07.06.2011 • 22/2011
IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Produktionswachstum zu Jahresbeginn kurzzeitig auf Überholspur
Nach dem leichten Rückgang der wirtschaftlichen Aktivität in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahres hat die ostdeutsche Wirtschaft zu Beginn dieses Jahres einen wahren Produktionsschub erlebt. Industrie und Bauwirtschaft expandierten so kräftig, dass die an sich schon hohe deutschlandweite Wachstumsrate des Bruttoinlandsproduktes von 1,5% noch übertroffen wurde. Das Produktionsniveau vor der Krise wurde nur knapp verfehlt. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum blieb jedoch der Zuwachs mit 4,8% hinter dem für Deutschland gemessenen Wert von 5,2% geringfügig zurück.
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Energieeffizienz im Altbau: Werden die Sanierungspotenziale überschätzt?
Claus Michelsen, S. Müller-Michelsen
Moderne Gebäudetechnik,
2011
Abstract
Ein zentrales Element der europäischen Klimaschutzpolitik ist die Reduktion des Energieverbrauches privater Haushalte. Im Fokus stehen dabei Wohnimmobilien, insbesondere im Mehrfamilienhausbestand. Die Energieeinsparverordnung (EnEV 2009) fordert deshalb eine deutliche Reduktion des Energiebedarfes bei Sanierungen bzw. beim Neubau von Wohnimmobilien. Allerdings sind diese Vorgaben weitgehend undifferenziert, was Alter und Art einer Immobilie sowie die Marktbedingungen betrifft, unter denen errichtet oder saniert wird. Der vorliegende Artikel zeigt auf Grundlage eines umfangreichen Datensatzes des Energiedienstleisters ista Deutschland GmbH, dass die Energiekennwerte von Mehrfamilienhäusern abhängig vom Jahr ihrer Errichtung sowohl im sanierten als auch im unsanierten Zustand deutlich variieren. Die Daten zeigen zudem, dass die allgemein angenommenen Einsparpotenziale, die sich vor allem am technisch Machbaren orientieren, die Realität erheblich überschätzen. So sind die tatsächlichen Verbräuche in unsanierten Immobilien und die unter Marktbedingungen realisierten Energieeinsparungen nach einer Sanierung teilweise deutlich geringer als bisher angenommen. Eine bautechnische und architektonische Betrachtung legt die Vermutung nahe, dass unterschiedliche Sanierungskostenverläufe und die Bestandseigenschaften des Altbaus zu den beobachtbaren Differenzen beitragen. Im Ergebnis sprechen die hier präsentierten Zahlen für eine differenziertere Strategie, die sowohl die Belange der Wirtschaftlichkeit von Sanierungen als auch die Belange des Klimaschutzes und Städtebaus berücksichtigt. Konkret bedeutet dies, dass sich die spezifischen Eigenschaften von Immobilien auch in den rechtlichen Vorgaben und der Förderpolitik niederschlagen sollten, um Investitionsanreize auch tatsächlich zu setzen.
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31.05.2011 • 21/2011
Konjunktur aktuell: 2011 nochmals kräftige Zunahme des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland
Die deutsche Wirtschaft bleibt 2011 im Aufschwung – auch wenn das
außerordentlich hohe Tempo vom Jahresbeginn nicht gehalten werden kann: Für das zweite Quartal 2011 prognostizieren die Kurzfristmodelle des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle einen Zuwachs des preisbereinigten Bruttoinlandsproduktes von 0,8% gegenüber dem Vorquartal, für das dritte Quartal eine weitere Zunahme um 0,4%. Insgesamt dürfte die Produktion im Jahr 2011 mit 3,6% nochmals so kräftig zulegen wie 2010. Die Impulse kommen dieses Jahr vor allem von den privaten Investitionen und vom privaten Konsum. Der Beitrag des Außenhandels bleibt positiv, nimmt aber im Verlauf ab. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird sich weiter deutlich verbessern. Die Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum ist das Hauptrisiko für die Fortsetzung des kräftigen Aufschwungs in Deutschland.
Oliver Holtemöller
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Editorial
Jutta Günther
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 5,
2011
Abstract
Aus Sicht der systemischen Innovationstheorie gehören Wissenschaft und Wirtschaft eng zusammen, und auch die Wirtschaftspolitik setzt auf die Kooperation zwischen beiden Seiten. Wo die Grenzen des Zusammenrückens liegen, ist jedoch Gegenstand zahlreicher Diskussionen. Was dabei häufig übersehen wird, ist, dass die Verbindungen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft kein neues Phänomen sind. Beispielsweise ist die Geschichte der Chemie als wissenschaftliche Disziplin eng mit der Entstehung und Entwicklung der Chemischen Industrie verknüpft. Umgekehrt ist die Entstehung einiger großer Industriebetriebe wie zum Beispiel Siemens der wissenschaftlichen Neugierde einzelner Erfinderpersönlichkeiten geschuldet, die ihre Erkenntnisse auch unternehmerisch nutzen wollten und den Grundstein für industrielle Forschungslabore legten.
