Arbeitsmarktbilanz Ostdeutschland: Leichte Besserung der Arbeitsmarktlage
Hans-Ulrich Brautzsch
Wirtschaft im Wandel,
No. 12,
2006
Abstract
Im Verlauf des Jahres 2006 hat sich die Situation auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt etwas gebessert. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm um 10 000 (0,2%) gegenüber dem Vorjahr zu. Sogar die Zahl der sozialpflichtige Beschäftigten, die nicht gefördert werden, stieg leicht an. Die registrierte Arbeitslosigkeit nahm um etwa 100 000 Personen ab, was ausschließlich auf den Rückgang des Arbeitsangebots zurückzuführen ist. Im Jahr 2007 wird sich infolge des schwachen Produktionswachstums die Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt wieder verschlechtern.
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Growing heterogeneity in the human capital endowment of the German federal states
Bianca Brandenburg
Wirtschaft im Wandel,
No. 8,
2006
Abstract
Die Unterschiede in der Qualifikation der erwerbsfähigen Bevölkerung in den deutschen Bundesländern sind in der Zeit von 1991 bis 2002 größer geworden. Die günstigste Qualifikationsstruktur weisen momentan die ostdeutschen Bundesländer, Berlin sowie Hamburg, Hessen und Baden-Württemberg auf. Mit Ausnahme der fünf neuen Bundesländer wird dies auch zukünftig so bleiben. Zu den qualifikationsschwachen Bundesländern gehören das Saarland und Niedersachsen sowie zukünftig auch Sachsen-Anhalt und Brandenburg. Eine Annäherung der formalen Qualifikation hat zwischen den ost- und westdeutschen Bundesländern stattgefunden. Die selektive Abwanderung von Hochqualifizierten und die teilweise stark gesunkene Bildungsbeteiligung haben in Ostdeutschland zu Verlusten in der formalen Qualifikation der erwerbsfähigen Bevölkerung geführt, während in allen westdeutschen Bundesländern ein Trend zu höheren Bildungsabschlüssen zu verzeichnen ist und einige auch von der Zuwanderung Hochqualifizierter aus den neuen Bundesländern profitierten. Es besteht ein Zusammenhang zwischen der wirtschaftlichen Entwicklung einer Region und dem Anteil der Hochqualifizierten an der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter. Eine geringe Arbeitslosigkeit und hohe Löhne sind meist mit der Zuwanderung Hochqualifizierter und einer starken Bildungsbeteiligung verbunden. Allerdings ist dieser Zusammenhang nicht zwingend. Es finden sich ebenso Beispiele, in denen ein hoher Anteil an Hochqualifizierten mit relativ geringen Löhnen und einer hohen Arbeitslosigkeit einhergeht. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die betreffende Region über eine reichhaltige Bildungslandschaft im tertiären Bereich verfügt. Gleichzeitig wurde offenbar, daß zukünftig mit einem höheren Anteil von Hoch- aber auch von Geringqualifizierten zu rechnen ist. Die Bedeutung des dualen Ausbildungssystems in der beruflichen Bildung hat im betrachteten Zeitraum stark abgenommen. Der steigende Anteil von Geringqualifizierten ist im Hinblick auf die verminderten Erwerbschancen und starken Einkommensunsicherheiten in diesem Bereich bedenklich.
