Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2007
Abstract
Nach ersten großen Aufholschritten stagniert seit etwa zehn Jahren der wirtschaftliche Aufholprozeß Ostdeutschlands. Der Produktivitätsabstand von rund einem Drittel gegenüber Westdeutschland schließt sich trotz erheblichen Fördermitteleinsatzes nicht. Benötigen wir nach der ersten großen Anstrengung im Einigungsprozeß einen zweiten, aber anders strukturierten Kraftakt, um die Angleichung zu beschleunigen? Licht und Schatten liegen nahe beieinander. Die Produktivität wuchs durch hohe Investitionen erheblich, beispielsweise in der Chemie, dem Fahrzeugbau, der Mikroelektronik oder der Solar- und Umwelttechnik. Aber flächendeckend wurde diese Entwicklung nicht wirksam: So öffnet sich bei haushaltsbezogenen Dienstleistungen angesichts fehlender Nachfrage die Produktivitätsschere. Manchen Regionen mit hohem Rentneranteil, bisher infolge der hohen Altersbezüge aus dem Einigungsprozeß stabilisiert, wird durch nunmehr brüchigere Versicherungsbiographien Kaufkraft entzogen, was die private Nachfrage dort einbrechen läßt.
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Mittel- und langfristige Wachstumsprojektionen für Ostdeutschland
Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2007
Abstract
In jüngster Zeit attestieren einige Forschungsergebnisse dem Osten Deutschlands nicht nur seine „Qualität“ als wirtschaftlich abgehängte Region von Wachstum und Wohlstand, sondern bereits den „langsamen Tod“. Häufig wird in diesem Zusammenhang auf die Strukturschwächen der ostdeutschen Wirtschaft verwiesen, die von De-Industrialisierung über fehlende Konzernzentralen bis hin zu Rückgang und Vergreisung der Bevölkerung reichen. Dieser Beitrag geht davon aus, daß die wirtschaftliche Entwicklung einer Region nicht allein von der Quantität und Qualität der Ausstattung des jeweiligen Wirtschaftsraums mit Produktionsfaktoren abhängt, sondern zugleich von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung der übergeordneten Ebene, der nationalen Volkswirtschaft, determiniert wird. Dazu bedient er sich eines Forschungsansatzes, in dem der regionale Faktorinput aus Datengründen auf die Bevölkerung (Arbeitsangebot) und ihre Dynamik reduziert und der Produktionsoutput auf die Wertschöpfung in der Region konzentriert wird. Zudem wird wegen der Kürze des Stützzeitraums für die Untersuchung (1995 bis 2005) ein panelökonometrischer Ansatz gewählt, der neben den Längsschnittdaten mittels der Konstruktion von Raumklassen deren Querschnittsdimension berücksichtigt. Dazu werden die 97 Raumordnungsregionen in Deutschland zu vier Wachstumsklassen gruppiert: je eine wachstumsstarke und eine wachstumsschwache Raumklasse sowie zwei mittlere Raumklassen. Zu den beiden wachstumsstärkeren Raumklassen gehören auch bis zu neun Raumordnungsregionen in Mitteldeutschland und im Land Brandenburg. Die Parameter der Schätzgleichungen zeigen die erwarteten Vorzeichen. Danach erhöhen sowohl ein Anstieg der Produktion in Deutschland als auch eine Zunahme der regionalen Bevölkerung die regionale Wertschöpfung. Bei rückläufiger Einwohnerzahl wird die Wirtschaftsleistung in den Regionen gebremst. Der Einfluß der gesamtwirtschaftlichen Produktion auf nationaler Ebene ist in der oberen Wachstumsklasse am stärksten, in der unteren am schwächsten. Genau umgekehrt wirkt sich die vorangegangene Entwicklung in der Region aus. Ihr Einfluß ist am stärksten in der wachstumsschwachen Raumklasse. Hauptergebnis der Untersuchung ist: Das Wirtschaftswachstum in einer Region wird sich auch bei schrumpfender Bevölkerung fortsetzen. Die mit der demographischen Entwicklung verbundene Alterung der Gesellschaft wird in Deutschland bis zum Jahr 2020 nur wenig auf Wachstum und Beschäftigung durchschlagen. Allerdings wird sich die Zuwachsrate des Bruttoinlandsprodukts in Deutschland nach dem Jahr 2020 verringern. Zugleich wird sich das wirtschaftliche Gefälle zwischen den Regionen nicht einebnen. Die wachstumsstarken