Evaluierung des Einsatzes von Fördermitteln im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) in Thüringen für den Zeitraum 2011 – 2016
Matthias Brachert, Hans-Ulrich Brautzsch, Eva Dettmann, Alexander Giebler, Peter Haug, Gerhard Heimpold, Mirja Meyborg, Esther Schnabl, Lutz Schneider, Thomas Stahlecker, Mirko Titze, Andrea Zenker
IWH Online,
No. 1,
2018
Abstract
Die Investitionszuschüsse im Rahmen der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW) stellen nach wie vor das quantitativ bedeutendste Förderinstrument mit explizit regionaler Zielsetzung in Deutschland dar. Das Oberziel dieses Programms besteht in der Reduzierung regionaler Disparitäten. Es soll damit einen Beitrag zu dem im Grundgesetz Artikel 72(2) verankerten Ziel der Herstellung gleichwertiger Lebensverhältnisse im Bundesgebiet leisten. Auf der Mikroebene, d. h. der Ebene der Betriebe, zielt die GRW auf die Schaffung und Sicherung dauerhafter und hochwertiger Arbeitsplätze. Dadurch sollen – so das Ziel auf der Makroebene – strukturschwache Gebiete Anschluss an die allgemeine Wirtschaftsentwicklung in Deutschland halten und nicht dauerhaft zurückfallen.
Die Eckpunkte für den Einsatz dieses Programms legen der Bund und die Länder im GRW-Koordinierungsrahmen fest. Jedoch können die Länder weitere Eingrenzungen gegenüber diesen allgemeinen Regelungen vornehmen, um auf die regionalspezifischen Bedingungen vor Ort Rücksicht zu nehmen.
Mit dem Koalitionsvertrag für die 18. Legislaturperiode auf der Bundesebene wurde die Aufgabe einer Weiterentwicklung eines Systems der Förderung strukturschwacher Regionen festgelegt (vgl. CDU, CSU und SPD 2013). Die Weiterentwicklung des Fördersystems wird vor allem deshalb notwendig, weil sich die finanzpolitischen und beihilferechtlichen Rahmenbedingungen – insbesondere in den neuen Ländern – in naher Zukunft weiter verändern werden (Auslaufen der Sonderbedarfs-Bundesergänzungszuweisungen, Greifen der Schuldenbremse, Einschränkung der Fördermöglichkeiten durch das EU-Beihilferecht). Erste Überlegungen zur Anpassung des Fördersystems sehen im Kern eine reformierte GRW vor, die im Zusammenspiel mit wirtschaftsnahen Förderprogrammen (vornehmlich FuE- sowie KMU-Programme des Bundes) sowie nicht unmittelbar wirtschaftsnahen Förderprogrammen (bspw. Städtebauförderung) zum Einsatz kommen soll. Eine Empfehlung für die reformierte GRW lautet, die bisherigen Fördervoraussetzungen (insbesondere Primäreffekt, besondere Anstrengung, Begrenzung der Förderung pro Arbeitsplatz) auf den Prüfstand zu stellen und verstärkt Augenmerk auf Netzwerkbildung, Forschungs- und Innovationsförderung zu richten (vgl. GEFRA, RUFIS 2016).
In der jüngeren Vergangenheit ist das Bewusstsein bei den wirtschaftspolitischen Verantwortungsträgern dafür gewachsen, dass staatliche Eingriffe umfassenden Evaluationen unterzogen werden sollten (vgl. Brachert et al. 2015). Gegenstand ist die Beantwortung der Frage, ob ein Programm eine (kausale) Wirkung auf ex ante bestimmte ökonomische Zielvariablen entfaltet (Effektivität) und ob die Fördermittel tatsächlich in die beste Verwendung fließen (Effizienz). Das Programmmanagement der GRW nimmt diesbezüglich zweifelsohne eine Vorreiterrolle in Deutschland, ein, auch wenn viele Fragen noch nicht abschließend beantwortet sind (vgl. WissBeirat BMWi 2013 und 2015).
Von 1991-2016 setzte der Freistaat Thüringen GRW-Mittel im Umfang von ungefähr 9,5 Mrd. Euro ein. In den 1990er Jahren betrug das jährliche GRW-Volumen noch zwischen rund 300 und knapp 900 Mio. Euro. Seit Ende der 1990er Jahre – mit Ausnahme der Zeit der Wirtschafts- und Finanzkrise zwischen 2008 und 2013 – ist der Umfang der GRW-Mittel kontinuierlich abgeschmolzen. Im Jahr 2016 wurden „nur“ noch 157 Mio. Euro an GRW-Mitteln im Freistaat Thüringen eingesetzt. Dies bedeutet, dass die Höhe der Anreize, die heute mit der GRW gesetzt werden können, geringer ist.
