Was bringt die Wissenschaft für die Wirtschaft in einer Region? Regionale Innovations-, Wachstums- und Einkommenseffekte von öffentlichen Hochschulen und Forschungseinrichtungen am Beispiel der Region Halle

In neueren regionalökonomischen Theorien wird davon ausgegangen, dass die räumliche Nähe sowie Netzwerkbeziehungen zwischen den Unternehmen und anderen Akteu-ren in einer Region eine erhebliche Rolle für regionale Innovations- und Wachstumsprozesse spielen. Als „andere Akteure“ werden nicht zuletzt die öffentlichen Wissen-schaftseinrichtungen (Hochschulen und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen) angeführt. Wissenschaftseinrichtungen sind vor allem deshalb für regionale Entwicklungsprozesse von Bedeutung, weil sie zwei Faktoren relativ unmittelbar beeinflussen können, denen heute ein entscheidender Einfluss auf die wirtschaftliche Entwicklung beigemessen wird. Diese Faktoren sind das Humankapital (in der Gestalt von Absolventen der Hochschulen sowie der an den Wissenschaftseinrichtungen tätigen Wissenschaftler) und das von den Wissenschaftseinrichtungen produzierte Wissen, insbesondere das nicht-kodifizierte Wissen („tacit knowledge“), das an die Person eines Forschers und damit an seinen Standort gebunden ist.

01. Februar 2005

Autoren Peter Franz Diana Roth Martin T. W. Rosenfeld

Vor diesem Hintergrund wird gerade in den strukturschwachen Regionen der neuen Bundesländer im Vorhandensein von hochwertigen Wissenschaftseinrichtungen einer der wenigen möglichen Hebel für eine Beschleunigung des wirtschaftlichen Aufholprozesses gesehen. Um die Frage beantworten zu können, inwieweit diese Erwartungen realistisch sind, wurde am IWH von März 2001 bis Oktober 2004 das Forschungsprojekt „Was bringt die Wissenschaft für die Wirtschaft in einer Region?“ durchgeführt, das vom Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt finanziell gefördert wurde, und dessen Ergebnisse im vorliegenden Band publiziert werden. Exemplarisch wurden im Rahmen dieses Projekts die Wissenschaftseinrichtungen in der Region Halle daraufhin untersucht, welche Effekte sie auf die wirtschaftliche Entwicklung des Landes Sachsen-Anhalt sowie der Region Halle ausüben. Durch die Differenzierung zwischen Sachsen-Anhalt insgesamt sowie der Region Halle wurde versucht, die Bedeutung von räumlicher Nähe für die Nutzung von Wissenstransfers durch die Unternehmen zu ermitteln. Im Ergebnis der Untersuchungen werden einige Strategien vorgeschlagen, mit deren Hilfe die Politik die in einer strukturschwachen Region vorhandenen Potenziale der Wissenschaftseinrichtungen noch stärker als bislang für die Entwicklung der regionalen Wirtschaft nutzbar machen könnte. Über diese Vorschläge wie auch über den nach wie vor bestehenden Bedarf an weiteren Forschungen zur regionalwirtschaftlichen Bedeutung von Wissenschaftseinrichtungen wurde im Rahmen von zwei Workshops intensiv diskutiert, die im Juni 2002 an der Wittenberger Leucorea sowie im April 2004 am IWH durchgeführt wurden. Dabei fand auch ein intensiver Austausch mit den Bearbeitern von zwei parallel (an der Hochschule Harz sowie an der Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg) realisierten Forschungsprojekten statt. Die Ergebnisse der Diskussionen, die bei den Workshops geführt wurden, haben Eingang in die vorliegende Studie gefunden.

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