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5th IWH-FIN-FIRE Workshop on "Challenges to Financial Stability"
Unter dem Titel "Challenges to Financial Stability" hat das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) gemeinsam mit dem Forschungszentrum "Financial Intermediaries and the Real Economy (FIRE)" der Frankfurt School of Finance & Management am 19. und 20. August 2019 einen Workshop veranstaltet, um über Herausforderungen an die Finanzstabilität zu diskutieren.
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Oft wird die Finanzkrise mit einem Autounfall verglichen, sagt die Stanford-Professorin und Hauptrednerin Anat R. Admati. Bei der fünften Ausgabe des Workshops "Challenges to Financial Stability" des IWH und des „FIRE“ Research Center der Frankfurt School of Finance & Management kamen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler unter anderem aus Europa, den USA und Lateinamerika nach Halle (Saale), um zu diskutieren, welche Rettungsmaßnahmen am besten funktionieren und welche Warnschilder aufgestellt werden sollten, um die nächste Krise zu verhindern.
Keynote-Vortrag von Anat R. Admati
Governance in Finance: Politics, Confusion, and Missed Opportunities
Für Anat R. Admati sind das vor allem höhere Eigenkapitalquoten bei Banken. Daher schlägt sie einen marktbasierten „Stresstest“ vor, bei dem Banken auf dem Finanzmarkt eine bestimmte Menge an Eigenkapital auftreiben müssen. Falls sie dies nicht schafften, sei das ein Zeichen für ihren wenig solventen Zustand. Ein Grund für immer noch geringe regulatorische Eigenkapitalquoten könnte Lobbying von Bankenverbänden sein, da von der Industrie beklagt wird, dass höhere Quoten erst einmal zu geringerer Eigenkapitalrendite führen würden. Admati wies daraufhin, dass dabei konsequent vernachlässigt würde, dass mit höheren Eigenkapitalquoten gleichzeitig die langfristige Solvenz der Bank und damit das Ausfallsrisiko für Aktionäre reduziert würden.
In Bezug auf die Rolle des Lobbying präsentierte Thomas Mosk von der Frankfurt School of Finance & Management eine Studie, in der er über 1 000 Briefe von Interessenverbänden US-amerikanischer Banken an Kongressabgeordnete auswertete und ihren Einfluss auf deren späteres Abstimmungsverhalten untersuchte. Er fand unter anderem heraus, dass Politikerinnen und Politiker, die gemäß den Empfehlungen der Finanzindustrie abstimmten, im nächsten Wahlkampf auf mehr Spenden eben derer zählen konnten.Neben laxer Regulierung sollen auch komplexe Finanzprodukte für die Krise verantwortlich gewesen sein, beispielsweise Kreditausfall-versicherungen. Noch immer kommt es vor, dass Investment- und Hedgefonds Versicherungen auf Kredite halten, deren Ausfallrisiken sie gar nicht ausgesetzt sind, was dazu führt, dass sie einen Anreiz an deren Ausfall haben. Solche empty creditors identifizierte Kuchulain O‘Flynn von der Universität Zürich mit Koautoren und fand heraus, dass Firmen, die es mit empty creditors zu tun hatten, häufiger insolvent wurden. In Deutschland sind solche Praktiken seit 2012 durch eine Veränderung des Insolvenzrechts wirkungslos.
Eine zweite Keynote des Chicagoer Ökonomen Luigi Zingales nahm Aktiengesellschaften stärker in die Pflicht. Sie sollten shareholder welfare (Wohlfahrt der Aktionäre) anstelle von lediglich monetärem shareholder value (Unternehmenswert) maximieren. Dazu gehöre, auch soziale und ökologische Folgen unternehmerischen Handelns mit einzubeziehen. Anstatt von Desinvestition aus Kohle und Öl aufgrund der negativen Folgen der Produktion für die Umwelt riet er zu invest and engage, also die Aktien zu behalten und sich auf den Vollversammlungen für Nachhaltigkeit einzusetzen. Als Grund führte er an, dass sich sonst vorwiegend gewinnorientierte Investorinnen und Investoren in diesen Bereichen engagieren, welche soziale oder Umweltfolgen ignorieren und sich über die auf Kosten anderer erzielten Renditen freuen würden.
Keynote-Vortrag von Luigi Zingales
Companies Should Maximize Shareholder Welfare Not Market Value
Solche und viele weitere kontroverse Thesen und Resultate wurden auch in den Pausen noch weiter diskutiert. Es zeigte sich, dass trotz der beeindruckenden Forschungsarbeiten noch viele Fragen zum Thema Finanzmarktstabilität ungelöst sind. Daher freute sich IWH Präsident Reint E. Gropp ankündigen zu können, dass für die Zukunft noch mehr Mittel zur Erforschung von Finanzmärkten am IWH bereitstünden.
Autoren:
Simon Grothe und Lena Tonzer, Abteilung Finanzmärkte