Regionen in den alten Bundesländern werden auch bei abnehmender gesamtwirtschaftlicher Expansion überdurchschnittliche Produktionszuwächse erzielen. Dies gilt auch für einige Raumordnungsregionen im Land Brandenburg und in Mitteldeutschland. Dagegen werden die Produktionszuwächse in den wachstumsschwachen Regionen im Norden, in der Mitte und im Osten Deutschlands hinter dem Durchschnitt zurückbleiben. Insgesamt geht die Divergenz beim Wachstumstempo der Produktion zwischen dem Osten und dem Westen Deutschlands mit Bevölkerungsentwicklungen einher, die einer Vergrößerung des Abstands in der Pro-Kopf-Produktion entgegenwirken.
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Das Programm „Stadtumbau Ost“ und seine wirtschaftlichen Effekte für die beteiligten Städte
Claus Michelsen, Martin T. W. Rosenfeld
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2007
Abstract
Stadtentwicklungspolitische Maßnahmen haben einen wesentlichen Einfluß auf wirtschaftliche Stellgrößen, insbesondere auf die Investitions- und Ansiedlungsentscheidungen privater Unternehmen und Haushalte; darüber hinaus gibt es weitere Effekte, u. a. auf die Immobilienwerte, die lokale und regionale Kaufkraft sowie das Image einer Stadt. Demgemäß sind auch Programme des Bundes zur Förderung der Stadtentwicklung unter dem Gesichtspunkt ihrer wirtschaftlichen Effekte zu beurteilen. In Bezug auf das Programm „Stadtumbau Ost“ spielte die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung der Städte bislang kaum eine Rolle. Dies zeigt sich u. a. in der Schwerpunktsetzung auf Rückbaumaßnahmen im Plattenbaubestand und in der (exemplarisch für Sachsen) ermittelten Verteilung der Mittel für Aufwertungsmaßnahmen auf verschiedene Städtetypen und Stadtteile.
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Demographische Entwicklung und ihre ökonomischen Folgen
Joachim Ragnitz, Lutz Schneider
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2007
Abstract
Ostdeutschland wird in den nächsten Dekaden weiterhin starken demographischen Verwerfungen ausgesetzt sein. Neben der Schrumpfung wird die Alterung der Bevölkerung und des Erwerbspotentials zunehmenden Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung der Neuen Länder ausüben. Von primärem Interesse ist dabei die Frage, ob sich aus der Verschiebung der Altersstruktur der Erwerbstätigen Herausforderungen für Wachstum, Innovation und strukturellen Wandel ergeben. Das IWH hat sich dieser in der Forschungsliteratur bisher wenig thematisierten Problemstellung angenommen und die wirtschaftlichen Folgen des Älterwerdens des Erwerbspotentials mittels ausgesuchter Verfahren und Datensätze empirisch bewertet. Der erste zentrale Themenkomplex umfaßt die Produktivitätseffekte der Alterung. Auf der Grundlage zweier voneinander unabhängiger Untersuchungsverfahren kann geschlußfolgert werden, daß das fortgeschrittene Alter einen dämpfenden Einfluß auf die Produktivität ausübt. Durch höheres Erfahrungswissen kann die Verringerung der Leistungsfähigkeit allerdings in Teilen kompensiert werden. Zweitens wurde die Wirkung des Alters auf die Innovationsfähigkeit analysiert. Auch hier zeigen sich signifikante Einflüsse des Alters. Die Beschäftigten im Alter von ca. 40 Jahren erweisen sich als die innovativste Altersgruppe. Die Untersuchung zeigt, daß gerade auch die technischen Fachkräfte diesem Alterseffekt unterliegen. Eine dritte Arbeit verdeutlicht die negativen Folgen der Alterung für das Potential an Gründern bzw. Unternehmensnachfolgern. Unabhängig vom sich ohnehin verschärfenden Problem des Fachkräftemangels dürften damit auch von der Alterung des Erwerbspotentials dämpfende Einflüsse auf Wachstum, Innovation und Strukturwandel ausgehen. Obwohl die politischen Gestaltungsspielräume angesichts der weitgehend feststehenden demographischen Entwicklung gering sind, können geeignete wirtschafts-, bildungs- und familienpolitische Maßnahmen die identifizierten Alterseffekte zumindest mindern helfen.
