Demographic development and its economic consequences
Joachim Ragnitz, Lutz Schneider
Wirtschaft im Wandel,
No. 6,
2007
Abstract
Ostdeutschland wird in den nächsten Dekaden weiterhin starken demographischen Verwerfungen ausgesetzt sein. Neben der Schrumpfung wird die Alterung der Bevölkerung und des Erwerbspotentials zunehmenden Einfluß auf die wirtschaftliche Entwicklung der Neuen Länder ausüben. Von primärem Interesse ist dabei die Frage, ob sich aus der Verschiebung der Altersstruktur der Erwerbstätigen Herausforderungen für Wachstum, Innovation und strukturellen Wandel ergeben. Das IWH hat sich dieser in der Forschungsliteratur bisher wenig thematisierten Problemstellung angenommen und die wirtschaftlichen Folgen des Älterwerdens des Erwerbspotentials mittels ausgesuchter Verfahren und Datensätze empirisch bewertet. Der erste zentrale Themenkomplex umfaßt die Produktivitätseffekte der Alterung. Auf der Grundlage zweier voneinander unabhängiger Untersuchungsverfahren kann geschlußfolgert werden, daß das fortgeschrittene Alter einen dämpfenden Einfluß auf die Produktivität ausübt. Durch höheres Erfahrungswissen kann die Verringerung der Leistungsfähigkeit allerdings in Teilen kompensiert werden. Zweitens wurde die Wirkung des Alters auf die Innovationsfähigkeit analysiert. Auch hier zeigen sich signifikante Einflüsse des Alters. Die Beschäftigten im Alter von ca. 40 Jahren erweisen sich als die innovativste Altersgruppe. Die Untersuchung zeigt, daß gerade auch die technischen Fachkräfte diesem Alterseffekt unterliegen. Eine dritte Arbeit verdeutlicht die negativen Folgen der Alterung für das Potential an Gründern bzw. Unternehmensnachfolgern. Unabhängig vom sich ohnehin verschärfenden Problem des Fachkräftemangels dürften damit auch von der Alterung des Erwerbspotentials dämpfende Einflüsse auf Wachstum, Innovation und Strukturwandel ausgehen. Obwohl die politischen Gestaltungsspielräume angesichts der weitgehend feststehenden demographischen Entwicklung gering sind, können geeignete wirtschafts-, bildungs- und familienpolitische Maßnahmen die identifizierten Alterseffekte zumindest mindern helfen.
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Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
No. 5,
2007
Abstract
Stehen Länder im Wettbewerb? Nein sagen viele Wirtschaftswissenschaftler, weil Staaten als politische Organisationen keine international handelbaren Güter erstellen. Tatsächlich aber gibt es eine Konkurrenz der Standorte um die besten Rahmenbedingungen. Historisch waren dies vor allem materielle Infrastrukturen – der „Überbau“, so meinte man, folge dann von selbst. Die Kette lief vereinfacht vom Straßenbau über die Industrieansiedlung zum wirtschaftlichen Erfolg, mit dem dann auch soziale Infrastrukturen, beispielsweise im Bereich der Bildung, einhergehen. Friedrich List hingegen postulierte, gute Institutionen seien die echten Quellen des Wachstums. Als Begründer der ökonomischen Humankapitaltheorie erkannte er die Bedeutung des Lernens, auch von anderen. Gegenwärtig beherrscht dies China meisterhaft. Deutschland verdankt dem technologisch-wirtschaftlichen Nacheifern Englands im 19. Jahrhundert seinen Wohlstand. In Gegenwehr setzte England den Herkunftsausweis „Made in Germany“ durch – da aber hatte Deutschland schon aufgeschlossen.
