Ostdeutschland in der erweiterten EU: mehr Anpassungsdruck
Hubert Gabrisch
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 15,
2004
Abstract
Wachstum und Beschäftigung fallen in Ostdeutschland weiterhin unbefriedigend aus. Durch die Osterweiterung der EU wird der Wettbewerb für ostdeutsche Produzenten und Standorte intensiver werden. Langfristig werden Fördermittel wegfallen, sodass Wettbewerbsfaktoren wie Arbeitskosten und Innovationsaktivitäten auf Industrie- und Unternehmensebene an Bedeutung gewinnen werden. Vorerst droht jedoch kein Abbruch des Aufbauprozesses durch die Osterweiterung. Erstens zeichnet sich ab, dass etwaige Kürzungen in der EU-Förderung ostdeutscher Regionen weniger stark als ursprünglich erwartet ausfallen werden. Zweitens zeigt die gesamtwirtschaftliche Lohnstückkostenentwicklung in Ostdeutschland eine eher sinkende, in den neuen EU-Mitgliedsländern zunehmende Tendenz. Drittens signalisieren die für die ostdeutschen Industrieprodukte erzielten Absatzpreise Qualitäts- und Technologievorsprünge gegenüber den Industrien der Beitrittsländer. Diese Vorsprünge erschließen sich nicht bei einer gesamtwirtschaftlichen, sondern industriespezifischen Betrachtung. Diese macht auch deutlich, dass in vielen Industriezweigen Kosten- und Qualitätsanpassungen weiterhin notwendig sind. Das eigentliche Problem der ostdeutschen Wirtschaft ist aber ihre starke Abhängigkeit von der Nachfragedynamik der westdeutschen Wirtschaft. Solange dort keine nachhaltige und starke Belebung eintritt, kann auch in Ostdeutschland kaum beschäftigungswirksames Wirtschaftswachstum erwartet werden.
Artikel Lesen
Verliert der deutsche Export an gesamtwirtschaftlicher Antriebskraft?
Hans-Ulrich Brautzsch, Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 15,
2004
Abstract
Auf den ersten Blick scheinen die Exporte als Impulsgeber für die gesamtwirtschaftliche Produktion in Deutschland in letzter Zeit dramatisch an Bedeutung verloren zu haben. Während sie bis in die neunziger Jahre hinein nur zu 25% von Einfuhren gespeist wurden, kletterte ihr Importgehalt im Jahr 2000 auf 38%. Entsprechend hätte sich die Antriebskraft im Inland um 13 Prozentpunkte verringert. Der zweite Blick zeigt jedoch, dass dieser Sprung vor allem mit der Wiederausfuhr vorher importierter Güter verbunden ist. Die eigentliche Exportgüterproduktion in Deutschland absorbierte zwar im Jahr 2000 auch relativ mehr importierte Vorleistungsgüter als zuvor. Der direkte und indirekte Importgehalt an Vorleistungsgütern war aber mit 28% deutlich geringer als unter Einbezug der Wiederausfuhr und hat sich in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre nur um 6 Prozentpunkte erhöht. Dies spricht zwar auch für ein Sinken der Antriebskraft des Exports, ist aber weniger dramatisch und steht eher im Einklang mit dem allgemeinen Trend der zunehmenden Internationalisierung der nationalen Produktions- und Wertschöpfungsprozesse als mit der Ausbreitung einer „Basarökonomie“ in Deutschland. Während die Importe für die Wiederausfuhr eher keine in Deutschland hergestellten Güter verdrängen, gibt es im Vorleistungsgüterbereich Indizien für die Verlagerung arbeitsintensiver Produktionsabschnitte in das Ausland aufgrund von Kostenvorteilen. Der damit verbundene Entzug an Wertschöpfung und Arbeitsplätzen wird aber in Deutschland bislang überkompensiert durch die kräftigen absoluten Exportzuwächse.
Artikel Lesen
IWH-Bauumfrage im Oktober 2004: Geschäftsklima im Herbst etwas aufgehellt
Brigitte Loose
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 15,
2004
Abstract
Laut Umfrage des IWH unter 300 ostdeutschen Bauunternehmen wird das Geschäftsklima im Oktober sowohl im Vorjahresvergleich als auch gegenüber der vorangegangenen Befragung im August wieder etwas besser beurteilt. Ausschlaggebend dafür war, dass sich die aktuelle Geschäftslage nach der Eintrübung im Sommer dieses Jahres nun wieder etwas günstiger darstellt; die Bauunternehmen meldeten sogar einen mehrheitlich positiven Stand der laufenden Geschäfte. Die Urteile zu den Geschäftsaussichten, die bis in das Frühjahr des kommenden Jahres reichen, sind dagegen wieder erheblich zurückgeschraubt worden und verharren in etwa auf dem niedrigen Niveau vor Jahresfrist.
Artikel Lesen
Aktuelle Trends: Rückläufige Kapitalproduktivität in Ostdeutschland
Joachim Ragnitz
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 15,
2004
Abstract
Die Kapitalproduktivität – gemessen als Bruttoinlandsprodukt in Relation zum Kapitalstock – ist in Ostdeutschland seit Mitte der neunziger Jahre stark rückläufig. Ende der neunziger Jahre fiel sie sogar unter westdeutsches Niveau und betrug im Jahre 2001 – neuere Angaben liegen nicht vor – nur noch etwa 90% des westdeutschen Vergleichswertes. Ein wesentlicher Grund hierfür ist die schwache wirtschaftliche Entwicklung in den neuen Ländern, denn während der ostdeutsche Kapitalstock in den vergangenen fünf Jahren um durchschnittlich 6% pro Jahr gewachsen ist, blieb der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts mit jahresdurchschnittlich 1,1% deutlich dahinter zurück.