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East German economy: growth of production again behind in East-West comparison
Wirtschaft im Wandel,
No. 7,
2006
Abstract
Das vergangene Jahr war kein gutes Jahr für die ostdeutsche Wirtschaft. Während im früheren Bundesgebiet der konjunkturelle Aufschwung einsetzte, stagnierte die gesamtwirtschaftliche Produktionsaktivität im Osten, ging die Beschäftigung zurück, und der Aufholprozeß kam trotz sinkender Einwohnerzahl nicht voran. Maßgeblich waren altbekannte Strukturschwächen, die im Jahr 2005 besonders stark zum Durchbruch kamen: der Wegfall der flutbedingten Sonderentwicklung in der Bauwirtschaft, die bis zum Vorjahr für zusätzliche Aufträge gesorgt hatte, und der Abbau der Beschäftigung im Staatssektor. Auch in diesem Jahr fordern die Strukturschwächen ihren Tribut, ihr Einfluß auf die Gesamtwirtschaft läßt jedoch nach. So verschaffen sich die Fortschritte bei Produktivität und Kosten im Unternehmenssektor mehr gesamtwirtschaftliche Geltung. Die noch im Jahr 2000 vorhandenen Nachteile, gemessen an den Lohnstückkosten, wurden in der Folgezeit durch moderate Lohnanstiege und Beschäftigungsrückgang abgebaut. Allerdings werden die geringen Lohnstückkosten durch das Ausscheren vieler Unternehmen aus der Tarifbindung und einen hohen Anteil des Niedriglohnsektors mitbestimmt. Trotzdem sind von der Kostenseite Voraussetzungen für das Ankoppeln an den konjunkturellen Aufschwung gegeben. Auch das Produktionspotential hat sich erhöht und läßt auf Wachstumsreserven schließen. Freilich sind die Finanzierungsmöglichkeiten überdurchschnittlich stark von der aktuellen Einkommenssituation und Fördermitteln abhängig. Die vorteilhaften Rahmenbedingungen auf der Angebotsseite werden jedoch im Prognosezeitraum nicht ausgeschöpft. Zwar werden die Warenlieferungen in das Ausland aufgrund der günstigen Länderstruktur überdurchschnittlich steigen und Unternehmensinvestitionen anregen, die Binnennachfrage in Ostdeutschland insgesamt wird jedoch angesichts der schwachen Einkommensperspektiven der privaten Haushalte gedrückt bleiben. Auch von den vorgezogenen Käufen an hochwertigen Gebrauchsgütern im Vorfeld der Anhebung der Mehrwertsteuer dürfte die ostdeutsche Wirtschaft in diesem Jahr aus strukturellen Gründen wenig profitieren. Eine Wende am Arbeitsmarkt ist nicht in Sicht. Die Beschäftigung sinkt weiterhin, obwohl die Arbeitsmarktpolitik stärker als im Westen stützend wirkt. Das Produktionswachstum resultiert vollständig aus der Steigerung der Arbeitsproduktivität. Der Produktivitätsabstand zum Westen stagniert. Die registrierte Arbeitslosigkeit steigt trotz des anhaltenden Beschäftigungsabbaus nicht, da das – an der Zahl der Erwerbsfähigen gemessene – Arbeitsangebot weiter abnimmt.
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‘Ich-AG’, bridge money and foundation allowance – more efficient promotion or simply budget recapitalization
Herbert S. Buscher
Wirtschaft im Wandel,
No. 6,
2006
Abstract
Die bislang bestehenden Förderkonzepte zur Gründung einer selbständigen Existenz aus der Arbeitslosigkeit – das Überbrückungsgeld und der Existenzgründungszuschuß – sollen zum 1. August 2006 zu einem einheitlichen Förderkonzept „Gründungszuschuß“ zusammengefaßt werden. Neben einer verbesserten Transparenz in den Förderinstrumenten erwartet die Regierung hiervon eine zielgerichtetere Förderung mit einer höheren Erfolgswahrscheinlichkeit und nicht unerhebliche Einsparungen bei den Fördermitteln. Der Beitrag überprüft auf der Grundlage der bisher veröffentlichten Informationen über das neue Förderkonzept, ob mit den erwarteten Einsparungen zu rechnen ist und welche beschäftigungspolitischen Signale hiervon ausgehen können. Die Ergebnisse einer Überschlagsrechnung zeigen, daß es voraussichtlich nicht zu den erhofften Einsparungen kommen wird, wenn nicht die Zahl der geförderten Personen deutlich abgesenkt wird. Als eindeutige „Gewinner“ der Neuregelung gelten die Empfänger von Überbrückungsgeld; für die vorherigen Ich-AGs ergeben sich keine nennenswerten Einspareffekte pro geförderte Person. Somit stellt sich die Frage, ob dieser Effekt aus arbeitsmarktpolitischen Überlegungen heraus gewünscht ist.
