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Stellung und Perspektiven Sachsen-Anhalts in der New Economy

Der technische Fortschritt zählt zu den zentralen Determinanten des wirtschaftlichen Wachstums. Regionen, in denen viel Forschung und Entwicklung betrieben wird, haben daher eine bessere Ausgangsposition im Standortwettbewerb als solche, wo dies in nur geringerem Maß geschieht. Eine besondere Hoffnung gilt dabei den Hochtechnologiebranchen und nicht zuletzt dem hier untersuchten Informations- und Kommunikationssektor sowie dem Biotechnologiesektor. Diese beiden Bereiche bilden einen wesentlichen Teilbestand der so genannten New Economy. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass die New Economy nicht von Krisen verschont bleibt, und so ist ein realistischeres Bild von den Chancen, die diese Hochtechnologien bieten können, entstanden. Dennoch besteht die berechtigte Hoffnung, dass die beiden genannten Branchen weiterhin einen weitreichenden Einfluss auch auf andere Wirtschaftssektoren ausüben, indem sie so genannte Schlüssel- oder Querschnittstechnologien entwickeln und anbieten.

01. Dezember 2003

Autoren Martin T. W. Rosenfeld Joachim Ragnitz Rupert Kawka Walter Komar

Ostdeutschland hat immer noch einen ökonomischen Entwicklungsrückstand, und so ist es von großem Interesse, die Stellung und Perspektiven der Neuen Bundesländer in der New Economy abzuschätzen. Der Markt für die Güter und Dienstleistungen der Informations- und Kommunikationsbranche sowie der Biotechnologie ist noch nicht gefestigt. Aufgrund der gegenwärtigen und zukünftig zu erwartenden Innovationen haben daher Neueinsteiger in diesen Märkten immer noch große Chancen. Zudem fiel der erste Boom der New Economy in die Zeit nach der deutschen Wiedervereinigung, sodass auch Ostdeutschland die Möglichkeit hatte, sich in diesen Bereichen zu positionieren.

Sachsen-Anhalt gilt vielfach als ein Bundesland mit besonderen wirtschaftlichen Problemen. Daher sind zwei Aspekte in dieser Hinsicht interessant: Erstens gilt es, die bisherige Entwicklung der New Economy in diesem Bundesland zu erfassen. Zweitens muss erörtert werden, welche Faktoren in einer Region eine hinreichende Basis für die zukünftige Entwicklung dieser Hochtechnologiebranchen bilden und wie diese Determinaten in Sachsen-Anhalt ausgeprägt sind. Vor diesem Hintergrund hat das Ministerium für Wirtschaft und Arbeit des Landes Sachsen-Anhalt dem IWH den Auftrag zu dieser Studie erteilt.

Eine isolierte Analyse der Situation in Sachsen-Anhalt – hier stellvertretend verstanden als ein Beispiel für strukturschwache Räume – hätte ein Bewertungs- und Interpretationsproblem mit sich gebracht. Aus diesem Grund hat sich das IWH entschieden, eine Vergleichsregion in die Analyse einzubeziehen. Dabei wären grundsätzlich zwei Wege gangbar: Zum einem könnte ein zu Sachsen-Anhalt vergleichbarer Teilraum untersucht werden. Üblicherweise fällt dann die Wahl auf eine solche Region, die bezüglich der Wachstumsdeterminanten ähnlich strukturiert ist, und es wird anschließend das wirtschaftliche Ergebnis miteinander verglichen. Zum anderen könnte in einem so genannten Benchmark-Ansatz Sachsen-Anhalt mit der erfolgreichsten Region gemessen werden, und dieser Weg wird in dieser Studie beschritten. Für die hier betrachteten Branchen ist dies in Deutschland die Raumordnungsregion München. Damit schneidet Sachsen-Anhalt natürlich bei den meisten Teilaspekten schlechter als München ab, und die Methode darf auch nicht dahingehend verstanden werden, dass das Bundesland schlecht geredet werden soll. Vielmehr wurde der Ansatz gewählt, um diejenigen Faktoren herauszuarbeiten, die von zentraler Bedeutung für die Entwicklung der betrachteten Branchen sind. Damit ergeben sich Ansatzpunkte für wirtschaftspolitische Maßnahmen.

Die Ergebnisse bestätigen, dass das Land Sachsen-Anhalt bei verschiedenen Wachstumsfaktoren schlechter als München ausgestattet ist, aber gleichwohl wird besonders im Bereich der Pflanzenbiotechnologie deutlich, dass Sachsen-Anhalt selbst im Vergleich mit München Vorteile hat.

Die Autoren möchten sich bei den Unternehmen bedanken, die an der Befragung teilgenommen und damit eine wichtige Basis für die Untersuchung gelegt haben. Ihr Dank gilt auch allen, die sich als Ansprechpartner für Interviews bereit erklärt hatten. 

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