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Der Einfluß von Führungsfunktionen auf das Regionaleinkommen: eine ökonometrische Analyse deutscher Regionen
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2007
Abstract
Das in den späten 70er Jahren entwickelte Potentialfaktorkonzept, das die Beziehung zwischen regional weitgehend immobilen Produktionsfaktorkapazitäten und dem regionalen Entwicklungspotential analysiert, wird auf die Regionen des vereinten Deutschlands angewendet. Ziel ist es, auf der Grundlage von Daten des Jahres 2003 die Beziehung auszuweisen und innerdeutsch in Bezug auf die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit differenzierende Faktoren zu identifizieren. Daher werden neben der Erklärung von Arbeit sowie öffentlichem und privatem Kapital auch die Kapazität der Führungsfunktionen und die privaten Ausgaben für Forschung und Entwicklung einbezogen. Zunächst zeigt sich, daß drei Faktoren für die Einkommenslücke des Ostens von rund 40% besonders verantwortlich zeichnen: Die weitgehend fehlenden Führungsfunktionen, die niedrigen FuE-Ausgaben und die Erreichbarkeit im überörtlichen Verkehrssystem. Rund 85% des ostdeutschen Rückstands werden durch sie erklärt. Natürlich ist bekannt, daß eine Interdependenz zwischen Führungsfunktionen und wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit besteht und damit eine einfache Kausalität nicht zwingend ist. Da aber durch den Einigungsprozeß Kombinatsstrukturen zerschlagen wurden und im Rahmen der Privatisierung der Aufbau von örtlichen Führungsfunktionen kein vorgegebenes Ziel war, weshalb auch die Industrieforschung der DDR nur mit Anstrengungen – und dann nur partiell – in die Marktwirtschaft überführt werden konnte, steht hier diese Minderausstattung am Anfang der Ursachenforschung für die fehlende Ost-West-Konvergenz. Aus wirtschaftspolitischer Sicht muß damit die Forderung nach Unterstützung eines internen und externen Unternehmenswachstums Priorität gewinnen, um die Regionen wirtschaftlich zu ertüchtigen. Denn die Beziehung zwischen Produktivität, Unternehmensgröße und Internationalität der erstellten Güterstruktur ist aus theoretischer ebenso wie aus empirischer Sicht zwingend. In der Tat sind solche ostdeutschen Regionen besonders erfolgreich, denen dies vor allem durch den Aufbau leistungsfähiger Cluster gelungen ist.
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Effectiveness of Competition Law: A Panel Data Analysis
Franz Kronthaler
IWH Discussion Papers,
Nr. 7,
2007
Abstract
The paper explores what macroeconomic factors can tell us about the effectiveness of recently enacted national competition laws. Qualitative evidence suggests that numerous countries fall short in implementing competition law. Furthermore, there seems to be significant differences between countries. To examine what factors might contribute to the explanation of effectiveness of competition law panel regression analysis is used. The results indicate that the level of economic development matters, however the institutional learning curve is also relevant. Furthermore, larger countries should be more concerned with competition advocacy activities than smaller countries and it seems to be the case that the problem of capture of competition law is serious in countries with high levels of corruption.
