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Aktuelle Trends: Polarisierung des Hausbankprinzips in Deutschland

Kleine und mittlere Unternehmen spielen eine tragende Rolle in der deutschen Wirtschaftsstruktur. Der Finanzierungsbedarf dieser Unternehmen wird dabei traditionell durch regional tätige Banken bedient, insbesondere durch dem Regionalprinzip verpflichtete Sparkassen in öffentlicher Hand und durch Genossenschaftsbanken, die sich ebenfalls in regional abgegrenzten Märkten um ihre Kunden kümmern.

04. Oktober 2022

Autoren Michael Koetter Felix Noth

Unternehmen pflegen traditionell intensive und langfristige Beziehungen mit diesen Regionalbanken – das so genannte Hausbankprinzip. Das IWH hat diese Beziehungen zwischen Unternehmen und regionalen Banken untersucht. Die Karte zeigt die Anteile von Sparkassen und Genossenschaftsbanken an den Kundenbeziehungen zu Unternehmen in den 400 deutschen Kreisen im Jahr 2020. Eine stärkere Orangefärbung zeigt einen größeren Anteil von Sparkassen an, eine stärkere Blaufärbung steht für einen größeren Anteil von Genossenschaftsbanken. Es zeigt sich, dass in 79 Kreisen die Sparkassen die Mehrzahl der Kundenbeziehungen halten (bis zu 80%), während in 61 Kreisen Genossenschaftsbanken die Bankbeziehungen dominieren (bis zu 70%). Diese Polarisierung des deutschen Hausbankprinzips zwischen dem Genossenschaftsund dem Sparkassensektor ist nur in wenigen, nämlich 29 Kreisen gering, mit Marktanteilen der Sparkassen bzw. Genossenschaftsbanken von unter 40% bzw. unter 20%.

Außerdem in diesem Heft

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Kommentar: Immobilienbesitz in Inflationszeiten: Ein Damoklesschwert über der Finanzstabilität?

Michael Koetter

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2022

Abstract

Zu Beginn meines Studiums bot sich mir überall das gleiche Schauspiel: lange Warteschlangen anderer „Frischlinge“ vor dem neu renovierten WG-Zimmer samt modernstem 56k-Modem, fußläufig zu Uni und Lieblings-Café gelegen, mit happiger Miete zwar, aber irgendwie noch im finanziellen Lösungsraum. Eifrig bereitete ich tolle Argumente vor, warum gerade ich der optimale WG-Zuwachs sei, bevor ich mich einreihte. Schade, dass es dann meist jemand anderes wurde, aber nur kein Neid! Schade aber auch, dass die Suche nach einem Dach über dem Kopf für viele Menschen auch später frustrierend bleibt. Ein bezahlbares Zuhause zu suchen bleibt vielerorts ein von der Spaßsteuer befreites Unterfangen, ob nun für Berufseinsteiger oder die vierköpfige Familie, ob nun in Leipzig oder Köln.

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Zinsaufschlag oder Übertragung durch Verbriefung? Der Umgang mit Risiken im US-Hypothekenmarkt

Danny McGowan Huyen Nguyen

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2022

Abstract

Seit der Finanzkrise der Jahre 2007 und 2008 diskutiert die Wissenschaft darüber, wie Kreditgeber die Verbriefung von Hypotheken nutzen, um das Kreditrisiko an Dritte weiterzugeben, und wie dies zur Finanzkrise beigetragen hat. Eine aktuelle IWH-Studie betrachtet die Entscheidungssituation des Kreditgebers zwischen Risikoaufschlag und Risikoübertragung. Sie nutzt rechtliche Unterschiede in verschiedenen US-Bundesstaaten bei der Zwangsvollstreckung von Hypotheken, um daraus unterschiedliche regionale Kreditrisiken abzuleiten. Ist dieses regionale Risiko erhöht, reagieren Kreditgeber durch vermehrte Verbriefung, wenn Hypotheken zum Verkauf an halbstaatliche Agenturen (Government Sponsored Enterprises, GSE) wie Fannie Mae und Freddie Mac zugelassen sind und so gegen Ausfall versichert werden können. Bei Hypotheken, für die kein Rückkauf durch GSE infrage kommt, erhöhen die Kreditgeber dagegen die Zinsen, da sie das Kreditrisiko nicht an die Kreditkäufer weitergeben können.

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Die Kosten von Wahlversprechen: Wie lokale Sparkassen eine neue Landesregierung finanzieren

Michael Koetter Shasha Li Paulina Scheit

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2022

Abstract

Staatliche Banken in Deutschland verfolgen einen lokalen Entwicklungsauftrag in ihrer jeweiligen Gemeinde. Da sie dem Staat gehören, sind sie jedoch politischem Einfluss ausgesetzt. Dies birgt das Risiko, dass eine politisierte Mittelvergabe den Entwicklungsauftrag beeinträchtigt. Dennoch ist erstaunlich wenig darüber bekannt, ob die Kreditvergabe durch Banken in staatlichem Besitz in erster Linie dem Ziel der Entwicklung der Region oder einem politischen Ziel dient. In diesem Beitrag wird untersucht, wie sich ein Wechsel der Regierungspartei auf Landesebene auf die Kreditvergabe durch Sparkassen an die Landesregierung in Deutschland zwischen 1992 und 2018 ausgewirkt hat. Die Schätzergebnisse bestätigen: Lokale Sparkassen erhöhen nach einem wahlbedingten Wechsel der Regierungspartei die Kreditvergabe an die Landesregierung – auf Kosten der Kreditvergabe an lokale Haushalte. Ein Regierungswechsel kann also die Indienstnahme der Sparkassen für landespolitische Ziele aktivieren und möglicherweise ihren öffentlichen Auftrag zur lokalen Entwicklung beeinträchtigen.

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