IWH-Industrieumfrage in Ostdeutschland zum Jahresauftakt 2006: Umsatzprognose auch 2006 ohne Beschäftigungseffekte
Sophie Wörsdorfer
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 3,
2006
Abstract
Das Verarbeitende Gewerbe entwickelte sich im Jahr 2005 bei einem Umsatzzuwachs von 6,9% gegenüber 2004 deutlich günstiger als die ostdeutsche Wirtschaft insgesamt. Die konjunkturelle Erholung der Industrie schlägt sich auch in der guten Ertragslage der Betriebe nieder: drei von fünf Unternehmen schrieben im vergangenen Jahr Gewinne. Dabei befindet sich ein besonders hoher Anteil an erfolgreichen Unternehmen unter den Exporteuren, von denen ca. 67% das Jahr 2005 mit Gewinn abschlossen. Für dieses Jahr erwartet das Gros, d. h. mehr als zwei von drei Firmen, einen Anstieg der Umsätze. Insgesamt veranschlagten die Unternehmen ein Umsatzplus von 2,5%. Die Erwartungen dürften aber eher den unteren Rand des Möglichen kennzeichnen. Trotz der Umsatzsteigerung ist keine Entspannung am Arbeitsmarkt in Sicht. Dort, wo für 2006 positive Zuwachsraten beim Umsatz veranschlagt werden, ist in lediglich 38% der Fälle auch eine Personalaufstockung beabsichtigt. Insgesamt wird es keinen Aufbau der Beschäftigung geben: so steht einer leichten Aufstockung der Beschäftigtenzahl im Investitionsgütergewerbe (+4%) die Reduzierung des Personalbestands in der Konsumgüterindustrie gegenüber (-5,6%). In diesem Zusammenhang dürften sowohl Produktivitätsreserven als auch Kündigungsmodalitäten sowie die Langfristigkeit der Personalplanung eine Rolle spielen.
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Das deutsche Anerkennungs- und Akkreditierungssystem vor neuen Herausforderungen
Ulrich Blum, Isabelle Jänchen
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 3,
2006
Abstract
Die Konformitätsbewertung von Produkten und Leistungen, insbesondere die Zertifizierung bestimmter Qualitätseigenschaften, spielt in der modernen Wirtschaft zur Erzeugung von Markttransparenz, die der Wettbewerb allein nicht zu leisten vermag, eine große Rolle. Die Bundesregierung hat sich die Aufgabe gestellt, das deutsche Akkreditierungs- und Konformitätsbewertungssystem zu reformieren und dabei insbesondere den Unterschied zwischen einem gesetzlich geregelten und einem nichtgeregelten, also weitgehend privat organisierten Bereich aufzugeben. Dies soll geschehen, um den Vorgaben des „new approach“, also der Begünstigung von privaten Aktivitäten im Rahmen der Liberalisierung unter dem Dach klarer Normvorgaben, wie die Europäische Kommission dies im Lissabon-Protokoll fordert, zu ermöglichen. Wird eine Zertifizierungsleistung wettbewerbsmäßig erbracht, so besteht die Gefahr einer Qualitätsverschlechterung, weil der Wettbewerbsdruck Preise erodiert und damit eine Leistungsanpassung nach unten erzwingt. Dieser „race to the bottom“ muß im Rahmen eines Akkreditierungs- und Konformitätsbewertungssystems auf privatwirtschaftlicher Basis verhindert werden. Aus diesem Grund müssen ökonomische Anreize gesetzt werden, die es erlauben, Qualität von Nichtqualität unterscheidbar zu machen. Der Artikel führt aus, wie die Rahmenbedingungen der Akkreditierung in Deutschland verändert und welche ökonomischen Anforderungen an das System gestellt werden. Dabei ist es erforderlich, den Konformitätsbewertungsstellen die Freiheit zu geben, sich strategisch so aufzustellen, daß sie die Reputation ihrer Leistung signalisieren können.
