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Internationale Konjunkturprognose und konjunkturelle Szenarien für die Jahre 2024 bis 2029

In der vorliegenden Studie werden zunächst die weltweiten konjunkturellen Aussichten für das Ende des Jahres 2024 und für die Jahre 2025 bis 2029 dargestellt. Dabei wird folgender Länderkreis betrachtet: Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Schweden, Schweiz, Slowakei, Spanien und Tschechien.

09. Juli 2025

Autoren Andrej Drygalla Oliver Holtemöller Axel Lindner

Die Weltwirtschaft expandiert gegenwärtig mit etwas geringeren Raten als in der Dekade vor der COVID-19-Pandemie. Das Tempo hat sich seit fast zwei Jahren kaum verändert. Haupttriebkraft der weltwirtschaftlichen Expansion blieben bis zuletzt die Dienstleistungen, auch wenn sich die Industrieproduktion, die im vergangenen Jahr lediglich stagniert hatte, im ersten Halbjahr in den Schwellenländern etwas belebt hat. In den USA nahm die gesamtwirtschaftliche Produktion nicht mehr ganz so rasch zu wie im Vorjahr. Dagegen lösten sich Großbritannien und der Euroraum aus der Stagnation. In China expandierte die Wirtschaft weiter nur moderat, denn die Krise auf dem Immobilienmarkt an und strahlt weiter auf den privaten Konsum aus. Weltweit hat sich der Rückgang der Inflationsraten den Sommer über fortgesetzt, und die meisten Zentralbanken haben mit Zinssenkungen begonnen. Auch wenn die Leitzinsen in den kommenden Quartalen weiter gesenkt werden dürften, wirkt die Geldpolitik in den meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften noch einige Zeit restriktiv. Auch die Finanzpolitik dürfte in der kurzen Frist in den meisten Ländern leicht restriktiv wirken. In der kurzen Frist dürfte die Weltwirtschaft weiter wenig Schwung entwickeln. Rezessive Tendenzen sind aber nicht wahrscheinlich. Angesichts der vielerorts robusten Arbeitsmärkte und des, wenn auch langsamen, Rückgangs der Inflation dürfte nachfrageseitig der private Konsum die wesentliche Konjunkturstütze bilden.

Risiken für die Weltwirtschaft gehen weiterhin von den geopolitischen Spannungen aus, vor allem dem anhaltenden Krieg Russlands gegen die Ukraine, den Feindseligkeiten im Nahen Osten und den Drohungen Chinas gegenüber Taiwan. Damit bleibt die Unsicherheit für wirtschaftliche Entscheider hoch, und insbesondere eine Eskalation der Konflikte in erdöl- oder erdgasreichen Regionen könnte die Energiepreise wieder kräftig steigen lassen. Risiken bestehen zudem hinsichtlich der globalen Handelskonflikte und im Hinblick auf die künftige Ausrichtung der US-Politik nach den dortigen Präsidentschaftswahlen. Handelsbarrieren wirken sich nicht nur negativ auf die Exporte aus, sondern wirken auch preistreibend, wenn Importe mit hohen Zöllen belegt werden.

Die wahrscheinlichste wirtschaftliche Entwicklung in dem betrachteten Länderkreis (Basisszenario) wird anhand grundlegender volkswirtschaftlicher Kennzahlen, etwa der Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts, beschrieben. Es wird auch die Entwicklung für den Fall skizziert, dass die Weltwirtschaft eine ungünstige Wendung nimmt (schweres Negativszenario). Dieses Szenario ist so gewählt, dass die gesamtwirtschaftliche Produktion in der betrachteten Ländergruppe im Jahr 2025 gemäß der aus dem Modell resultierenden Wahrscheinlichkeitsverteilung nur mit einer Wahrscheinlichkeit von 1% noch geringer ausfällt.

Im Basisszenario steigt die Produktion im betrachteten europäischen Länderkreis im Jahr 2024 um 1,0% und im Jahr 2025 um 1,6%. Im Fall eines schweren Einbruchs geht hier die Produktion im Jahr 2025 um 2,5% zurück. Besonders stark betroffen ist die Produktion in Irland, der Slowakei, Tschechien, Griechenland und in Spanien. Die deutsche Produktion wird vom weltwirtschaftlichen Schock zwar deutlich stärker als die Chinas und der USA, aber etwas weniger als im Durchschnitt der in dieser Studie betrachteten europäischen Ländergruppe getroffen. Die länderspezifischen Szenarien erlauben auch eine Antwort auf die Frage, wie stark die deutsche Wirtschaft von dem Wirtschaftseinbruch eines bestimmten Landes aus dem europäischen Länderkreis betroffen ist. Die Produktionsverluste für Deutschland liegen im Krisenjahr bei 0,2 bis 0,3 Prozentpunkten, wenn es zu einer schweren Rezession in einem der folgenden Länder kommt: Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien, Polen und Niederlande. Umgekehrt führt ein schwerer konjunktureller Einbruch in Deutschland im selben Jahr zu einem spürbaren Rückgang des Produktionszuwachses in den meisten anderen Volkswirtschaften des betrachteten Länderkreises. Im Szenario mehrjähriger negativer Angebotsschocks, etwa aufgrund von Engpässen entlang der internationalen Wertschöpfungsketten, sinkt die Produktion, die Inflation steigt und mit in geringerem Ausmaß die Zinsen, so dass sie real zurückgehen. Dadurch wird der Produktionseinbruch ein Stück weit gebremst.

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