Inhalt
Seite 1
Unkonventionelle Geldpolitikmaßnahmen
Seite 2
Kein „Abladen“ von Wertpapieren an die EZB
Seite 3
SMP-Einfluss auf den Wettbewerb maßgeblich durch Bewertungseffekte getrieben Auf einer Seite lesen

Kein „Abladen“ von Wertpapieren an die EZB

Es ist denkbar, dass sich positive Effekte für Banken mit SMP-Wertpapieren vor allem aus einem „Abladen“ der Vermögenswerte an die EZB statt aus einer Wertsteigerung ergeben. Um dies zu testen, werden die Banken in drei Gruppen unterteilt: Je nachdem, ob die Anzahl der SMP-Effekte im Portfolio im Verlauf des Programms gestiegen, gesunken oder gleichgeblieben ist, werden sie als increasers, reducers oder stayers bezeichnet.

Die meisten der regionalen Banken, die SMP-Vermögenswerte besaßen, haben die Anzahl dieser Wertpapiere in ihrem Portfolio während der Laufzeit des Programms weder verringert noch erhöht, zählen also zur Gruppe der stayers. Unter jenen regionalen Banken, welche die Anzahl ihrer SMP-Vermögenswerte verändert haben, gab es mehr increasers als reducers, vor allem gegen Ende des Programms. Es gibt also wenig Anzeichen dafür, dass die regionalen deutschen Banken Staatsanleihen aus den europäischen Ländern mit erhöhten Risikoaufschlägen im großen Rahmen an die EZB „abgeladen“ haben.

Steigerung der Marktanteile zugunsten der SMP-Banken

Es kann ein positiver Wettbewerbseffekt des Programms gemessen an den Marktanteilen beobachtet werden: Banken mit SMP-Vermögenswerten hatten nach dem Start des Programms Marktanteile, die 60 Basispunkte (d. h. 0,6 Prozentpunkte) höher lagen als die der nicht betroffenen Banken. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die durchschnittlichen Marktanteile der Banken ohne SMP-Vermögenswerte in ihrem jeweiligen Landkreis um 22% lagen, ist das ein moderater Effekt. Er gibt jedoch einen Anhaltspunkt für die möglichen unbeabsichtigten Konsequenzen unkonventioneller Geldpolitik. Auch wenn die regionalen Sparkassen und Genossenschaftsbanken isoliert betrachtet werden, bleibt dieser Effekt signifikant und positiv. Er lässt sich auch dann noch beobachten, wenn die Zeitspanne, in der das SMP lief, ausgeklammert wird und lediglich die Marktanteile vor Beginn des Programms mit denen nach dessen Beendigung verglichen werden. Banken mit SMP-Vermögenswerten als Teil ihres Portfolios konnten zudem ihre Marktanteile sowohl im Bereich der Kundenkredite als auch bezüglich der Depositen und des Bruttovermögens ausbauen.

Denkbar ist, dass der beschriebene Effekt nicht durch das SMP, sondern ein anderes Politikereignis ausgelöst wurde. In Frage kämen z. B. der Übergang der EZB zu einer Politik der vollen Zuteilung bei den Refinanzierungsgeschäften bei festen Zinssätzen oder Entwicklungen auf dem Interbankenmarkt. Um sicherzustellen, dass die beobachteten Unterschiede der Marktanteile tatsächlich auf das SMP zurückzuführen sind, wurden für eine Reihe von zeitlich parallelen Politikereignissen mit möglichen Effekten entsprechende Kontrollvariablen eingeführt.

Es bleibt die Frage, ob die Banken mit und ohne im Rahmen des Programms angekaufte(n) Vermögenswerte(n) sich in Bezug auf andere Eigenschaften zu sehr unterschieden, um den Effekt auf das SMP zurückzuführen. Um dies zu überprüfen, wurde eine alternative Stichprobe von Banken gebildet, die keine der im Rahmen des SMP aufgekauften Vermögenswerte gehalten haben, und diese in einem so genannten Matching-Verfahren Banken mit SMP-Vermögenswerte mit ähnlichen Eigenschaften im letzten Quartal vor dem Start des Programms zugeordnet. Der positive Effekt der SMP-Vermögenswerte auf die Marktanteile bestätigt sich bei anschließender Wiederholung der vorherigen Analyse.

Nächste Seite
SMP-Einfluss auf den Wettbewerb maßgeblich durch Bewertungseffekte getrieben

Empfohlene Publikationen

Inside Asset Purchase Programs: The Effects of Unconventional Policy on Banking Competition

Michael Koetter Natalia Podlich Michael Wedow

in: ECB Working Paper Series, Nr. 2017, 2017

Abstract

We test if unconventional monetary policy instruments influence the competitive conduct of banks. Between q2:2010 and q1:2012, the ECB absorbed Euro 218 billion worth of government securities from five EMU countries under the Securities Markets Programme (SMP). Using detailed security holdings data at the bank level, we show that banks exposed to this unexpected (loose) policy shock mildly gained local loan and deposit market shares. Shifts in market shares are driven by banks that increased SMP security holdings during the lifetime of the program and that hold the largest relative SMP portfolio shares. Holding other securities from periphery countries that were not part of the SMP amplifies the positive market share responses. Monopolistic rents approximated by Lerner indices are lower for SMP banks, suggesting a role of the SMP to re-distribute market power differentially, but not necessarily banking profits.