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Pension with 67? – A comment
Herbert S. Buscher
Wirtschaft im Wandel,
No. 2,
2006
Abstract
In der Antike, so wird es überliefert, wurde der Überbringer schlechter Nachrichten nach der Übermittlung getötet. War die Nachricht, das Renteneintrittsalter von derzeit 65 Jahren schrittweise auf 67 Jahre zu erhöhen, eine schlechte Nachricht? Die Antwort ist eindeutig nein. Denn die Verlängerung der Lebensarbeitszeit bzw. die Erhöhung des Eintrittsalters ist eine richtige und notwendige Entscheidung, will doch die Mehrzahl der Arbeitnehmer auch zukünftig, wenn sie in den Ruhestand wechseln, eine Rente beziehen. Es ist seit Jahren bekannt, daß die gegenwärtigen sozialen Sicherungssysteme in ihrer derzeitigen Form nicht mehr haltbar sind und deswegen dringend reformiert werden müssen. Ebenfalls liegen seit Jahren die entsprechenden Vorschläge hierfür auf den Tisch – allerdings hatte die Politik lange Zeit nicht den Mut, frühzeitig mit den notwendigen Reformen zu beginnen. Statt dessen hat sie es in der Vergangenheit unterlassen, die Bevölkerung systematisch auf die erforderlichen Veränderungen einzustimmen. Eher das Gegenteil ist der Fall. Mit den vielfältigen Programmen zur Frühverrentung wollte die Politik den Arbeitsmarkt entlasten und die Arbeitslosigkeit „senken“. Hierdurch suggerierte sie der Öffentlichkeit, daß ein früheres Rentneralter nicht nur möglich, sondern auch finanzierbar sei und den Rentenbeziehern eine „ausreichende“ Rente gezahlt werden könne.
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Labor market balance in East Germany: Employment gap hardly diminished
Hans-Ulrich Brautzsch
Wirtschaft im Wandel,
No. 12,
2005
Abstract
Im Jahr 2005 hat sich wegen der schwachen Produktionszunahme und trotz des nach wie vor verhaltenen Anstiegs der Lohnkostenbelastung der Produktion die Lage auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt weiter verschlechtert. Die Zahl der Erwerbstätigen nahm durch die Ausdehnung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen gegenüber dem Vorjahr mit 0,1% zwar nur leicht ab. Besonders stark war jedoch der Rückgang der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnisse. Die registrierte Arbeitslosigkeit stieg zu Beginn des Jahres insbesondere als Folge des Inkrafttretens von Hartz IV kräftig an, bildete sich allerdings im Verlauf des Jahres zurück. Die Diskrepanz zwischen Angebot und Nachfrage nach Arbeitsplätzen ist nach wie vor groß. Insgesamt fehlen ca. 1,9 Mio. Arbeitsplätze. Damit beträgt die Unterbeschäftigungsquote ca. 24%. Auch im kommenden Jahr ist keine Besserung auf dem ostdeutschen Arbeitsmarkt zu erwarten.
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The Impact of Institutions on the Employment Performance in European Labour Markets
Herbert S. Buscher, Christian Dreger, Raúl Ramos, Jordi Surinach
Discussion Paper No. 1732,
2005
Abstract
Der Beitrag untersucht die Bedeutung von institutionellen Regelungen auf den Arbeitsmärkten in den Staaten der EU. Da die Beschäftigungsquoten relativ unverändert blieben in der Vergangenheit, stellt sich Arbeitslosigkeit im wesentlichen als ein Problem der Arbeitsnachfrage dar. Die Arbeitsnachfrage enthält neben den üblichen Variablen weitere Variablen, die die institutionellen Rahmenbedingungen erfassen wie Gewerkschaftsdichte, Verhandlungsmacht, Steuer- und Abgabensystem, Maße der aktiven Arbeitsmarktpolitik etc.
Da zwischen den Modellvariablen Kointegrationsbeziehungen bestehen, werden die Gleichungen in Niveaus geschätzt. Die sich hieraus ergebenden Elastizitäten werden in einem zweiten Schritt dann durch institutionelle Variablen erklärt, was in einem Fixed-effects-Modell geschieht. Die Ergebnisse zeigen, dass mit steigender Flexibilität des Arbeitsmarktes und mit wachsenden Anreizen für die Haushalte Arbeit aufzunehmen, die Beschäftigungsquoten zunehmen.
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Langzeitarbeitslosigkeit als Massenphänomen. Die Wirkung arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen in Ostdeutschland.