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Honeckers langer Schatten oder die aktuelle Wirtschaftsschwäche Ostdeutschlands
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
No. 4,
2007
Abstract
Die seit Ende der 90er Jahre nachlassende, teilweise fehlende wirtschaftliche Konvergenz der neuen Bundesländer zum Westen wird in diesem Beitrag im Kontext der ökonomischen Entwicklung der DDR, nämlich der weitgehenden Vernichtung des privaten Unternehmertums erklärt. Damit soll ein zusätzlicher Aspekt über die Vielzahl bekannter Begründungen der gegenwärtigen Wachstumsschwäche der neuen Bundesländer hinaus in die Diskussion eingebracht werden. Es zeigt sich, daß Anfang der 70er Jahre, als die noch verbliebenen Teile des Privatsektors verstaatlicht worden sind, eine Stagnation und Abschwungsphase einsetzte, die ganz besonders deutlich für die internationale Wettbewerbsfähigkeit war und letztlich einen ökonomischen Leistungsverlust bewirkte. Alle vier zentralen Treiber privaten Unternehmertums, nämlich eine Umstellungsbereitschaft als Gründungsmotiv, eine Triebfeder bzw. ein Ehrgeiz zum selbständigen Handeln als Dispositionsfaktor, der soziale Status des Unternehmers im Sinne gesellschaftlicher Glaubhaftigkeit und die Verfügbarkeit von Ressourcen wurden zerstört. Die Wirtschaftskraft war zum Zeitpunkt der Einheit mit der des Westens in den fünfziger Jahren vergleichbar. Der Aufbau Ost stieß damit auf ein wirtschaftlich weit stärker ausgezehrtes Land als es der Vorstellung, acht- bis zehntgrößte Wirtschaftsnation in der Welt zu sein, entsprach. Den beeindruckenden ersten Aufbaujahren, induziert vor allem durch Großinvestitionen von außen, folgt inzwischen eine Phase der Stagnation, welche nur durch Wachstum der bisher in der Größenstruktur weitgehend unterkritischen mittelständischen Unternehmen überwunden werden kann. Schon heute korreliert die wachsende räumliche Polarisierung der wirtschaftlichen Entwicklung im Osten mit unternehmerischen Qualitäten. Damit wird die soziale Vorbildsfunktion des Unternehmers sowie eine spezifische Gründungs- und Wachstumsförderung zum Erfolgsfaktor des Ostens.
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Konjunktur aktuell: Nach Wachstumsdelle Anfang 2007 deutsche Wirtschaft weiter im Aufschwung
Wirtschaft im Wandel,
No. 3,
2007
Abstract
Ende Februar sind die internationalen Finanzmärkte in Turbulenzen geraten. Eine gemischte Nachrichtenlage hat zu einer Korrektur der seit dem vergangenen Sommer außerordentlich günstigen Marktentwicklung geführt. Der Aktienboom schien bis dato durch die weltweit weiterhin günstige Gewinnentwicklung gedeckt. Dem entsprach auch die kräftige Expansion der gesamtwirtschaftlichen Produktion in Japan und im Euroraum gegen Jahresende. Jedoch scheint sich der moderate Abschwung der US-Wirtschaft in diesem Jahr fortzusetzen. Auch deshalb ist damit zu rechnen, daß die Kursgewinne in diesem Jahr wesentlich bescheidener und die Risikoaufschläge für riskantere Anlagen höher ausfallen werden als im vergangenen Jahr. Von der Geldpolitik gehen in diesem Jahr keine einheitlichen Einflüsse aus. In den USA werden die Zinsen aufgrund der schleppenden Konjunktur ab dem Sommer wohl etwas gesenkt. Im Euroraum wird der geldpolitische Kurs dagegen im Sommer wohl noch einmal leicht verschärft. Im weiteren Jahresverlauf dürfte sich die konjunkturelle Dynamik in den Industrieländern wieder etwas angleichen: Der Aufschwung im Euroraum und in Japan verlangsamt sich, die US-Wirtschaft gewinnt gegen Jahresende wieder etwas an Fahrt. Ein wesentlicher Risikofaktor für die Prognose bleibt die Entwicklung auf den internationalen Finanzmärkten: Der jüngste weltwirtschaftliche Aufschwung hat sich