Artikel Lesen
Investitions- und Finanzierungsverhalten Multinationaler Unternehmen
Holger Zemanek
IWH Discussion Papers,
Nr. 197,
2004
Abstract
Seit einigen Jahren können internationale Handels- und Kapitalströme den beobachteten internationalen Konjunkturverbund – insbesondere zwischen den USA und Europa – nicht mehr hinreichend erklären. So hat sich beispielsweise der in den 1970er und 1980er Jahren bestehende enge Konjunkturzusammenhang zwischen Italien, Frankreich sowie Deutschland auf der einen und den USA auf der anderen in den 1990er Jahren aufgelöst, obwohl sich die Handelsverflechtungen zwischen diesen Ländern keinesfalls verringerten.
Artikel Lesen
Business Cycle Volatility in Germany
Claudia M. Buch, J. Doepke, C. Pierdzioch
German Economic Review,
2004
Abstract
Stylized facts suggest that output volatility in OECD countries has declined in recent years. The causes and the nature of this decline have so far been analyzed mainly for the United States. In this paper, we analyze whether structural changes in output volatility in Germany can be detected. We report evidence that output volatility has declined in Germany. It is difficult to answer the question whether this decline in output volatility reflects good economic and monetary policy or merely ‘good luck’.
Artikel Lesen
IWH-Industrieumfrage im September 2004: Geschäftslage auf breiter Front verbessert, Aussichten hingegen eingetrübt
Sophie Wörsdorfer
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 14,
2004
Abstract
Das Geschäftsklima im Verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands hat sich laut IWH-Umfrage unter rund 300 Unternehmen im September leicht erwärmt. Dabei zeichnen die Komponenten kein einheitliches Bild. Während sich die aktuelle Geschäftslage gegenüber der Vorperiode merklich gebessert hat, setzte sich die Eintrübung der Geschäftsaussichten fort. Nach wie vor bewerteten aber 68% der teilnehmenden Firmen die zukünftigen Geschäfte positiv. Auch fiel im September gegenüber Juli ein größerer Anteil der optimistischen Erwartungen auf die Antwortkategorie „gut“.
Artikel Lesen
Ostdeutsche Bauunternehmen im Schnitt mit schmalen Gewinnen
Brigitte Loose, Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 14,
2004
Abstract
Der Beitrag behandelt die Entwicklung der Kosten- und Ertragslage im Baugewerbe Ost- und Westdeutschlands seit Anfang der 90er Jahre. Im Zuge des Baubooms haben die ostdeutschen Anbieter von Bauleistungen Mitte der neunziger Jahre ihre Lohnstückkosten unter das westdeutsche Niveau senken können. In der zweiten Hälfte der neunziger Jahre gingen die Vorteile bei stark abnehmender Produktivität jedoch wieder verloren. Trotzdem werden im Schnitt Gewinne erwirtschaftet. Die Rendite liegt allerdings in den beiden zuletzt beobachteten Jahren 2001 und 2002 um etwa einen Prozentpunkt unter den westdeutschen Werten.
Artikel Lesen
Solidarpakt II: Anpassungen erforderlich
Joachim Ragnitz
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 14,
2004
Abstract
Auch im Jahre 2003 ist es den ostdeutschen Ländern nicht gelungen, die Vorgaben des Solidarpaktes einzuhalten, nach denen die vom Bund zur Verfügung gestellten Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen für Investitionen bzw. zum Ausgleich der unterproportionalen kommunalen Finanzkraft zu verwenden sind. Neben von den Ländern nicht zu vertretenden Faktoren (konjunkturbedingte Einnahmeausfälle, Politikfehler der Vergangenheit) spiegelt sich hierin auch wider, dass eine ausgabenseitige Konsolidierung bislang nicht gelungen ist. Inzwischen ist die finanzwirtschaftliche Situation der ostdeutschen Flächenländer mit Ausnahme Sachsens so angespannt, dass eine Erfüllung der Solidarpakt-Vorgaben in absehbarer Zeit kaum möglich erscheint. Allerdings weisen die Regelungen des Solidarpaktes II eine Reihe von Schwächen auf, so insbesondere, dass die Beschränkung der Mittelverwendung auf Investitionen im Sinne der traditionellen Haushaltssystematik nicht länger zeitgemäß erscheint. Es wird daher für eine Neudefinition der „aufbaugerechten Verwendung“ der SoBEZ plädiert. Auch dies ändert aber nichts daran, dass die ostdeutschen Länder und Gemeinden ihre ausgabenseitige Konsolidierungspolitik fortsetzen müssen, um eine Haushaltsnotlagensituation zu vermeiden.
Artikel Lesen
02.11.2004 • 37/2004
Innovative Kompetenzfelder, Produktionsnetzwerke und Branchenschwerpunkte der ostdeutschen Wirtschaft
Das Institut für Wirtschaftsforschung in Halle (IWH) hat eine empirische Untersuchung über die Branchenschwerpunkte, Produktionsnetzwerke und innovativen Kompetenzfelder in Ostdeutschland durchgeführt. „Diese Studie bringt mehr Transparenz in die wirtschaftlichen Strukturen der neuen Länder und zeigt, was in den letzten Jahren entstanden ist.“, hob Manfred Stolpe, der Beauftragte der Bundesregierung für die neuen Länder, hervor. Die Studie wurde im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr-, Bau- und Wohnungswesen erstellt.
Peter Franz
K. Schroeder
Pressemitteilung herunterladen