Der Umweltschutzsektor und seine Bedeutung für den Arbeitsmarkt

Angesichts einer anhaltend hohen Arbeitslosigkeit in Deutschland besitzt der Umweltschutzsektor wegen seiner überdurchschnittlich hohen Wachstumsraten schon seit geraumer Zeit einen hohen beschäftigungspolitischen Stellenwert. Bei der empirischen Erfassung dieses Bereichs bestehen allerdings bis heute erhebliche methodische Probleme, die im Rahmen dieses Bandes erörtert und für die - soweit möglich - Lösungsmöglichkeiten aufgezeigt werden. Das Buch basiert auf den Forschungsergebnissen der Arbeitsgruppe Umwelt und Beschäftigung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und Beiträgen externer Autoren. Die Ergebnisse wurden in einem Workshop im Juni 2001 in Halle vorgestellt und diskutiert. 

31. Januar 2002

Autoren Jens Horbach

Wiltinger verschafft in ihrem Beitrag zunächst einen umfangreichen Überblick zu den wesentlichen Studien, die sich mit den Beschäftigungseffekten des Umweltschutzes in Deutschland befasst haben. Damit gelingt es ihr auch, die Dynamik der Umweltschutzbeschäftigung aufzuzeigen, obwohl die Studien im Hinblick auf ihre Methodik nur bedingt vergleichbar sind.

Horbach, Blien, von Hauff analysieren anschließend den Umweltschutzmarkt und die damit verbundene Beschäftigung anhand von Daten des Betriebspanels des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Diese Vorgehensweise ist aus methodischer Sicht neu, da hier erstmals Fragen zu Umweltschutzgütern und -dienstleistungen im Rahmen einer repräsentativen Betriebsbefragung erhoben wurden. Komar verwendet dieselbe Datenbasis, um Besonderheiten des Umweltschutzmarktes und der Umweltschutzbeschäftigung in den neuen Bundesländern aufzuzeigen. Er versucht, die Marktchancen ostdeutscher Umweltschutzanbieter und die Perspektiven der ostdeutschen Umweltschutzbeschäftigung herauszuarbeiten.

Von Hauff, Stickel untersuchen die Arbeitsmarktbedeutung des Umweltschutzmarktes in Hessen. Datenbasis ist dabei eine Befragung hessischer Anbieter von Umweltschutzgütern und -dienstleistungen.

Neben der quantitativen Bedeutung der Umweltschutzbeschäftigung, die in den vorangehenden Aufsätzen im Mittelpunkt stand, ist im Beitrag von Horbach die Frage von Interesse, welchen Einfluss umweltpolitische Maßnahmen für die Beschäftigungsstruktur in Deutschland hatten. In Deutschland ist die Beschäftigung in umweltbelastenden Branchen von 1960 bis 1998 deutlich gesunken. Durch den Bedeutungsgewinn "umweltfreundlicher" Branchen wurden die Beschäftigungsverluste allerdings überkompensiert. Im Mittelpunkt des Beitrags steht eine ökonometrische Analyse der Bestimmungsgründe dieser Entwicklungen.

Halstrick-Schwenk versucht, die langfristigen Auswirkungen einer Umweltpolitik unter dem Leitbild der nachhaltigen Entwicklung auf die Beschäftigung zu konkretisieren und für einen überschaubaren Zeitraum zu quantifizieren. Sie kommt u. a. zu dem Ergebnis, dass ein hohes Umweltbewusstsein der Verbraucher, umwelttechnische Innovationen der Unternehmen und gezielte umweltpolitische Maßnahmen in langfristiger Perspektive zu einer Vereinbarkeit von Wachstums- und Umweltzielen führen können.

Hentrich analysiert positive Beschäftigungseffekte des Umweltschutzes für das Fallbeispiel Abfallwirtschaft anhand eines nachfrageorientierten Untersuchungsansatzes. In den nächsten Jahren werden umfangreiche Investitionen in den Ausbau der Entsorgungsinfrastruktur insbesondere die Errichtung von Abfallbehandlungsanlagen notwendig. Dies wird zwar zu einer Erhöhung der Entsorgungskosten führen. Dem steht jedoch neben langfristigen Umweltverbesserungen und Einsparungen im Bereich der Deponienachsorge auch ein Zuwachs an Beschäftigung in der Abfallwirtschaft und bei der Produktion von Umweltschutzgütern gegenüber.

Legler, Gehrke, Schmoch analysieren Deutschlands Position auf den internationalen Märkten für Umweltschutzgüter. Dabei zeigt sich gerade aus internationaler Sicht die Bedeutung des Qualifikationsniveaus der Beschäftigten im Umweltbereich, da sich viele Umweltschutzprodukte auf forschungs- und wissensintensive Industrien und Dienstleistungsbereiche konzentrieren.

Dreger untersucht die kurzfristigen Auswirkungen steigender Rohölpreise auf Produktion und Beschäftigung, die mit den Effekten einer Erhöhung der Mineralölsteuer im Zuge einer ökologischen Umgestaltung des Steuersystems vergleichbar sind. Als Instrument der empirischen Analyse wird das makroökonometrische Modell des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle herangezogen. Dreger gelangt zu dem Ergebnis, dass bei einem unveränderten Verhalten der wirtschaftspolitischen Akteure davon auszugehen ist, dass die realen Wirkungen steigender Rohölpreise moderat bleiben.

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