IWH-Insolvenztrend: Insolvenzzahlen sinken noch weiter ab

Die Anzahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften lag im August unter dem Allzeittief aus dem Juli. Auch die Zahl der betroffenen Jobs sinkt auf das niedrigste Niveau seit Erfassung im IWH-Insolvenztrend. Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) liefert mit dem IWH-Insolvenztrend ein monatliches Update zum bundesweiten Insolvenzgeschehen.

Autoren Steffen Müller

Die Zahl der Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften lag laut IWH-Insolvenztrend im August bei 570. Sie liegt damit 11% unter dem bisherigen Allzeittief aus dem Vormonat (vgl. Abbildung 1). Die Insolvenzzahlen liegen zudem 15% unter den bereits sehr niedrigen Werten aus dem Vorjahresmonat, in dem die Insolvenzantragspflicht noch ausgesetzt war.

Die Analyse des IWH zeigt, dass in den größten 10% der Unternehmen, deren Insolvenz im August gemeldet wurde, etwa 3.000 Jobs betroffen waren. Auch diese Zahl markiert den tiefsten Stand seit Erfassung im Insolvenztrend. Die Zahl der betroffenen Jobs liegt 23% unter dem bisherigen Tiefststand aus dem Juni 2021 und 82% unter dem Vorjahreswert (vgl. Abbildung 2).

Auch im langfristigen Vergleich sind diese Zahlen extrem niedrig. So meldeten vor knapp 20 Jahren im Mittel 2.000 Personen- und Kapitalgesellschaften pro Monat Insolvenz an, erklärt Steffen Müller, der am IWH die Abteilung Strukturwandel und Produktivität und die dort angesiedelte Insolvenzforschung leitet. „Aufgrund staatlicher Stützungsmaßnahmen spiegeln die anhaltend niedrigen Insolvenzzahlen nicht das tatsächlich Insolvenzgeschehen wider“, so Müller. Zwar trägt die gute wirtschaftliche Entwicklung zur entspannten Situation bei den Insolvenzen bei, allerdings haben selbst in der langanhaltenden Boomphase zwischen 2010 und 2018 immerhin etwa 1.000 Personen- und Kapitalgesellschaften monatlich den Gang zum Insolvenzgericht angetreten.

„Um einen immer größer werdenden Rückstau an Insolvenzen zu vermeiden, sollten laufende Unterstützungsmaßnahmen zügig auf den Prüfstand“, empfiehlt Müller. So war das besonders großzügige Kurzarbeitergeld bei Ausbruch der Pandemie zwar wichtig für die Stabilisierung der Wirtschaft. Derzeit wird es aber noch immer undifferenziert auch für gescheiterte Unternehmen in Branchen gezahlt, die von der Pandemie nicht betroffen sind und einen Boom erleben. Das verhindert Strukturwandel und gefährdet Innovation und wirtschaftliche Entwicklung.

Deutlich schneller als die amtliche Statistik liefert der IWH-Insolvenztrend des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) jeden Monat einen belastbaren Befund zum bundesweiten Insolvenzgeschehen für Personen- und Kapitalgesellschaften. Die Ergebnisse weisen nur geringfügige Abweichungen von den amtlichen Zahlen auf, die mit etwa zwei Monaten Zeitverzug eine umfassende Einschätzung der Lage erlauben (vgl. Abbildung 3). Der IWH-Insolvenztrend ist deshalb ein verlässlicher Frühindikator. Für seine Analysen wertet das IWH die aktuellen Insolvenzbekanntmachungen der deutschen Registergerichte aus und verknüpft sie mit Bilanzkennzahlen betroffener Unternehmen. Dank seiner langjährigen Expertise, gebündelt in der IWH-Insolvenzforschungsstelle, gehört das Institut bundesweit zu den führenden Einrichtungen auf diesem Themengebiet.

Mehr zur IWH-Insolvenzforschungsstelle und zur Methodik hinter dem IWH-Insolvenztrend: www.iwh-halle.de/insolvenzforschung.

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