auch dadurch ausgezeichnet, daß selbst risikoreiche Investitionen zu relativ günstigen Konditionen finanziert werden konnten. Eine wesentliche Ursache dafür dürften Finanzinnovationen sein, die den Kapitalgebern eine Diversifizierung ihrer Risiken ermöglichten. Wie leistungsfähig diese Instrumente auch in Zeiten wieder erhöhter Finanzmarktvolatilität sind, muß sich aber noch erweisen. In Deutschland hat unter den immer noch konjunkturfreundlichen Bedingungen im weltwirtschaftlichen und monetären Umfeld der Zugriff der Steuerpolitik zu Beginn des Jahres lediglich zu einer Delle im Zuwachs und nicht – wie ursprünglich prognostiziert – zu einem vorübergehenden Rückgang der Produktion geführt. Die privaten Haushalte haben zwar mit einer Einschränkung ihrer Käufe reagiert, Exporteure und Investoren haben aber ihre Aktivitäten ausgedehnt. Expandierende Weltmärkte und weiterhin günstige Finanzierungsbedingungen an den Kapitalmärkten, die gestiegene Ausstattung der Unternehmen mit Eigenmitteln sowie die bis zum Jahresende geltenden Abschreibungserleichterungen bei der Anschaffung beweglicher Anlagegüter werden die Produktionsaktivitäten auch im weiteren Verlauf des Jahres anregen. Zudem werden sich die Einkommenserwartungen der privaten Haushalte infolge der Besserung der Lage am Arbeitsmarkt aufhellen. Das IWH geht von einer dauerhaften Anhebung der Tariflöhne in der laufenden Lohnrunde von unter 3½ Prozent aus. Der Beschäftigungsaufbau dürfte nicht in Gefahr geraten. Das bislang schwache Glied in der wirtschaftlichen Aufwärtsbewegung, der private Konsum, schließt damit weiter auf, und der Aufschwung selbst gewinnt an Breite und Stärke. Im kommenden Jahr gehen zwar die Impulse von der Geldpolitik nach dem Erreichen des konjunkturneutralen Zinses zurück, und die Nachfrage auf den Weltmärkten beschleunigt sich nicht weiter. In Deutschland fallen jedoch belastende Faktoren weg, so daß sich die endogenen Triebkräfte stärker entfalten können. Das Bruttoinlandsprodukt nimmt in diesem Jahr um 2% und im nächsten um 2,5% zu. Die registrierte Arbeitslosigkeit sinkt im nächsten Jahr auf 3,5 Millionen Personen. Das entspricht einer Arbeitslosenquote von 8,2%. In Ostdeutschland wird die gesamtwirtschaftliche Produktion in beiden Jahren schneller zunehmen als im Westen. Ausschlaggebend ist das anhaltend doppelt so starke Wachstum der Wertschöpfung im Verarbeitenden Gewerbe. Hinzu kommt die deutlich nachlassende Bremswirkung vom Baugewerbe, für das die Trendwende nach zehn Jahren schrumpfender Produktionsleistung in Sicht ist. Die Lage der öffentlichen Haushalte hat sich deutlich verbessert:
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Aktuelle Trends: IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Wachstumspause zum Jahresauftakt
Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
No. 3,
2007
Abstract
Nach einer neuen Schätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle ist das Bruttoinlandsprodukt in den neuen Bundesländern im vergangenen Jahr um rund 3% gestiegen. Der Zuwachs ist größer als bislang von der amtlichen Statistik gemeldet worden ist, und er übertrifft alle Prognosen deutlich. Der vom Export und den Investitionen getriebene Aufschwung der deutschen Wirtschaft hat im vergangenen Jahr das Verarbeitende Gewerbe von der Ostsee bis zum Erzgebirge und den Thüringer Wald zu hohen Produktionsleistungen angespornt. Die industrielle Wertschöpfung erhöhte sich in den ostdeutschen Flächenländern erneut etwa doppelt so stark wie in den alten Bundesländern. Ihr Zuwachs fiel diesmal mit knapp 12% sehr hoch aus. Dies war der Hauptgrund für das kräftige Wachstum der Produktion insgesamt. Hinzu kam die ausgebliebene Bremswirkung vom Bau.