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Editorial
Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 3,
2006
Abstract
Die wirtschaftliche Leistung in Deutschland ist seit vier Quartalen nicht mehr gesunken. Das Geschäftsklima in den Unternehmen befindet sich seit Monaten auf einem Höhenflug. All dies geschieht, obwohl der den Wahlkampf beherrschende radikale Politikwechsel in den ersten 100 Tagen der neuen Regierungskoalition ausgeblieben ist. Was ist das für ein Phänomen? Hat die Stimmung von der realen Lage abgehoben oder handelt es sich um eine ganz normale Erscheinung in einer Aufschwungphase? Für beide Erklärungen finden sich Daten und Fakten.
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Angewandte Industrieökonomik: Theorien, Modelle, Anwendungen
Ulrich Blum, Simone Müller, Andreas Weiske
,
2006
Abstract
Das moderne Unternehmertum stellt eine Mischung aus Bürgersinn und Abenteurertum dar. Bürgersinn bedeutet Wirtschaftlichkeit und Ehrlichkeit, letztlich das Beachten der Marktregeln; Abenteurertum bedeutet Aufbruch zu neuen Ufern, Pioniergeist, Innovation, Wettbewerb - und damit auch die mögliche Vernichtung des Konkurrenten. Der moderne Unternehmer ist damit in der Beschreibung von Werner Sombart (1913) janusköpfig und bedarf daher einer speziellen Wirtschaftsgesinnung, die Max Weber (1905) ausgiebig erörtert hat und die der Gewinnerzielung eine positive moralische Qualität zumißt. Die Theorie der Unternehmung der Neoklassik enthält nichts von dieser Qualität des realen Unternehmertums. Es ist die moderne Industrieökonomik, die versucht, Modelle zu entwickeln, die der Wirklichkeit näher stehen und eine empirischen Überprüfung erlauben. Sie steht in vielerlei Hinsicht methodisch auf einer neoklassischen Basis, die durch das Konzept des strategischen Handelns, also eines Verhaltens, das die Reaktionen der anderen am Markt Beteiligten in das eigene Kalkül einbezieht, verbreitert ist. Dabei werden Elemente der Evolutionsökonomik, der Risikotheorie und der modernen Informationstheorie einbezogen. Die großen Fragen des Unternehmers, der letztlich am Markt einen höheren als den Normalgewinn am Markt anstrebt, lauten: Unter welchen Bedingungen soll ich in den Markt eintreten - und wann werden potentielle Konkurrenten dies ebenfalls tun? Wie soll ich meine Preise setzen und welche Reaktionen muß ich erwarten? Wie kann ich dem Mitbewerber freundliches Verhalten signalisieren? Wie kann ich mich von anderen Anbietern unterscheiden? Welche Bedeutung hat dabei Innovation und Werbung? Vorgestellt wird dies in drei großen Kapiteln über Technologie und Marktstruktur, über Preissetzung und Signals sowie über Forschung, Entwicklung und Innovation, die jeweils zu Anfang die zugrundeliegenden Verhaltensmuster in einem gesellschaftlichen - gelegentlich einem historischen Kontext aufzeigen und abschließend die wirtschaftspolitischen Implikationen benennen. Diesen vorangestellt sind drei Kapitel; von dieses führt das erste in das strategische Denken als intellektuellen Kern der Industrieökonomik ein; anschließend wird die klassische "alte" Industrieökonomik als Kern einer bis heute vor allem für die Wettbewerbsleitbilder des Kartellrechts bedeutsamen Wettbewerbsleitbilder dargestellt. Schließlich werden die neoklassischen Basismodelle präsentiert. Weiterhin wird jedes Kapitel durch Übungsaufgaben mit Lösungsskizzen ergänzt.
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Schrumpfende Regionen in Ostdeutschland - Bleibt die Angleichung der Lebensverhältnisse eine Illusion?