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Industry Specialization, Diversity and the Efficiency of Regional Innovation Systems
Michael Fritsch, Viktor Slavtchev
Jena Economic Research Papers, Nr. 2007-018,
Nr. 18,
2007
Abstract
Innovation processes are characterized by a pronounced division of labor between actors. Two types of externality may arise from such interactions. On the one hand, a close location of actors affiliated to the same industry may stimulate innovation (MAR externalities). On the other hand, new ideas may be born by the exchange of heterogeneous and complementary knowledge between actors, which belong to different industries (Jacobs’ externalities). We test the impact of both MAR as well as Jacobs’ externalities on innovative performance at the regional level. The results suggest an inverted u-shaped relationship between regional specialization in certain industries and innovative performance. Further key determinants of the regional innovative performance are private sector R&D and university-industry collaboration.
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„Knowledge Cities“: Wachstumsstrategien und institutionelle Barrieren für Städte mit Wissenschaftseinrichtungen
Peter Franz
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 5,
2007
Abstract
Im Bemühen um eine verbesserte wirtschaftliche Entwicklung stellen Städte, die über Wissenschaftseinrichtungen verfügen, vermehrt Überlegungen an, diesen Standortfaktor als Grundlage für neue Wachstumsstrategien heranzuziehen. Ein Überblick über die quantitativen Voraussetzungen, die die deutschen Städte für die Verfolgung einer derartigen „Knowledge City“-Strategie haben, zeigt, daß 29% der deutschen Städte mit mehr als 20 000 Einwohnern als Standort für Hochschulen und Forschungsinstitute dienen. Auch unter den Mittelstädten sind in quantitativer Hinsicht die Chancen für die Anwendung einer solchen Strategie gut verteilt. Die Analyse des Politikfelds nach Instrumenten und beteiligten Politikebenen ergibt, daß sich hier die Aufgabe einer komplexen Mehrebenenpolitik mit begrenzt autonomen Akteuren stellt. Gerade die Akteure auf der kommunalen Ebene, denen eine Initiativ- und Führungsrolle im Politikprozeß zukommt, verfügen über sehr geringe Entscheidungsmacht, so daß die Erfolgschancen einer „Knowledge City“-Strategie stark vom Geschick abhängen, Netzwerke zu knüpfen und Kooperationen einzuleiten. Eine besondere Hürde stellt bisher noch die geringe Autonomie der Hochschulen dar, die unter der Direktive der jeweiligen Landesregierung stehen. Erste politische Reaktionen wie z. B. in Nordrhein-Westfalen zeigen, daß die Problematik dieser Regulierungspraxis zunehmend erkannt und den Wissenschaftseinrichtungen ein Autonomiezuwachs ermöglicht wird. Würden diese ersten Anzeichen zu einem flächendeckenden Trend anwachsen, könnte dies mehr Städte motivieren, eine „Knowledge City“- Strategie einzuschlagen.