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Eigenkapitalausstattung in den Neuen Ländern teilweise höher als in Westdeutschland
H. Schulz, Mirko Titze, Michaela Weinhold
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 5,
2011
Abstract
Um der ostdeutschen Wirtschaft nach den Anfang der 1990er Jahre erlittenen Transformationsschocks wieder auf die Beine zu helfen, wurde der Unternehmenssektor in den Neuen Ländern durch vielfältige Förderinstrumente
unterstützt. Begründet wurden diese Eingriffe unter anderem damit, dass die ostdeutschen Unternehmen – insbesondere im Mittelstand – nicht in der Lage waren, die Wiederherstellung ihres Kapitals und ihrer Wettbewerbsfähigkeit aus eigener Kraft zu stemmen – da sie wohl auch nur über sehr wenig Eigenkapital verfügten. Empirische Analysen finden heute keine Belege mehr für eine allgemeine Eigenkapitalschwäche bei den ostdeutschen Unternehmen im Mittelstand. Ganz im Gegenteil, die Eigenkapitalausstattung der kapitalintensiv produzierenden mittelständischen Industrieunternehmen ist dort sogar höher als in Westdeutschland. Dieser grundlegende Befund wird bestätigt durch die Analyse auf der Ebene der Länder, die in diesem Beitrag – unter Anwendung eines exklusiven Datensatzes des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes – erstmalig präsentiert wird. Hier zeigt sich, dass insbesondere die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes in Thüringen und Sachsen sehr hohe Eigenkapitalquoten aufweisen. Vorsichtige Hinweise auf Lücken in der Eigenkapitalausstattung lassen sich allenfalls in ausgewählten Branchen des Verarbeitenden Gewerbes und nur in bestimmten Regionen finden, beispielsweise im Maschinenbau des Landes Sachsen-Anhalt.
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Rahmenbedingungen für einen erfolgreichen Technologietransfer und Perspektiven des Innovationsstandortes Sachsen
Jutta Günther
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 5,
2011
Abstract
Forschung und Entwicklung werden als Treiber des technischen Fortschritts und Garanten der internationalen Wettbewerbsfähigkeit angesehen. Der Freistaat Sachsen nimmt hinsichtlich der Ausgaben für Forschung und Entwicklung im Vergleich zu den Neuen Ländern eine Spitzenposition ein und kann sich auch mit einer Reihe westdeutscher Länder messen, ausgenommen Baden-Württemberg, Bayern und Hessen. Die immer noch relativ niedrige Forschungsintensität der Wirtschaft im Vergleich zur öffentlichen Forschung ist strukturell bedingt. Auf
aggregierter Ebene kompensieren die öffentlichen Forschungsausgaben dieses transformationsbedingte „Defizit“. Mit Blick auf diese Situation besitzt der Technologietransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft, insbesondere
von Universitäten zu Unternehmen, eine hohe Bedeutung. Den Überlegungen der systemischen Innovationstheorie folgend sind verschiedene Kanäle des Transfers von Wissen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft möglich. Dazu zählen die Auftragsforschung der Universitäten, Patentaktivitäten, Publikationen sowie Verbundprojekte. Die empirischen Befunde zu diesen ausgewählten Mechanismen des Technologietransfers lassen erkennen, dass der Freistaat Sachsen im Vergleich zu anderen Ländern eine solide Position einnimmt, aber auch noch Entwicklungspotenziale bestehen. Eine technologieoffen gestaltete Forschungspolitik kann dabei unterstützend wirksam sein.
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23.05.2011 • 17/2011
Eigenkapitalausstattung in den Neuen Ländern teilweise höher als in Westdeutschland
Empirische Analysen finden heute keine Belege mehr für eine allgemeine Eigenkapitalschwäche bei den ostdeutschen Unternehmen im Mittelstand. Ganz im Gegenteil, die Eigenkapitalausstattung der kapitalintensiv produ-zierenden mittelständischen Industrieunternehmen ist in Ostdeutschland sogar höher als in Westdeutschland. Dies bestätigt eine Studie des Insti-tuts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH), die – unter Anwendung eines exklusiven Datensatzes des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) – erstmalig eine Analyse auf der Ebene der Länder präsentiert.