Joachim Ragnitz
Externe Publikationen,
Nr. 6,
2005
Abstract
Ausgehend von der absehbaren demographischen Entwicklung in Ostdeutschland und ihrer regionalwirtschaftlichen Implikationen wird für eine Neudefinition des Gebots der "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse" plädiert. Diese sollte stärker als bisher Überlegungen zur "Chancengerechtigkeit" in den Mittelpunkt rücken. Dabei werden auch Handlungsoptionen für verschiedene Typen von ostdeutschen Regionen abgeleitet und für einen offensiven Umgang mit disparitären regionalwirtschaftlichen Entwicklungen geworben.
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IWH-Industrieumfrage im Januar 2006: Optimistische Erwartungen heizen das Geschäftsklima an
Sophie Wörsdorfer
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 2,
2006
Abstract
Im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe haben zu Jahresbeginn die Auftriebskräfte weiter die Oberhand, wie die IWH-Befragung unter rund 300 Industrieunternehmen signalisiert. So setzte sich die seit einigen Monaten anhaltende Erwärmung des Geschäftsklimas auch im Januar fort, wobei die Urteile zu Lage und Aussichten zusammengenommen den Stand vom November 2005 um fünf Saldenpunkte übertreffen. Dahinter verbirgt sich eine gegenläufige Entwicklung der beiden Komponenten: die Geschäftslage für das Verarbeitende Gewerbe insgesamt hat sich gegenüber der vergangenen Befragung verschlechtert, wohingegen die Geschäftserwartungen erheblich positiver als in der Vorperiode ausfallen.
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IWH-Bauumfrage Ostdeutschland zum Jahresauftakt 2006: etwas stabilere Ertragslage, Erwartungen weniger pessimistisch
Brigitte Loose
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 2,
2006
Abstract
Aufgrund von Sonderfaktoren, wie Vorzieheffekte infolge der Kürzung der Eigenheimzulage, Restmaßnahmen zur Beseitigung der Flutschäden und einzelne Großprojekte, wurde die bis 2002 beobachtete steile Abwärtsbewegung der Baunachfrage auch im Jahr 2005 abgebremst. Die Rückgänge waren sowohl im Wohnungsbau als auch im Nichtwohnbau mit etwa 6% nahezu so hoch wie im Jahr zuvor. Laut Umfrage des IWH im Dezember 2005 hat diese Entwicklung zu einer Stabilisierung der Ertragslage im Baugewerbe geführt. Die Bauunternehmen verharren in weit geringerem Maße als im Jahr zuvor in der Verlustzone. Zugleich ist die Fluktuation innerhalb der Gruppe der Gewinnunternehmen geringer geworden. Für das laufende Jahr 2006 bleiben die befragten Unternehmen zwar in der überwiegenden Mehrheit skeptisch, die erwarteten Einbußen fallen aber mit etwa 2½ Prozent geringer aus als im Jahr zuvor.
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Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 2,
2006
Abstract
Alea jacta est – die Würfel sind geworfen, und sie sind gefallen. Wie der Rückzug der Springer-Gruppe von der Übernahme der Pro7/SAT1-Mediengruppe für den Medienstandort Deutschland, die Unternehmenswerte und schließlich die Beschäftigten zu bewerten ist, das wird die Zukunft, mithin der Wettbewerb, der Unbekanntes hervorbringt, zeigen. Was wissen wir – insbesondere die für die Untersagung Verantwortlichen – über die nun unmögliche alternative Entwicklung? Sind die Gründe für die Untersagung nachzuvollziehen?
