Messbar, aber milde: Auswirkungen des SMP-Wertpapier-Ankaufprogramms der EZB auf den regionalen Bankenwettbewerb in Deutschland
Friederike Altgelt, Michael Koetter
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 3,
2017
Abstract
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat mit dem Securities Markets Programme (SMP) im Mai 2010 ein Instrument unkonventioneller Geldpolitik eingeführt. Im Rahmen des SMP erwarb sie im Wert von 218 Mrd. Euro Staatsanleihen ausgewählter Länder, welche erhöhten Risikoaufschlägen am Kapitalmarkt ausgesetzt waren. Eine mögliche Nebenwirkung solcher Ankaufprogramme ist es, auch jene Banken zu stützen, die nicht zum direkten Adressatenkreis gehören, aber Anleihen betroffener Länder in ihren Portfolios hielten. Möglicherweise resultierende Refinanzierungs-, Ertrags-, und Liquiditätsvorteile für bevorteilte Banken könnten zu Wettbewerbsverzerrungen führen. Dieser Beitrag betrachtet deshalb die Wertpapierportfolios regionaler deutscher Banken, um den kausalen Effekt des SMP auf das Wettbewerbsverhalten zu identifizieren. Die empirischen Befunde belegen in der Tat eine statistisch nachweisbare Zunahme der lokalen Marktanteile jener regionalen Banken, welche Anleihen in ihren Portfolios hielten, die Teil des SMP waren. Während dieses Ergebnis somit einen Beleg für die Existenz unbeabsichtigter Nebenwirkungen unkonventioneller Geldpolitik darstellt, so ist auch festzuhalten dass diese Wettbewerbseffekte ausgesprochen klein sind. Somit ist zumindest für den regionalen Bankenmarkt in Deutschland keine nennenswerte Verwerfung aufgrund dieses Ankaufprogramms festzustellen.
Artikel Lesen
Nationale Aufsicht versus Europäische Bankenunion: Unterscheidet sich die Beurteilung der Einflussfaktoren systemischen Risikos von Banken?
Thomas Krause, Talina Sondershaus, Lena Tonzer
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 3,
2017
Abstract
Als Reaktion auf die Finanzkrise unterliegt das Finanzsystem zahlreichen neuen regulatorischen Änderungen. Zum einen wurden bestehende mikroprudenzielle Regeln für Eigenkapital und Liquidität verschärft. Zum anderen wurden makroprudenzielle Instrumente eingeführt. Makroprudenzielle Regulierung hat dabei zum Ziel, systemische Risiken im Finanzsystem frühzeitig zu erkennen, zu reduzieren und somit die Finanzmarktstabilität zu erhöhen. Zudem wurde mit der Einführung der Bankenunion die Aufsicht der größten Banken des Euroraums der Europäischen Zentralbank (EZB) übertragen. Diese Studie untersucht, ob das systemische Risiko von Banken unterschiedlich groß ist, wenn eine europäische im Vergleich zu einer nationalen Perspektive eingenommen wird. Im Anschluss wird die Frage geklärt, welche Faktoren systemisches Risiko beeinflussen und ob sich diese Faktoren zwischen der nationalen und europäischen Ebene unterscheiden. Es zeigt sich, dass Banken auf nationaler Ebene im Durchschnitt etwas mehr zum systemischen Risiko beitragen, wobei es große Unterschiede zwischen Banken und Ländern gibt. Zudem haben größere und profitablere Banken sowie Banken, deren Geschäftsmodell durch eine geringere Kreditvergabe geprägt ist, ein höheres systemisches Risiko.
Artikel Lesen
Predicting the Rise of EU Right-Wing Populism in Response to Unbalanced Immigration
Marko Jusup, Dejan Kovač, Boris Podobnik, H. Eugene Stanley
Complexity,
August
2017
Abstract
Among the central tenets of globalization is the free migration of labor. Although much has been written about the benefits of globalization, little is known about its limitations and how antiglobalist sentiment can be strongly affected by high levels of immigration. Analyzing poll data from a group of EU countries affected by the recent migrant crisis, we find that over the last three years the percentage of right-wing (RW) populist voters in a given country depends on the prevalence of immigrants in this country’s population and the total immigration inflow into the entire EU. The latter is likely due to the perception that the EU functions as a supranational state in which a lack of inner borders means that “someone else’s problem” can easily become “my problem.” We find that the increase in the percentage of RW voters substantially surpasses the percentage of immigration inflow, implying that if this process continues, ongoing democratic processes will cause RW populism to prevail and globalization to rapidly decrease. We locate tipping points between the fraction of immigrants and the rise of RW populism, and we model our empirical findings using a complex network framework in which the success of globalization rests on a balance between immigration and immigrant integration.
Artikel Lesen
09.08.2017 • 29/2017
Vernetzt und aufgefangen
Während der Finanzkrise flossen Milliarden, um Banken zu retten, die ihren Regierungen zufolge zu groß waren als dass man sie hätte untergehen lassen dürfen. Doch eine Studie von Michael Koetter vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und Ko-Autoren zeigt: Nicht nur die Größe der Bankhäuser war für eine Rettung entscheidend. Wesentlich war auch, wie zentral ein Institut im globalen Finanznetzwerk war.
