrigen Europa (rund 9%).

Fazit

Der vorliegende Beitrag zeigt, dass auch in internationalen Forschungskonsortien, wie jenen, die über das
7. Forschungsrahmenprogramm der EU gefördert werden, Kooperationsbeziehungen zwischen sächsischen Akteuren zustandekommen. Die Intensität ist zweifelsfrei niedriger als in vergleichbaren Programmen der Bundesförderung, da der Fokus auf der Zusammenarbeit mit internationalen Partnern liegt. Nichtsdestotrotz sind in Konsortien mit sächsischer Beteiligung mehr sächsische Partner als Partner aus den Nachbarländern Sachsen eingebunden.

Kooperationspartner in räumlicher Nähe sind wichtig für den Austausch von personengebundenem Wissen, denn dieser basiert auf einer besonderen Vertrauensbasis. Diese Vertrautheit aber kann nur entstehen, wenn die Akteure in einer gewissen Regelmäßigkeit von „Angesicht zu Angesicht“ miteinander interagieren.

Die Analysen haben gezeigt, dass auch in Forschungsrahmenprogrammen der EU durchaus mehrere sächsische Akteure in einem (internationalen) Konsortium involviert sind. Zusammen mit den früheren Befunden bezüglich der Bundesprogramme deutet dies auf Potenziale für eine räumliche Wissensdiffusion hin. Konstellationen, bei denen mehrere sächsische Akteure in einem EU-Konsortium aktiv sind, weisen zudem darauf hin, dass sowohl local buzz als auch global pipelines angelegt sind. Aus Sicht der einschlägigen Literatur ist dies positiv zu werten.

Eine interessante Forschungsfrage, die sich aus den Erkenntnissen des Beitrags ableitet, ist, welche Akteure in Bundes- und welche in EU-Programmen miteinander kooperieren, und ob es Überlappungen gibt. Zum aktuellen Stand der Forschung ist nicht bekannt, ob die Akteure in den Bundesprogrammen mit denen in den Forschungsrahmenprogrammen der EU identisch sind. Sollten sich diese Akteure nämlich unterscheiden, dann ließen sich durch eine solche Analyse die Wissensflüsse sehr viel detaillierter nachzeichnen und möglicherweise bislang unbekannte Verbindungen aufspüren.

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in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 6, 2014

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Am 1. und 2. Dezember 2014 fand am IWH in Zusammenarbeit mit dem Centre interuniversitaire de recherche en économie quantitative (CIREQ), Montréal, und der Martin-Luther Universität Halle-Wittenberg (MLU) der 15. IWH-CIREQ Macroeconometric Workshop statt. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem In- und Ausland folgten auch in diesem Jahr der Einladung, ihre neuesten Forschungsarbeiten auf dem Gebiet der angewandten Makroökonometrie vorzustellen.

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Für die dynamische Entwicklung einer Volkswirtschaft sind neben innovativen Neugründungen auch Betriebsschließungen von zentraler Bedeutung. Denn mit der Schließung unprofitabler Unternehmen sind gesamtwirtschaftliche Effizienzsteigerungen verbunden.

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Grußwort

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in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 6, 2014

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Am 1. November 2014 habe ich die Leitung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle übernommen. Das Amt ist verbunden mit einem Lehrstuhl für Volkswirtschaftslehre an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg. Als in den Neuen Ländern beheimatetes wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut soll das IWH auch unter meiner Leitung weiterhin ein Advokat Ostdeutschlands bleiben und die wirtschaftliche Entwicklung sowie die Wirtschaftspolitik der ostdeutschen Länder und Osteuropas im europäischen Kontext kritisch begleiten.

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