Die Erneuerung des Dienstleistungssektors in den neuen Bundesländern

Diese umfangreiche Studie zeichnet ein Bild von den besonderen Nachfrage- und Angebotseffekten, durch die der Erneuerungsprozess des ostdeutschen Dienstleistungssektors maßgeblich bestimmt wurde. Dazu zählen auf der Nachfrageseite die vergleichsweise niedrigen Einkommen in den neuen Bundesländern sowie die Ost-West-Transfers und auf der Angebotsseite die beruflichen Qualifikationen der Erwerbspersonen.

01. Oktober 1999

Autoren Gerald Müller

Die Studie untersucht, welche mit der Transformation verbundenen Besonderheiten auf die Entwicklung des Dienstleistungssektors in den neuen Bundesländern gewirkt haben, welche Einflußpotentiale weiterhin bestehen und ob bereits entstandene Strukturen tragfähig sind. Die Erneuerung des Dienstleistungssektors verlief seit der Wiedervereinigung überaus dynamisch. Etwa 400.000 zusätzliche Arbeitsplätze sind im Bereich der privaten Dienstleistungen zwischen 1989 und 1997 entstanden, und etwa 250.000 neue Unternehmen wurden in den ersten Jahren nach der Wende gegründet. Das Dienstleistungsangebot in den neuen Bundesländern ist heute für den Endverbraucher ausgesprochen gut - was die Quantität, die Qualität und auch die Originalität der angebotenen Leistungen betrifft.
Dennoch zeigt die Studie eine Reihe von Problemen auf. Beispielsweise sind verglichen mit Westdeutschland in Ostdeutschland relativ wenige Erwerbstätige in Branchen tätig, die produktionsnahe Dienstleistungen anbieten. Dies hängt sicherlich mit der gleichfalls geringen Bedeutung des Verarbeitenden Gewerbes in den neuen Bundesländern zusammen. Eine besondere Chance liegt jedoch für die neuen Bundesländer in der Erschließung von neuen Geschäftsfeldern im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologien.

Mit Bezug auf die Nachfrage der privaten Haushalte stellt sich die Frage, ob die Dienstleistungsnachfrage in Ost- und Westdeutschland Unterschiede bezüglich des Niveaus aber auch bezüglich der Struktur aufweist und wie sich diese Unterschiede gegebenenfalls erklären lassen. Die Studie untersucht zudem, welchen Einfluß die West-Ost-Transfers auf die ostdeutsche Entwicklung hatten. Dabei bestätigt sich die Vermutung, daß die Transfers positiv auf die Nachfrage nach Dienstleistungen gewirkt haben. Die Betrachtung der beruflichen und fachlichen Qualifikationen der Erwerbstätigen im Bereich der produktionsnahen Dienstleistungen zeigt schließlich, daß die Erwerbstätigen - aber auch die Arbeitsuchenden - in Ostdeutschland im Schnitt formal höher qualifiziert sind als westdeutsche Erwerbspersonen, jedoch fehlt es an ganz bestimmten beruflichen und fachlichen Qualifikationen.

Außerdem in diesem Heft

-Make Work Pay- Kombilohnkonzepte in den USA und Großbritannien - ein Literatursurvey

Lioba Trabert

in: Forschungsreihe, Nr. 7, 1999

Abstract

Derzeit werden in Deutschland verschiedene Modelle zur Reform des Steuer- und Transfersystems und zur Subventionierung eines Niedriglohnsektors diskutiert. Der Hintergrund dieser Reformansätze ist die Umgestaltung der Sozialtransfers, die in der jetzigen Ausgestaltung durch hohe Transferentzugsraten negative Anreize zur Aufnahme einer gering entlohnten Beschäftigung setzen. Bei hohen Transferentzugsraten kommt es zu der Situation, daß trotz einer Steigerung des Erwerbseinkommens keine wesentliche Erhöhung des verfügbaren Einkommens folgt, da die Transfers gleichzeitig gekürzt werden. Es entsteht eine sogenannten "Arbeitslosigkeitsfalle", in der sich die Aufnahme einer Beschäftigung für Transferempfänger kaum lohnt. Die Fehlanreize des Steuer- und Transfersystems stellen vor allem für Personen mit niedriger Produktivität und entsprechend geringen potentiellen Löhnen ein Problem dar.

Publikation lesen

Ihr Kontakt

Für Wissenschaftler/innen

Für Journalistinnen/en

Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft LogoTotal-Equality-LogoGefördert durch das BMWK