IWH-Frühjahrsprognose 2023
Gasspeicher voll – Konjunkturaussichten weniger trüb
Halle (Saale), 14. März 2023

Der im vergangenen Herbst erwartete deutliche Einbruch der deutschen Wirtschaft ist ausgeblieben, denn die Gasversorgungslage hat sich entspannt. Doch wegen hoher Inflation, gestiegener Realzinsen und rückläufiger Realeinkommen dürfte die Konjunktur schwach bleiben. Nach der Frühjahrsprognose des IWH dürfte das Bruttoinlandsprodukt im Jahr 2023 um lediglich 0,4% zulegen, und die Inflationsrate bleibt mit 5,8% hoch.
Eckdaten der Prognose für Deutschland

Im Frühjahr 2023 wirken gegenläufige Kräfte auf die Weltwirtschaft: Das Ende von Pandemie und Lockdowns in China bedeutet einen Schub vor allem für den asiatischen Raum. Belastend wirkt aber die weiterhin hohe Inflation in den meisten fortgeschrittenen Volkswirtschaften. Die deshalb zu erwartenden Leitzinserhöhungen werden die Nachfrage im Jahr 2023 etwa im Bausektor vielerorts dämpfen, wohingegen die Lieferengpässe als Hemmnisse der Produktion auf der Angebotsseite an Bedeutung verlieren.
Reales Bruttoinlandsprodukt in Deutschland

In Deutschland ist das Bruttoinlandsprodukt im Schlussquartal 2022 um 0,4% gesunken, für Anfang dieses Jahres deuten Frühindikatoren aber auf einen leichten Zuwachs hin, und die Unternehmen haben die Beschäftigung bis zuletzt weiter ausgeweitet. Die europäischen Energie- und vor allem Gaspreise sind von ihren Rekordwerten vom Spätsommer 2022 drastisch gefallen. Der Terms-of-Trade-Schock für die deutsche Wirtschaft fiel damit viel milder aus als erwartet.
Trotz ihres Rückgangs sind die Kosten für Energie immer noch deutlich höher als vor Beginn der Gasknappheit in Europa im Sommer 2021. Zudem hat die Inflation auch ohne Energie- und Nahrungsmittelkomponente Anfang 2023 einen Höchststand erreicht, und die real verfügbaren Einkommen der privaten Haushalte sinken. Die Europäische Zentralbank (EZB) zieht die geldpolitischen Zügel kräftig an, und die höheren Finanzierungskosten verschärfen die Kostenkrise am Bau. Impulse von der Nachfrage aus dem Ausland sind kaum zu erwarten, denn die Weltwirtschaft befindet sich im Abschwung.
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