Sachsen-Anhalts Mittelstand weiter im Rückwärtsgang
Danach bewertete knapp die Hälfte der befragten Unternehmen (49,5%) die Geschäftslage mit „sehr gut“ bzw. „gut“. Der Anteil der positiven Meldungen war damit niedriger als im Vorjahr (51,0%). Fast jeder zehnte Befragte (9,4%) bezeichnete die Geschäftslage als mangelhaft oder ungenügend.
„Die Konjunkturwende ist anscheinend auf das kommende Jahr verschoben. Immer noch belasten Industrieschwäche und Verbraucherzurückhaltung den Mittelstand“, sagt Martin Plath, Geschäftsführer von Creditreform in Halle (Saale). Auch sei die versprochene Entlastung der Unternehmen bei den Kosten bislang ausgeblieben.
Erneut überwiegen bei den Unternehmen die Umsatzeinbußen: 30,7% der Befragten verzeichneten ein Umsatzminus. Nur 23,6% erzielten ein Umsatzplus, nachdem es im Vorjahr noch 27,7% waren. Vor allem im Handel und auch im Dienstleistungsgewerbe wurden häufiger Umsatzrückgänge gemeldet.
„Die negative Lagebeurteilung speziell im Handel weist auf eine anhaltende Schwäche des privaten Konsums hin. Darüber hinaus dürfte auch die Verlagerung der Distributionswege zum Online-Geschäft den Handel in Sachsen-Anhalt belasten“, ergänzt Axel Lindner, stellvertretender Leiter der Abteilung Makroökonomik am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH).
Konjunkturaufschwung verschoben, Geschäftserwartungen weiter zurückhaltend
Die Geschäftserwartungen der mittelständischen Unternehmen in Sachsen-Anhalt sind ein Spiegelbild der schwierigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Nur 20,9% der Befragten erwarten einen steigenden Umsatz im laufenden Geschäftsjahr. Damit sind die Unternehmen pessimistischer als im Vorjahr, als immerhin 25,3% der Befragten eine Verbesserung erwartet hatten. Mit 25,7% überwiegt der Anteil der Unternehmen, die mit einem Umsatzrückgang rechnen. Schlechte Geschäftsaussichten meldet vor allem der Handel.
Die Investitionsbereitschaft im Mittelstand liegt aktuell unter dem Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Nur 46,6% der Unternehmen planen ein Investitionsvorhaben (2024: 52,3%). Hauptursache für die Zurückhaltung dürften die schwachen Konjunkturaussichten sein.
Personalabbau im Mittelstand
Im Mittelstand kam es in den vergangenen zwölf Monaten zu einem Personalabbau. Nahezu jedes vierte Unternehmen (23,2%) meldet einen Rückgang der Beschäftigtenzahl. Nur knapp ein Fünftel der Unternehmen (19,1%) hat das Personal aufgestockt. Von dem Stellenabbau waren mit Ausnahme des Dienstleistungssektors alle Wirtschaftsbereiche betroffen. Neben der schwachen Auftragslage sind auch altersbedingte Abgänge für den Rückgang verantwortlich. Die weiteren Personalplanungen der Unternehmen sind geprägt von großer Zurückhaltung. Die überwiegende Mehrheit der Befragten (75,9%) will den Personalbestand unverändert lassen. 16,7% (Vorjahr: 19,0%) planen, die Belegschaft aufzustocken, sofern die nötigen Fachkräfte zur Verfügung stehen.
„Der Mittelstand in Sachsen-Anhalt glaubt nicht an eine schnelle Konjunkturwende“, bewertet Creditreform-Sprecher Plath die Geschäftsaussichten der Unternehmen. Viele Firmen würden auch zunehmend die Attraktivität des Standortes infrage stellen.
IWH-Konjunkturforscher Lindner ergänzt: „Positiv fällt allerdings auf, dass die Unternehmen im Verarbeitenden Gewerbe Investitionen ausweiten und Personal aufstocken wollen.“ Jedoch würden gerade expandierende Unternehmen durch den Fachkräftemangel ausgebremst.
Bürokratie: Belastung nimmt zu
Die Investitionszurückhaltung im Mittelstand hat zu einem Anstieg der Eigenkapitalquoten beigetragen. 40,5% der Unternehmen erreichen mittlerweile eine hohe Eigenkapitalquote von über 30% (Vorjahr: 39,3% der Befragten). Allerdings ist auch der Anteil der Unternehmen mit einer niedrigen Eigenkapitalquote unter 10% gestiegen (von 25,5% auf 28,1%), was bei anhaltender Wirtschaftsflaute die Unternehmensstabilität bedroht.
Vermehrt mussten Unternehmen aus dem Mittelstand Kredite zur Finanzierung laufender Kosten in Anspruch nehmen. 10,3% der Befragten befürchten, den steigenden Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können (Vorjahr: 11,4%).
Der bürokratische Aufwand hat nach Ansicht der mittelständischen Wirtschaft weiter zugenommen. 77,4% der Befragten meldeten gestiegene gesetzliche Auflagen und Anforderungen. Die befragten Unternehmen kritisieren vor allem, dass weniger Zeit bleibt, um Aufträge abzuarbeiten und zu bewältigen (81,3% der Befragten) und sich Leistungen und Produkte durch vermehrte Bürokratie verteuern (53,8% der Befragten).
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