Michael Koetter
Lesen
22. Spring Meeting of Young Economists in Halle (Saale)
– ein Tagungsbericht
Andrej Drygalla, Helge Littke, Gregor von Schweinitz, Aida Ćumurović, Geraldine Dany, Chi Hyun Kim, Juliane Müller
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 2,
2017
Abstract
Das Spring Meeting of Young Economists (SMYE) – eine große Konferenz von jungen Wirtschaftswissenschaftlern für junge Wirtschaftswissenschaftler – wird jedes Jahr im Auftrag der European Association of Young Economists (EAYE) in einer anderen europäischen Stadt durchgeführt. Vom 23. bis 25. März 2017 wurde das 22. SMYE vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) ausgerichtet und von sieben PostDocs und PhD-Studenten dieser Institutionen organisiert.
Artikel Lesen
Von der Transformation zur europäischen Integration:
Wachstumsfaktor Bildung besser nutzen – ein Tagungsbericht
Gerhard Heimpold
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 2,
2017
Abstract
Unter dem Titel „Von der Transformation zur europäischen Integration: Wachstumsfaktor Bildung besser nutzen“ hat das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) gemeinsam mit Partnern aus Forschungseinrichtungen und Universitäten in Deutschland am 22. Februar 2017 Forschungsergebnisse zur besseren Nutzung von Bildung als Wachstumsfaktor vorgestellt und diskutiert. Der Präsident des IWH, Professor Reint E. Gropp, Ph.D., unterstrich, dass es Investitionen in Humankapital seien, die langfristig das Wirtschaftswachstum treiben. Andere Länder investierten deutlich mehr in Humankapital als Deutschland. Dies sollte zu denken geben.
Artikel Lesen
Brennpunkt Europa. Das IWH berichtet. 2014-2016.
Einzelveröffentlichungen,
2017
Abstract
Das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) befasst sich als unabhängiges Wirtschaftsinstitut seit seiner Gründung 1992 insbesondere mit dem Strukturwandel. Dieses weite Themenfeld ist für die Zukunft der Wirtschaft auf nationaler wie internationaler Ebene hoch relevant – von Fragen des Wachstums und der Angleichung zwischen Ost und West über die Rolle des Finanzsystems, den Umgang mit Krisen auf europäischer Ebene bis hin zu Arbeitsmarkt- und Bildungsfragen.
Artikel Lesen
15.06.2017 • 26/2017
Kranke Banken treiben Schulden von Zombie-Firmen nach oben
Angeschlagene Eurostaaten wie Griechenland und Spanien haben aktuell nicht nur mit ihren Banken zu kämpfen, sondern auch mit hochverschuldeten Firmen im eigenen Land. Eine Gruppe von Forschern unter der Beteiligung von Michael Koetter vom Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) fand nun heraus: Scheitern die Banken daran, ihre finanziellen Probleme in den Griff zu bekommen, behindert das auch den Schuldenabbau von Unternehmen, die ohnehin ums Überleben kämpfen – und steigert mitunter sogar deren Schulden.
Michael Koetter
Lesen
Do Local Banking Market Structures Matter for SME Financing and Performance? New Evidence from an Emerging Economy
Iftekhar Hasan, Krzysztof Jackowicz, Oskar Kowalewski, Łukasz Kozłowski
Journal of Banking and Finance,
2017
Abstract
This paper investigates the relationship between local banking structures and SMEs’ access to debt and performance. Using a unique dataset on bank branch locations in Poland and firm-, county-, and bank-level data, we conclude that a strong position for local cooperative banks facilitates access to bank financing, lowers financial costs, boosts investments, and favours growth for SMEs. Moreover, counties in which cooperative banks hold a strong position are characterized by a more rapid pace of new firm creation. The opposite effects appear in the majority of cases for local banking markets dominated by foreign-owned banks. Consequently, our findings are important from a policy perspective because they show that foreign bank entry and industry consolidation may raise valid concerns for SME prospects in emerging economies.
Artikel Lesen
Expertenwissen im politischen Prozess – Nutzen, Grenzen und Gefahren
Aida Ćumurović, Reint E. Gropp, Lars Brozus, Oliver Geden, Uwe Schneidewind, Karl-Heinz Paqué, Lars P. Feld
Wirtschaftsdienst,
Nr. 4,
2017
Abstract
Die Wahl Donald Trumps, der Brexit und der Erfolg populistischer Parteien in Europa zeigen tiefsitzende Skepsis gegenüber Experten und Eliten und deren komplexen Erklärungen der politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge. Ökonomen wird vorgeworfen, sich in Detailfragen zu verlieren und ein unrealistisches Menschenbild zu pflegen. Tatsächlich wäre es aber wichtig, die Unabhängigkeit der Ökonomen abzusichern, mehr Transparenz über die Hintergründe ihrer Ergebnisse herzustellen und stärker auf die Relevanz ihrer Forschungsfragen zu achten. Zudem sollten sie mehr Wert auf eine für alle verständliche Kommunikation mit Politik und Medien legen. Umgekehrt sollten letztere sich aber auch ernsthaft mit den ökonomischen Ergebnissen auseinandersetzen.
Artikel Lesen