Eva Reinowski, Birgit Schultz
Am Ziel vorbei. Die deutsche Einheit - Eine Zwischenbilanz,
2005
Abstract
Die Arbeitslosigkeit in Ostdeutschland ist nicht nur relativ hoch, sondern konzentriert sich auch auf eine vergleichsweise klar abgegrenzte Risikogruppe, die besonders lange arbeitslos ist. Ein Indikator für die Arbeitslosigkeitsdauer ist der Anteil der Langzeitarbeitslosen. Dieser hat jedoch nur begrenzten Aussagegehalt, sofern er auf Querschnittsdaten beruht und daher systematischen Verzerrungen unterliegt. Durch eine Längsschnittbetrachtung lassen sich solche Verzerrungen vermeiden. In der Längsschnittbetrachtung lag der Anteil der Langzeitarbeitslosen zwischen 1990 und 1999 zwischen knapp 50 % und 25 %. Oftmals wird die Arbeitslosigkeit nur kurzzeitig durch die Teilnahme an arbeitsmarktpolitischen Maßnahmen (ABM, FuU) unterbrochen. Durch die Einbeziehung solcher Phasen in die Dauer der Arbeitslosigkeit erhöht sich der Anteil der Langzeitarbeitslosen drastisch. Letztendlich bleibt ein großer Teil der Arbeitslosen auf Dauer in einem Kreislauf zwischen registrierter Arbeitslosigkeit und Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik gefangen, .denn auch die Teilnahme an Maßnahmen wie ABM oder Weiterbildung erhöht die Chancen auf dem Arbeitsmarkt nicht.
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Employment restraints in public service - considering scientific assistants in research establishments
Herbert Buscher
Wirtschaft im Wandel,
No. 6,
2005
Abstract
Spätestens mit den so genannten Hartz-Reformen auf dem Arbeitsmarkt verstärkt sich das Interesse der Öffentlichkeit an der Arbeitsvermittlung und ihrer Wirksamkeit. Eine effiziente Arbeitsvermittlung ist nicht nur wünschenswert, sondern auch notwendige Voraussetzung für einen spürbaren Abbau von Arbeitslosigkeit. Aber die Vermittlung allein ist nur eine notwendige, keine hinreichende Bedingung dafür, dass die Arbeitsuchenden auch entsprechende Beschäftigungsverhältnisse abschließen können. Gesetzliche und tarifvertragliche Regelungen können trotz aller Vermittlungsbemühungen dazu führen, dass potenzielle Arbeitsplätze nicht besetzt werden.
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Registered unemployment or joblessness: Is there a better measure concept?
Jan Sauermann
Wirtschaft im Wandel,
No. 4,
2005
Abstract
Seit Januar 2005 wird die Höhe der Erwerbslosigkeit durch das Statistische Bundesamt nicht mehr nur jährlich, sondern monatlich bekannt gegeben. Damit gibt es in Deutschland neben der Statistik der registrierten Arbeitslosigkeit der Bundesagentur für Arbeit (BA) ein zweites Maß zur Arbeitslosigkeit, das monatlich veröffentlicht wird. Hinter dem Konzept der Erwerbslosigkeit steht das Ziel einer international vergleichbaren Statistik, die unabhängig von nationalen Besonderheiten in der Berechnung der registrierten Arbeitslosigkeit ist. Daher wurde von der International Labour Organisation (ILO) 1982 das Konzept der Erwerbslosigkeit eingeführt, das in der Europäischen Union im Rahmen der EU-Arbeitskräfteerhebung einheitlich angewendet wird. Mit dem Messkonzept der Erwerbslosigkeit soll das „ökonomische Ausmaß“ der Arbeitslosigkeit beschrieben werden, da unabhängig von einer Meldung bei der Agentur für Arbeit nur aktiv Arbeit suchende und gleichzeitig keiner Tätigkeit nachgehende Personen gezählt werden. Von der Arbeitslosenstatistik der BA können dagegen nur die bei den Agenturen für Arbeit registrierten Personen erfasst werden. Trotz Wirtschaft im Wandel 4/2005 93 dieser weitreichenderen Definition der Erwerbslosenstatistik ist auch sie nicht in der Lage, alle Teilnehmer an Maßnahmen der aktiven Arbeitsmarktpolitik oder entmutigte Arbeitslose zu berücksichtigen. Die beiden Messkonzepte unterscheiden sich nicht nur in den Abgrenzungen, auch die Art der Erhebung ist grundsätzlich verschieden: Die Zahlen zur Erwerbslosigkeit werden vom Statistischen Bundesamt im Rahmen des Mikrozensus, einer 1%-Stichprobe der Bevölkerung, ermittelt. Die Höhe der registrierten Arbeitslosigkeit wird dagegen von der BA aus ihren Verwaltungsvorgängen bestimmt. Dadurch ist im Gegensatz zur Erwerbslosenstatistik, die mit einmonatiger Verspätung veröffentlicht wird, eine zeitnahe und zudem sehr detaillierte Statistik gewährleistet. Beide Statistiken haben ihre Vor- und Nachteile, keine kann generell als die „bessere“ bezeichnet werden. Vielmehr muss abhängig von der Fragestellung entschieden werden, welche Statistik gewählt wird.
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