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Ineffiziente Strukturen in der deutschen Kommunal-
wirtschaft? – Das Beispiel der Trinkwasserversorgung in Ostdeutschland
Peter Haug
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 2,
2006
Abstract
Die kleinteilig strukturierte deutsche Wasserwirtschaft wird von Ökonomen gerne als Beispiel für erhebliche Effizienzsteigerungspotentiale durch Unternehmenskonzentration angesehen, was sich beispielsweise mit der Ausnutzung von Größenvorteilen (economies of scale) und folglich einer kostengünstigeren Versorgung der Bevölkerung rechtfertigen lasse. Demgegenüber stehen aber die Ergebnisse etlicher empirischer Untersuchungen im Ausland, deren Befunde keine eindeutigen Rückschlüsse auf das Vorhandensein von Größenvorteilen in der öffentlichen Wasserversorgung zulassen. Eine aktuelle Untersuchung des IWH für die ostdeutsche Wasserwirtschaft liefert nun Ergebnisse einer Effizienzanalyse für deutsche Wasserversorger. Zu diesem Zweck wurde eine Data-Envelopment- Analyse (DEA) durchgeführt, wobei hier das Hauptaugenmerk auf der Abhängigkeit der sog. Skaleneffizienz von der Unternehmensgröße lag. Zur Absicherung der Ergebnisse wurden außerdem die Parameter einer aggregierten Produktionsfunktion der Wasserversorger mittels Regressionsanalyse geschätzt und daraus Rückschlüsse auf die Skalenelastizität gezogen. Die Ergebnisse der Data Envelopment Analyse legen nahe, daß nur sehr kleine Wasserversorger (jährliche Wasserabgabe weniger als 0,5 Mio. m3) mit Effizienzgewinnen durch Unternehmenszusammenschlüsse oder andere Formen der Ausweitung der Wasserabgabemenge rechnen können. Die Schätzergebnisse der aggregierten Produktionsfunktion bestätigten die Hypothese vom Vorliegen von signifikanten Größenvorteilen in der ostdeutschen Wasserversorgung ebenfalls nicht. Unter dem Gesichtspunkt einer möglichst kostengünstigen Versorgung der Bevölkerung durch Nutzung potentieller Größenvorteile kann zumindest auf der Basis dieser Ergebnisse und in Bezug auf die Trinkwasserversorgung nur eine flexiblere Handhabung, nicht jedoch eine Aufhebung des Örtlichkeitsprinzips der kommunalen Wirtschaftstätigkeit befürwortet werden.
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Deutsche Wirtschaft 2006/2007: Aufschwung mit Januskopf
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 1,
2006
Abstract
Deutschland hat nach mehreren Anläufen inzwischen seinen Weg zum zyklischen Aufschwung gefunden. Er führt – wie seit längerem vorhergesagt – vom Export über die Anregung der Investitionsaktivitäten zur Beschleunigung des gesamtwirtschaftlichen Produktionsanstiegs. Der Konsum der privaten Haushalte bleibt hingegen wegen der ungenügenden Beschäftigungseffekte zurück. Im Jahr 2006 wird er nun ein wenig Schwung erhalten – allerdings mit Schützenhilfe. Die Finanzpolitik ist zwar restriktiv ausgerichtet. Die für den 1. Januar 2007 angekündigte Mehrwertsteuererhöhung wird die privaten Haushalte jedoch zu vorgezogenen Käufen veranlassen und das gesamtwirtschaftliche Wachstum im Jahr 2006 beflügeln. Da diese Ausgaben 2007 fehlen werden, folgt eine Delle nicht nur im Konsum, sondern auch in der gesamtwirtschaftlichen Aktivität. Hier offenbart sich das Janusgesicht der staatlichen Eingriffe. Auf die politikinduzierte Stärkung des konjunkturellen Aufschwungs im Jahr 2006 wird eine Tempoverlangsamung folgen. Die Inlandsnachfrage bricht ein. Solange jedoch der Aufschwung in der Weltwirtschaft kräftig bleibt, ist die Gefahr einer rezessiven Entwicklung in Deutschland gering. Außerdem werden die Investitionen in Deutschland durch die zeitlich begrenzte Verbesserung der steuerlichen Abschreibungsbedingungen gestützt.
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