Nach einem bedeutenden Anstieg der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit im Gefolge der Wiederherstellung der Deutschen Einheit ist der Aufholprozess Ostdeutschlands seit Mitte der 1990er Jahre ins Stocken geraten. Neuere Untersuchungen zur wirtschaftlichen Entwicklung in den neuen Ländern weisen darauf hin, dass der Aufbau eines modernen Kapitalstocks (welcher im Fokus der GRW steht) und die Reallokation von Ressourcen von weniger produktiven Bereichen in Bereiche mit höherer Produktivität – die den Aufholprozess in der ersten Phase maßgeblich getrieben haben – für den weiteren Angleichungsprozess nur wenig zusätzliche Impulse setzen können. Dagegen spielen in der nächsten Phase des Aufholprozesses Humankapital und Innovationen die entscheidende Rolle (vgl. Brautzsch et al. 2016).
Vor diesem Hintergrund ist die ausgeschriebene Studie angelegt. Sie zielt darauf ab, den Einsatz der GRW-Mittel ex post vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Entwicklung und der Zielsetzungen der GRW und der Förderpolitik des Thüringer Ministeriums für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft (TMWWDG) zu analysieren, und konkrete Empfehlungen für die Weiterentwicklung und künftige Ausrichtung der Thüringer GRW-Förderung und der sie begleitenden Programme Thüringen-Invest sowie Thüringen-Dynamik zu geben. Die nächste bedeutende Änderung wird die Anpassung der Förderhöchstsätze der prä-definierten C-Fördergebiete an diejenigen der nicht prä-definierten (vornehmlich in Westdeutschland beheimateten) C-Fördergebiete sein (Absenkung der Förderhöchstsätze um 5 Prozentpunkte; vgl. Leitlinien für staatliche Beihilfen mit regionaler Zielsetzung 2014 – 2020 – Regionalleitlinien [RLL] [ABl. C 209 vom 23.7.2013, S. 1]).
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Employment Effects of Introducing a Minimum Wage: The Case of Germany
Oliver Holtemöller, Felix Pohle
Abstract
This paper contributes to the empirical literature on the employment effects of minimum wages. We analysed the introduction of a statutory minimum wage in Germany in 2015 exploiting cross-sectional variation of the minimum wage affectedness. We construct two variables that measure the affectedness for approximately 300 state-industry combinations based on aggregate monthly income data. The estimation strategy consists of two steps. We test for (unidentified) structural breaks in a model with cross-section specific trends to control for state-industry specific developments prior to 2015. In a second step, we test whether the trend deviations are correlated with the minimum wage affectedness. To identify the minimum wage effect on employment, we assume that the minimum wage introduction is exogenous. Our results point towards a negative effect on marginal employment and a positive effect on socially insured employment. Furthermore, we analyse if the increase in socially insured employment is systematically related to the reduction of marginal employment but do not detect evidence.
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Who Benefits from GRW? Heterogeneous Employment Effects of Investment Subsidies in Saxony Anhalt
Eva Dettmann, Mirko Titze, Antje Weyh
IWH Discussion Papers,
No. 27,
2017
Abstract
The paper estimates the plant level employment effects of investment subsidies in one of the most strongly subsidized German Federal States. We analyze the treated plants as a whole, as well as the influence of heterogeneity in plant characteristics and the economic environment. Modifying the standard matching and difference-in-difference approach, we develop a new procedure that is particularly useful for the evaluation of funding programs with individual treatment phases within the funding period. Our data base combines treatment, employment and regional information from different sources. So, we can relate the absolute effects to the amount of the subsidy paid. The results suggest that investment subsidies have a positive influence on the employment development in absolute and standardized figures – with considerable effect heterogeneity.
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19.12.2017 • 40/2017
The medium-term economic development in Germany from 2017 to 2022 and opportunities for fiscal policies of a new federal government
Due to the cyclical upswing in Germany, in case of unaltered legislation, the general government would achieve considerable budget surpluses in the years ahead. As a consequence, there is large fiscal scope for a new federal government. With the fiscal policy simulation model of the Halle Institute for Economic Research (IWH) – Member of the Leibniz Association, the macroeconomic effects of various fiscal policy measures are analysed. The results show that additional government expenditures, like the expansion of social benefits, do have a stronger effect on GDP than revenue cuts, like for instance tax reliefs. „Due to the already high capacity utilisation, revenue cuts seem to be advantageous from a business cycle perspective. Moreover, a reduction of the high taxes and charges on labour would, in contrast to an expansion of social benefits, have a positive effect on potential output“, says Oliver Holtemöller, head of the Department of Macroeconomics and IWH vice president.
