Privatisierung erhöht Effizienz in Krankenhäusern

Die Übernahme von Krankenhäusern durch Private-Equity-Firmen steht oft in der Kritik. Neue Forschung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) und der ESMT Berlin zeigt jedoch: Krankenhäuser profitieren davon operativ, ohne dass Qualität oder medizinische Versorgung beeinträchtigt werden.

Autoren Merih Sevilir

Die Studie „Private Equity in the Hospital Industry“ von Merih Sevilir (IWH und ESMT), Janet Gao (McDonough School of Business, Georgetown University) und Yongseok Kim (Freeman School of Business, Tulane University) liefert auf Basis von Daten zu über 1 200 Krankenhausübernahmen in den Vereinigten Staaten von Amerika zwischen 2001 und 2018 die bislang umfassendste Analyse dazu, wie sich die Privatisierung auf das Fortbestehen von Krankenhäusern, auf Beschäftigungsverhältnisse, Preisstrukturen und Behandlungsergebnisse auswirkt.

Im Ergebnis steht, dass Krankenhäuser, die von Private-Equity-Firmen übernommen wurden, ihre operative Rentabilität verbessern und langfristig das medizinische Fachpersonal auf konstantem Niveau halten. Die Autoren identifizieren signifikante Kostensenkungen, insbesondere durch die Verringerung von Verwaltungspersonal in ehemals gemeinnützigen Einrichtungen. Diese sanken langfristig um 33%. Die Schließungsraten stiegen hingegen nicht, auch die Preise für stationäre Leistungen blieben stabil. Die Studie unterstreicht, wie privates Beteiligungskapital Restrukturierungen auch in Bereichen vorantreibt, die traditionell wenig externem Investitionsdruck oder Marktmechanismen ausgesetzt sind.

„Unsere Studie zeigt, dass Private-Equity-Gesellschaften Krankenhäuser nicht zerschlagen, wie oft befürchtet. Vielmehr verschlanken sie Verwaltungsstrukturen und schützen zugleich medizinisches Personal sowie zentrale Versorgungsleistungen“, sagt Merih Sevilir, Leiterin der Abteilung Gesetzgebung, Regulierung und Faktormärkte am IWH und Professorin für Finance an der ESMT Berlin.

Die Studie greift zudem auf exklusive Daten aus Versicherungsabrechnungen zurück. Diese lieferten keinen Hinweis auf steigende stationäre Behandlungspreise oder eine Verlagerung hin zu jüngeren, wohlhabenderen oder gesünderen Patienten. Auch bei Patientenstruktur und Versorgungsqualität, darunter Sterblichkeit und Wiedereinweisungsraten, zeigen sich keine Veränderungen. Einziger negativer Effekt: Die Patientenzufriedenheit nimmt ab. Das hängt möglicherweise mit dem Abbau von Verwaltungspersonal zusammen, das die nicht-klinischen Dienste unterstützt.

Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass Private-Equity-Investitionen als Katalysator für Effizienzsteigerungen im Gesundheitswesen wirken können – ohne Einbußen bei der medizinischen Qualität, insbesondere durch den Abbau übermäßiger Verwaltungskosten und der Einführung besserer betrieblicher Steuerung.

Die Ergebnisse erscheinen im Journal of Financial Economics, einer wissenschaftlichen Zeitschrift für finanzökonomische Theorie und empirische Analyse, die Publikationen ausschließlich nach einem unabhängigen Peer-Review-Verfahren annimmt.

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Zugehörige Publikationen

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Private Equity in the Hospital Industry

Janet Gao Yongseok Kim Merih Sevilir

in: Journal of Financial Economics, 2099

Abstract

<p>We examine employment and patient outcomes at hospitals acquired by private equity (PE) firms and PE-backed hospitals. While employment declines at PE-acquired hospitals, core medical workers (physicians, nurses, and pharmacists) increase significantly. The proportion of wages paid to core workers increases at PE-acquired hospitals whereas the proportion paid to administrative employees declines. These results are most pronounced for deals where the acquirers are publicly traded PE-backed hospitals. Non-PE-backed acquirers also cut employment but do not increase core workers or reduce administrative expenditures. Finally, PE-backed acquirers are not associated with worse patient satisfaction or mortality rates compared to their non-PE-backed counterparts.</p>

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