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IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Gute Aussichten nach schwachem Start in das Jahr 2016

Das Bruttoinlandsprodukt der ostdeutschen Flächenländer ist von Januar bis März dieses Jahres – saisonbereinigt nach dem Berliner Verfahren – um 0,1% gegenüber dem starken Schlussquartal 2015 gestiegen. Damit expandierte die Produktion in den Neuen Bundesländern deutlich langsamer als in den Alten (0,5%). Zwar hat auch hier das Baugewerbe von der günstigen Investitionskonjunktur und dem milden Winter profitiert, die Industrie ist jedoch zurückgeblieben, und die gewerblichen Dienstleister expandierten nur moderat. Gegenüber dem Start im Vorjahr erhöhte sich die wirtschaftliche Leistung um 0,7%.

17. August 2016

Autoren Franziska Exß Udo Ludwig

Auch für die ostdeutsche Wirtschaft kamen die Konjunkturimpulse im ersten Quartal 2016 aus dem Inland. Während das Baugewerbe dank der gestiegenen Nachfrage vor allem nach Wohnimmobilien neue Produktionshöhepunkte erreichte, schwächelte die Industrieproduktion. Trotz der deutschlandweit anziehenden Nachfrage nach Maschinen, Geräten und Fahrzeugen mussten die Hersteller von industriellen Investitionsgütern und von Vorleistungsgütern in den Neuen Bundesländern herbe Rückschläge einstecken. Dagegen konnten die Produzenten von langlebigen Konsumgütern an der kräftigen Nachfrage der privaten Haushalte und des Staates partizipieren. Die Erzeuger von Verbrauchsgütern hatten mit dem Preisverfall bei Milch- und Fleischprodukten zu kämpfen; das drückte auf die Wertschöpfung im umsatzstarken Ernährungsgewerbe. Ihre Verkäufe im Ausland konnten die Konsumgüterproduzenten deutlich erhöhen. In den Alten Bundesländern erhöhte sich die industrielle Wertschöpfung im ersten Quartal kräftig.

Im Dienstleistungssektor konnten alle Gewerbe Produktionszuwächse erzielen. Handel und Gastgewerbe kam die steigende Konsumfreude der privaten Haushalte zugute, die moderate Aufwärtstendenz im Bereich Verkehr, Information und Kommunikation sowie Unternehmensdienstleistungen setzte sich fort. Das im vergangenen Jahr im Zuge der Bewältigung des Flüchtlingszustroms kräftig gestiegene Leistungsniveau der öffentlichen Verwaltungen in den Ländern und Kommunen blieb auch zu Jahresbeginn hoch.

Im zweiten Quartal 2016 dürfte die wirtschaftliche Dynamik zulegen. Dafür spricht trotz des Wegfalls der Sondereffekte infolge des milden Winters und der zuletzt rückläufigen Auftragseingänge im Verarbeitenden Gewerbe das insgesamt anhaltend gute Konjunkturklima. Die Auftragsbestände in Industrie und Baugewerbe sind hoch, und die Umsätze der Industrie zogen zu Beginn des neuen Quartals an. Die vom IWH befragten Industrie- und Baubetriebe melden mehrheitlich günstige Geschäftsaussichten, auch wenn die Produktionserwartungen leicht nachgegeben haben. Mit viel Zuversicht sehen die Produzenten von Konsumgütern den kommenden Monaten entgegen. Die Maschinen- und Anlagenbauer sind laut Konjunkturumfrage des Fachverbands verhalten optimistisch. Die Ausgaben für Asylsuchende dürften infolge der sinkenden Anzahl der Neuankömmlinge die Konjunktur nur noch wenig stützen. Alles in allem wird ein Produktionszuwachs von 0,3% erwartet.

Außerdem in diesem Heft

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Konjunktur aktuell: Deutsche Binnenkonjunktur weiter im Aufwind

Arbeitskreis Konjunktur des IWH

in: Konjunktur aktuell, Nr. 2, 2016

Abstract

Die deutsche Wirtschaft befindet sich nach wie vor in einem moderaten Aufschwung. Der anhaltende Beschäftigungsaufbau führt zu spürbaren Einkommenssteigerungen, und der Fall der Energiepreise hat die Kaufkraft der privaten Haushalte deutlich erhöht. Beides treibt den privaten Konsum, aber auch die Wohnungsbauinvestitionen, welche überdies von den sehr niedrigen Zinsen beflügelt werden. Allerdings bleiben die Exporte angesichts der schwachen internationalen Dynamik in diesem und im nächsten Jahr eher verhalten. Alles in allem dürfte das deutsche Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 1,8% und im Jahr 2017 um 1,6% zunehmen.

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Ostdeutsche Wirtschaftspolitik muss umdenken: Nur mit Investitionen in Köpfe lässt sich weiter aufholen

Hans-Ulrich Brautzsch Franziska Exß Oliver Holtemöller Axel Lindner Brigitte Loose Udo Ludwig Birgit Schultz

in: Konjunktur aktuell, Nr. 2, 2016

Abstract

Für das Jahr 2016 prognostiziert das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) einen Anstieg des ostdeutschen Bruttoinlandsprodukts um 1,7% (Deutschland insgesamt: 1,8%). Maßgeblicher Treiber ist wie in Deutschland insgesamt die Binnennachfrage. Insbesondere profitiert die Wirtschaft von der hohen Dynamik des Dienstleistungssektors in Berlin. Der Zuwachs in den ostdeutschen Flächenländern bleibt dagegen mit 1,3% wieder hinter dem in Westdeutschland zurück. Um wirtschaftlich aufzuholen, sollten Bildung und Forschung im Mittelpunkt der Wachstumspolitik stehen; mit traditioneller Förderpolitik lassen sich keine weiteren Aufholerfolge mehr erzielen.

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