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08.03.2007 • 11/2007
IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Wachstumspause zum Jahresauftakt
Nach einer neuen Schätzung des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle ist das Bruttoinlandsprodukt in den neuen Bundesländern im vergangenen Jahr um rund 3% gestiegen. Der Zuwachs ist größer als bislang von der amtlichen Statistik gemeldet worden ist, und er übertrifft alle Prognosen deutlich. Der vom Export und den Investitionen getriebene Aufschwung der deutschen Wirtschaft hat im vergangenen Jahr das Verarbeitende Gewerbe von der Ostsee bis zum Erzgebirge und den Thüringer Wald zu hohen Produktionsleistungen angespornt. Die industrielle Wertschöpfung erhöhte sich in den ostdeutschen Flächenländern erneut etwa doppelt so stark wie in den alten Bundesländern. Ihr Zuwachs fiel diesmal mit knapp 12% sehr hoch aus. Dies war der Hauptgrund für das kräftige Wachstum der Produktion insgesamt.
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IWH Bauumfrage in Ostdeutschland zum Jahresauftakt 2007: Nach einem guten Jahr 2006 erwarten Unternehmen wieder einen Dämpfer
Brigitte Loose
Wirtschaft im Wandel,
No. 2,
2007
Abstract
Im Jahr 2006 ist es im Zusammenhang mit Vorzieheffekten zur Mitnahme der Eigenheimzulage und zur Umgehung der Mehrwertsteuererhöhung, aber auch infolge von Großprojekten im Wirtschaftsbau zu einer, wenn auch geringen, Ausweitung der Bauproduktion gekommen. So trug das Baugewerbe, das die gesamtwirtschaftliche Expansion in Ostdeutschland seit Mitte der neunziger Jahre stark belastet hatte, erstmals wieder zum Wachstum bei. Die Nachfragebelebung hat sich auch positiv auf Produktivität, Arbeitskosten und Erträge ausgewirkt. Zudem ist die Beschäftigung geringfügig aufgebaut worden. Diese Entwicklung wird sich angesichts der auslaufenden Sonderimpulse so nicht fortsetzen. Das signalisieren die 300 vom IWH befragten Unternehmen zum Jahresende 2006.
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24.01.2007 • 5/2007
IWH-Bauumfrage Ostdeutschland zum Jahresauftakt 2007: Nach einem guten Jahr 2006 erwarten Unternehmen wieder einen Dämpfer
Im Jahr 2006 ist es im Zusammenhang mit Vorzieheffekten zur Mitnahme der Eigenheimzulage und zur Umgehung der Mehrwertsteuererhöhung, aber auch infolge von Großprojekten im Wirtschaftsbau zu einer, wenn auch geringen, Ausweitung der Bauproduktion gekommen. So trug das Baugewerbe, das die gesamtwirtschaftliche Expansion in Ostdeutschland seit Mitte der neunziger Jahre stark belastet hatte, erstmals wieder zum Wachstum bei. Die Nachfragebelebung hat sich auch positiv auf Produktivität, Arbeitskosten und Erträge ausgewirkt. Zudem ist die Beschäftigung geringfügig aufgebaut worden. Diese Entwicklung wird sich angesichts der auslaufenden Sonderimpulse so nicht fortsetzen. Das signalisieren die 300 vom IWH befragten Unternehmen zum Jahresende 2006.
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Alterung und technologisches Innovationspotential : Eine Linked-Employer-Employee-Analyse
Lutz Schneider
IWH Discussion Papers,
No. 2,
2007
Abstract
Wachstum in modernen Ökonomien ist wesentlich durch das Innovationsverhalten von Firmen bestimmt. Aus demographischer Sicht fragt sich, ob die absehbare Alterung der Arbeitskräfte das Innovationspotential der Ökonomien beeinflusst. Um diese Frage zu beantworten, untersucht der Beitrag auf Basis eines deutschen Linked-Employer- Employee-Datensatzes, ob eine ältere Belegschaft die Fähigkeit eines Betriebes, Produktinnovationen zu generieren, vermindert. Das Vorgehen basiert auf einem Ordered- Logit-Ansatz, wobei das Innovationspotential einer Firma auf deren Altersstruktur regressiert wird. In der Analyse zeigen sich signifikante Alterseffekte. