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Konjunktur aktuell: Energiekrise in Deutschland

Im Spätsommer 2022 ist die Weltwirtschaft im Abschwung. Die US-Notenbank und weitere Zentralbanken haben aufgrund der hohen Inflation mit der Straffung ihrer Geldpolitik begonnen, die chinesische Konjunktur schwächelt, und Europa kämpft mit einer Energiekrise. Die deutsche Wirtschaft steht aufgrund der stark steigenden Energiekosten vor einer Rezession. Das deutsche Bruttoinlandsprodukt wird im Jahr 2022 um 1,1% zunehmen und im Jahr 2023 um 1,4% sinken. Die Verbraucherpreise steigen im Jahr 2022 um 7,9% und im Jahr 2023 um 9,5%.

08. September 2022

Autoren Arbeitskreis Konjunktur des IWH

Im Spätsommer 2022 ist die Weltwirtschaft im Abschwung. Anhaltend hohe Inflationsraten haben die US-Notenbank und viele weitere Zentralbanken veranlasst, mit einer Straffung ihrer Geldpolitik zu beginnen. Zudem ist seit dem Ausbruch des Ukraine-Kriegs Energie knapper und teurer geworden. Europa, wo die versiegenden Gaslieferungen aus Russland nur zu einem kleinen Teil ersetzt werden können, hat mit einer Energiekrise zu kämpfen. Hier dürfte der drastische Anstieg der Importpreise im kommenden Winter insbesondere über den Verlust von Realeinkommen der privaten Haushalte eine Rezession auslösen. Auch in China schwächelt die Konjunktur, denn die dortige Null-Covid-Strategie zwingt Teile der Wirtschaft immer wieder in den Lockdown, und eine Immobilienkrise belastet Bausektor und Finanzsystem.

Die deutsche Wirtschaft steht vor einer Rezession. Grund ist der enorme Anstieg der Preise für fossile Energieträger. Der Großhandelspreis für Erdgas ist in Europa zurzeit etwa fünfmal so hoch wie vor einem Jahr, und es ist zu erwarten, dass sich die Preise für Importeure und private Haushalte den Großhandelspreisen in den kommenden Monaten annähern. Das Verarbeitende Gewerbe verliert damit an internationaler Wettbewerbsfähigkeit. Das Gros der Belastung wird aber als Heiz- und Stromkostenerhöhung bei den privaten Haushalten anfallen, auch wenn die Politik versucht, besonders schwer getroffene Bevölkerungsgruppen finanziell zu unterstützen. Die Haushalte werden gezwungen sein, ihre sonstigen Konsumausgaben zu verringern, was einen Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion zur Folge haben wird. Der Abschwung senkt auch die Investitionsbereitschaft der Unternehmen, zumal die Kosten für Baumaterial und die Zinsen von Immobilienkrediten steigen. Allerdings profitieren Bau- und Ausrüstungsinvestitionen von den vielen Projekten energetischer Sanierung. Die Exporte werden unter dem weltwirtschaftlichen Abschwung und insbesondere unter der ebenfalls zu erwartenden Rezession in den europäischen Partnerländern leiden.

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