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Kann Korea vom deutschen Einigungsprozess lernen?
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 4,
2011
Abstract
Auch wenn die Ausgangsbedingungen der Deutschen Einheit und einer möglichen koreanischen Vereinigung zunächst äußerst unterschiedlich erscheinen, ergeben sich aus ökonomischer Sicht einige gemeinsame Muster, die es zu analysieren lohnt. Hierzu zählen die Interdependenzen zwischen weltwirtschaftlichen Integrationsprozessen, binnenwirtschaftlichen Anpassungen und den Aufgaben des Staates, den Einigungsprozess zu finanzieren und die Wirtschaft – seinerzeit des Ostens, künftig des Nordens – zu transformieren. Das Vernachlässigen dieser
Interdependenzen im deutschen Einigungsprozess führte zu erhöhten Kosten. Der Beitrag stellt zunächst die Ausgangsbedingungen entlang wesentlicher ökonomischer Zahlen dar. Im Anschluss erfolgt eine theoretische Einordnung
des Integrationsprozesses, der sich im Wesentlichen in den Veränderungen der Preisstrukturen ausdrückt, und des Transformationsprozesses, der als Verschiebung der Produktionsmöglichkeitenkurve der Wirtschaft gesehen wird. Im Zentrum steht dabei die Mengen-Preis-Interaktion zwischen lokalen und international handelbaren Gütern. Anschließend wird gezeigt, welchen Beschränkungen die Transformation unterliegt, da die Investitionsmöglichkeiten durch die Ersparnisbildung und die Fähigkeit, auswärtiges Kapital zu mobilisieren,
begrenzt sind. Schließlich wird verdeutlicht, dass öffentliche Transfers zur Unterstützung des Aufbauprozesses das Problem, dauerhafte Leistungsbilanzdefizite abzubauen, nur begrenzt zu lösen vermögen.
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Aktuelle Trends: Staatliche Beihilfen in den mittel- und osteuropäischen EU-Ländern fließen zunehmend in Forschung und Entwicklung
Nicole Nulsch
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 4,
2011
Abstract
Jede Form finanzieller Unterstützung (Zuschuss, Darlehen, Garantie usw.), die aus staatlichen Budgets stammt, bezeichnet man als staatliche Beihilfe. In den mittel- und osteuropäischen Ländern (MOEL) waren Beihilfen ein wesentliches Instrument der Restrukturierung des Unternehmenssektors während der Transformation. Mit dem Beitritt der MOEL zur Europäischen Union (EU) am 01.05.2004 (Bulgarien und Rumänien am 01.01.2007) gerieten diese staatlichen Unterstützungen jedoch unter die kritische Beobachtung der Europäischen Kommission. Kurz vor dem EU-Beitritt waren sie auf ein Rekordniveau von 13,2 Mrd. Euro angestiegen – dies entspricht 2,0% der Wirtschaftsleistung (BIP). Nach dem EU-Beitritt der MOEL war eine rasche Annäherung der relativen Größen an den Durchschnitt der westlichen EU-Länder zu beobachten (2009: MOEL 0,9% des BIP, EU-15 0,6% des BIP). In absoluten Zahlen sank die Höhe der staatlichen Beihilfen in den MOEL ebenfalls – im Jahr 2009 flossen noch 4,7 Mrd. Euro.
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Im Fokus: Potenziale qualifizierter Zuwanderung nach Ostdeutschland
Alexander Kubis
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 4,
2011
Abstract
Für die ostdeutsche Arbeitskräftenachfrage lässt sich auf Basis der demographischen Prognosen ein Engpass im Bereich des mittleren und hohen Qualifikationsniveaus vorhersagen, der nicht allein durch ein bisher nicht ausgeschöpftes Arbeitskräfteangebot gedeckt werden kann, sondern auch einer qualifizierten Zuwanderung bedarf. Der Beitrag beschreibt die verschiedenen möglichen Wege qualifizierter Zuwanderung nach Ostdeutschland:
internationale Zuwanderung von außerhalb und innerhalb der Europäischen Union sowie nationale Binnenzuwanderung aus Westdeutschland. Ein Schwerpunkt untersucht die Auswirkungen der vollständigen Arbeitnehmerfreizügigkeit für polnische Staatsbürger zum 1. Mai 2011. Die Ergebnisse zeigen, dass Emigranten aus dem Zusammenspiel von wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit und bestehenden Netzwerken in der Zielregion Vorteile ziehen. Deshalb werden voraussichtlich vor allem die westdeutschen Wirtschaftszentren von einem ansteigenden polnischen Migrationsstrom profitieren. Die ostdeutschen Länder werden vielfach nur als Durchgangsregionen fungieren.
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