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IWH-Tarif-Check: Trotz kräftig steigender Tariflöhne in der Metall- und Elektroindustrie realer Netto-Lohnverlust im Jahr 2023

Nach mehrjähriger pandemiebedingter Pause wieder reguläre Tariflohnerhöhungen für die Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie Die Tarifvertragsparteien in der Metall- und Elektroindustrie haben sich erstmalig seit der Corona-Pandemie auf eine Stufenerhöhung der Tariflöhne in Höhe von 5,2% ab Juni 2023 und von 3,3% ab Mai 2024 geeinigt. Zusätzlich wurden zwei lohnsteuer- und sozialversicherungsabgabenfreie Inflationsausgleichsprämien von jeweils 1 500 Euro vereinbart, die zu Beginn des Jahres 2023 und 2024 gezahlt werden. Der Tarifvertrag läuft bis Ende September 2024. Auch gibt es ab dem Jahr 2023 einen Anstieg des bereits früher vereinbarten jährlich gezahlten Zusatzentgelts.

24. November 2022

Autoren Oliver Holtemöller Birgit Schultz

Nachdem es im Jahr 2022 in der Metall- und Elektroindustrie aufgrund der kräftig gestiegenen Inflation einen deutlichen realen Netto-Tariflohnverlust von 6½% gab, wurden im Tarifvertrag vom 18. November 2022 deutliche Lohnzuwächse vereinbart. So steigt beispielsweise für einen Beschäftigten in der Lohngruppe 7, in der Arbeitnehmer nach abgeschlossener dreijähriger Berufsausbildung eingruppiert sind, der Tariflohn im Jahr 2023 insgesamt um 7,5% und im Jahr 2024 nochmals um 4,2%. Dieser Zuwachs ergibt sich aus dem Tariflohnanstieg im Juni 2023 um 5,2% sowie der Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 1 500 Euro und einem Anstieg beim Zusatzbetrag zum tariflichen Zusatzentgelt. Im Jahr 2024 nimmt der Tariflohn ab Mai um 3,3% zu, und die Einmalzahlungen werden nochmals in Höhe des Vorjahres gezahlt.

Die von den Tarifparteien vereinbarte Inflationsprämie darf dabei steuerfrei ausgezahlt werden, sodass keine zusätzliche Lohnsteuer anfällt. Der vom Gesetzgeber vorgesehene Inflationsausgleich bei der Einkommensteuer soll eine rein inflationsbedingt höhere Lohnsteuerbelastung vermeiden. Ebenso wird die zusätzliche Belastung durch die im Jahr 2023 vorgesehenen Erhöhungen des Zusatzbeitrags zur gesetzlichen Krankenversicherung und die Erhöhung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung durch die ebenfalls sozialversicherungsabgabenfreie Inflationsprämie abgemildert.

Schon seit dem vergangenen Jahr schießen die Energie- und Lebensmittelpreise in die Höhe und treiben die Inflation in weiteren Gütergruppen an. Die Inflation dürfte im Verlauf des Jahres 2023 erst allmählich nachlassen und im Jahresdurchschnitt nochmals mit 9,5% höher liegen als in diesem Jahr. Die Teuerung ist somit größer als die Tariflohnerhöhung um 7,5%. Erst im Jahr 2024 dürfte die Preisdynamik deutlich zurückgehen und im Jahresmittel zu einer Inflation von 2,7% führen. Damit dürfte es für die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie dann wieder einen realen Netto-Lohnzuwachs geben. Die lohnsteuer- und sozialversicherungsabgabenfreie Inflationsausgleichsprämie in Höhe von insgesamt 3 000 Euro erhöht vor allem den realen Netto-Verdienstzuwachs in den unteren Entgeltgruppen.

Alle bisherigen Ausgaben des IWH-Tarif-Checks sind auch auf der IWH-Website nachzulesen.

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