Oliver Holtemöller
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The Macroeconomic Development of the Soviet Occupied Zone/GDR (1949 until 1989) – a Balance
Udo Ludwig
Günther Heydemann, Karl-Heinz Paqué (Hrsg.): Planwirtschaft – Privatisierung – Marktwirtschaft. Wirtschaftsordnung und -entwicklung in der SBZ/DDR und den neuen Bundesländern 1945 - 1994. Vandenhoeck & Ruprecht,
2017
Abstract
Das Growth Accounting Model wird angewandt, um den Einfluss der Faktoren Arbeit und Kapital sowie des technischen Fortschritts auf das Wachstum des Bruttoinlandsprodukts der DDR in den verschiedenen Perioden abzuschätzen. Hauptergebnis ist die Erkenntnis, dass das Zentralplanungsmodell an der Modernisierung scheiterte und nur während der Wirtschaftsreformen in der zweiten Hälfte der Sechziger die totale Faktorproduktivität den entscheidenden Einfluss auf das Wirtschaftswachstum ausübte.
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R&D Collaborations and the Role of Proximity
Philipp Marek, Mirko Titze, Clemens Fuhrmeister,
Regional Studies,
No. 12,
2017
Abstract
R&D collaborations and the role of proximity. Regional Studies. This paper explores the impact of proximity measures on knowledge exchange measured by granted research and development (R&D) collaboration projects in German NUTS-3 regions. The results are obtained from a spatial interaction model including eigenvector spatial filters. Not only geographical but also other forms of proximity (technological, organizational and institutional) have a significant influence on the emergence of collaborations. Furthermore, the results suggest interdependences between proximity measures. Nevertheless, the analysis does not show that other forms of proximity may compensate for missing geographical proximity. The results indicate that (subsidized) collaborative innovation activities tend to cluster.
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Business Surveys By the Chamber of Industry and Commerce Halle-Dessau and the Economic Development in the Region
Udo Ludwig
T. Brockmeier und U. Ludwig (Hrsg.), Konjunktur. Relevanz von Unternehmensumfragen für Diagnose und Analyse. Universitätsverlag Halle-Wittenberg, Halle (Saale),
2017
Abstract
Vermitteln subjektive Unternehmensurteile zum Geschäftsklima nur Stimmungsbilder oder sind sie auch ein verlässlicher Konjunkturindikator? Anhand einer Korrelationsanalyse wird der Nachweis geführt, dass ein statistisch signifikanter, positiver Zusammenhang zwischen den Unternehmensantworten und dem Konjunkturverlauf in der Region für die Gesamtheit der Unternehmen und für das produzierende Gewerbe besteht, nicht aber für die einzelnen Dienstleistungsbereiche.
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Aktuelle Trends: Ertragslage der ostdeutschen Betriebe verbessert sich stetig
Steffen Müller
Wirtschaft im Wandel,
No. 3,
2017
Abstract
Ostdeutschland weist auch mehr als 25 Jahre nach der deutschen Vereinigung eine um circa ein Viertel geringere Arbeitsproduktivität als Westdeutschland auf. Wesentlich geringer ist der Rückstand jedoch bei der Ertragslage. Vor elf Jahren machten etwa 70% der westdeutschen Betriebe und 65% der ostdeutschen Betriebe Gewinne. Nach einem kurzen Knick um die Wirtschafts- und Finanzkrise 2009 ist dieser Anteil kontinuierlich auf 80% im Westen und 76% im Osten angestiegen. Das bedeutet, dass sich beide Landesteile bei dieser Kennzahl seit geraumer Zeit mit recht geringem Abstand im Gleichschritt bewegen.
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Do Managerial Risk-taking Incentives Influence Firms' Exchange Rate Exposure?
Bill Francis, Iftekhar Hasan, Delroy M. Hunter, Yun Zhu
Journal of Corporate Finance,
2017
Abstract
There is scant evidence on how risk-taking incentives impact specific firm risks. This has implications for board oversight of managerial risk taking, firms' development of comparative advantage in taking particular risks, and compensation design. We examine this question for exchange rate risk. Using multiple identification strategies, we find that vega increases exchange rate exposure for purely domestic and globally engaged firms. Vega's impact increases with international operations, declines post-SOX, and is robust to firm-level governance. Our results suggest that evidence that exposure reduces firm value can be viewed, in part, as a wealth transfer from shareholders and debt-holders to managers.
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Relationship Banking and SME Financing: The Case of Wales
Kent Matthews, Hans Degryse, Tianshu Zhao
International Journal of Banking, Accounting and Finance,
No. 1,
2017
Abstract
Regional disparities in credit availability across the UK have been highlighted in a series of studies as a factor affecting both new firm starts and small firm growth prospects. This paper suggests that relationship banking might be an important means of attenuating differences in credit availability. The paper focuses on the value of relationship banking to SMEs in Wales in the period following the global banking crisis. The results show that SMEs that had developed a customer-loan relationship with their banks had a lower probability of experiencing a worsened credit outcome than those that did not. The implications of the findings for regional development and financial provision are discussed.
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