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Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2007
Wirtschaft im Wandel,
1. Sonderausgabe
2007
Abstract
Im Frühjahr 2007 ist die Weltkonjunktur nach wie vor kräftig. Zwar ist das Expansionstempo nicht mehr ganz so hoch wie vor einem Jahr, vor allem weil sich der Produktionsanstieg in den USA abgeschwächt hat. Die Weltwirtschaft befindet sich aber immer noch in einer Aufschwungsphase, die mittlerweile schon recht lange andauert. Weiterhin hoch ist die Wachstumsdynamik in den Entwicklungs- und Schwellenländern, nicht zuletzt als Folge ihrer zunehmenden Einbindung in die internationale Arbeitsteilung. In den Industrieländern ist der konjunkturelle Aufschwung in den vergangenen Jahren hingegen nicht ungewöhnlich stark gewesen. Die konjunkturelle Verlangsamung in den USA hat bisher nicht auf andere Regionen übergegriffen. Der Aufschwung im Euroraum und in Japan setzt sich fort. Ein Grund dafür liegt darin, dass die Geldpolitik dort immer noch expansiv wirkt. Auch hat die günstige Entwicklung an den internationalen Finanzmärkten die Konjunktur weltweit beflügelt. Allerdings scheinen die Investoren seit Ende Februar etwas vorsichtiger zwischen Chancen und Risiken auf den Weltkapitalmärkten abzuwägen. Die Sorge um Preisstabilität hält die amerikanische Notenbank gegenwärtig noch davon ab, ihre leicht restriktive Geldpolitik trotz schwächelnder Konjunktur zu lockern. Erst wenn sich ab Mitte dieses Jahres eine deutliche Beruhigung des Preisklimas abzeichnet, dürften die Leitzinsen in den USA gesenkt werden. Die EZB bereitet dagegen die Märkte gegenwärtig darauf vor, dass sie im Sommer die Zinsen ein weiteres Mal anheben wird. In diesem und im kommenden Jahr wird sich die konjunkturelle Dynamik in den Industrieländern nach und nach angleichen: Im Euroraum verläuft der Aufschwung in moderaterem Tempo, denn die Finanzpolitik dämpft, und die Geldpolitik regt kaum mehr an. Die Konjunktur in den USA wird dagegen ab Jahresmitte wohl langsam wieder Fahrt aufnehmen. Die Weltkonjunktur wird auch in diesem und im nächsten Jahr von der hohen Dynamik in den Schwellenländern gestützt. Das Bruttoinlandsprodukt der Welt dürfte in diesem und im nächsten Jahr mit rund 3 ¼ % zulegen und damit immer noch deutlich stärker als im Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre. Der Welthandel steigt in beiden Jahren um etwa 7 ½ %. Der Prognose liegen ein Erdölpreis von 65 Dollar pro Barrel und ein Wechselkurs des Euro von 1,32 USDollar in den Jahren 2007 und 2008 zugrunde. Ein Risiko für die Weltkonjunktur ist...
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Alterung in Ostdeutschland: Gründerpotential sinkt bis 2020 merklich
Lutz Schneider, Stefan Eichler
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 4,
2007
Abstract
Schrumpfung und Alterung sind in vielen Regionen Deutschlands zu beobachten, in den ostdeutschen Ländern nehmen sie jedoch eine besondere Dimension an. Eine der weniger beachteten ökonomischen Folgen dieser Entwicklung besteht im Rückgang des Potentials an Unternehmensgründungen und neuen Selbständigen. Einerseits führt die Schrumpfung zu einem geringeren Pool an Gründerpersonen, andererseits machen sich Personen typischerweise in jüngeren Jahren selbständig, so daß die Alterung zusätzlich dämpfende Effekte generiert. Das Anliegen der Untersuchung ist, den Einfluß der demographischen Entwicklung auf die Gründungstätigkeit in Ostdeutschland bis 2020 zu quantifizieren. Dazu werden im ersten Schritt anhand des Mikrozensus altersspezifische Gründungsquoten ermittelt, welche im zweiten Schritt mit der Bevölkerungsprojektion im Sinne einer Status-quo-Vorausberechnung kombiniert werden. Es zeigt sich zunächst, daß entsprechend der Erwartungen die Gründungsintensität bei Personen im Alter von 25 bis 39 Jahren besonders hoch ist. In der Folge führt deren demographisch verursachte Verringerung bis 2020 zu einer geschätzten Abnahme der Gründungstätigkeit um ca. 25%, wobei die Reduktion in Berlin mit 14% die deutlich geringsten Ausmaße annimmt, während dem Land Brandenburg mit 32% Rückgang die bedenklichste Entwicklung bevorsteht. Hingegen haben die westdeutschen Bundesländer im untersuchten Zeitraum nur eine Verringerung um 6% zu verzeichnen, was die Größenordnung der Entwicklung im Osten unterstreicht.
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