Publikation lesen

Außerdem in diesem Heft

cover_wirtschaft-im-wandel_2017-3.jpg

Aktuelle Trends: Ertragslage der ostdeutschen Betriebe verbessert sich stetig

Steffen Müller

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2017

Abstract

Ostdeutschland weist auch mehr als 25 Jahre nach der deutschen Vereinigung eine um circa ein Viertel geringere Arbeitsproduktivität als Westdeutschland auf. Wesentlich geringer ist der Rückstand jedoch bei der Ertragslage. Vor elf Jahren machten etwa 70% der westdeutschen Betriebe und 65% der ostdeutschen Betriebe Gewinne. Nach einem kurzen Knick um die Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 ist dieser Anteil kontinuierlich auf 80% im Westen und 76% im Osten angestiegen. Das bedeutet, dass sich beide Landesteile bei dieser Kennzahl seit geraumer Zeit mit recht geringem Abstand im Gleichschritt bewegen.

Publikation lesen

cover_wirtschaft-im-wandel_2017-3.jpg

Jamaika

Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2017

Abstract

Deutschland hat gewählt. Die Wahl hat große Verluste für die Volksparteien SPD und CDU gebracht, beide sind auf historische Tiefststände in der Wählergunst gesunken. Zusammen haben CDU und SPD nur noch knapp 54% der Stimmen; der Tag, an dem eine so genannte Große Koalition keine Mehrheit mehr haben wird, scheint nicht mehr fern. Für die CDU waren die Verluste noch deutlich dramatischer als für die SPD, was aber nicht so sehr ins Gewicht fällt, weil die CDU noch immer stärkste Partei ist und die Kanzlerin stellen kann. Allerdings kann sie nicht alleine regieren. Nachdem die SPD sich zumindest vorläufig (wenn auch nicht völlig glaubwürdig) aus der Regierungsbildung verabschiedet hat, bleibt also nur eine Jamaika-Koalition zwischen CDU, FDP und den Grünen.

Publikation lesen

cover_wirtschaft-im-wandel_2017-3.jpg

Arbeit ohne Sinn gefährdet die Produktivität

Sabrina Jeworrek

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2017

Abstract

Arbeit ohne Sinn ruft nicht nur negative Emotionen wie Enttäuschung oder das Gefühl, ersetzbar zu sein, hervor; vielmehr wird auch die zukünftige Arbeitsmotivation der Beschäftigten beeinflusst. Eine experimentelle Studie, die auf einer realen Arbeitssituation beruht, zeigt, dass Beschäftigte einen signifikant niedrigeren Arbeitseinsatz leisten, wenn ein vorangegangenes Projekt seinen ursprünglichen Sinn verloren hat. Die Information, dass das Projekt auch einen alternativen Zweck erfüllte, kompensiert die negativen Effekte allerdings vollständig, sowohl was den Arbeitseinsatz als auch den emotionalen Zustand der Beschäftigten angeht. Unternehmen und Personalverantwortliche sollten daher die Sinnhaftigkeit von Arbeitsaufgaben klar an ihre Beschäftigten kommunizieren sowie versuchen, auch gescheiterten Projekten eine Sinnhaftigkeit beizumessen.

Publikation lesen

cover_wirtschaft-im-wandel_2017-3.jpg

Nationale Aufsicht versus Europäische Bankenunion: Unterscheidet sich die Beurteilung der Einflussfaktoren systemischen Risikos von Banken?

Thomas Krause Talina Sondershaus Lena Tonzer

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2017

Abstract

Als Reaktion auf die Finanzkrise unterliegt das Finanzsystem zahlreichen neuen regulatorischen Änderungen. Zum einen wurden bestehende mikroprudenzielle Regeln für Eigenkapital und Liquidität verschärft. Zum anderen wurden makroprudenzielle Instrumente eingeführt. Makroprudenzielle Regulierung hat dabei zum Ziel, systemische Risiken im Finanzsystem frühzeitig zu erkennen, zu reduzieren und somit die Finanzmarktstabilität zu erhöhen. Zudem wurde mit der Einführung der Bankenunion die Aufsicht der größten Banken des Euroraums der Europäischen Zentralbank (EZB) übertragen. Diese Studie untersucht, ob das systemische Risiko von Banken unterschiedlich groß ist, wenn eine europäische im Vergleich zu einer nationalen Perspektive eingenommen wird. Im Anschluss wird die Frage geklärt, welche Faktoren systemisches Risiko beeinflussen und ob sich diese Faktoren zwischen der nationalen und europäischen Ebene unterscheiden. Es zeigt sich, dass Banken auf nationaler Ebene im Durchschnitt etwas mehr zum systemischen Risiko beitragen, wobei es große Unterschiede zwischen Banken und Ländern gibt. Zudem haben größere und profitablere Banken sowie Banken, deren Geschäftsmodell durch eine geringere Kreditvergabe geprägt ist, ein höheres systemisches Risiko.

Publikation lesen

cover_wirtschaft-im-wandel_2017-3.jpg

3rd IWH-FIN-FIRE Workshop on Challenges to Financial Stability – ein Tagungsbericht

Lena Tonzer

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2017

Abstract

Zum dritten Mal in Folge fand am 28. und 29. August 2017 in den Räumen des IWH in Halle (Saale) der sich großer Beliebtheit erfreuende und vom IWH sowie dem „FIRE“ Research Center der Frankfurt School of Finance & Management gemeinschaftlich organisierte IWH-FIN-FIRE-Workshop statt.

Publikation lesen

Ihr Kontakt

Für Wissenschaftler/innen

Für Journalistinnen/en

Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft LogoTotal-Equality-LogoGefördert durch das BMWK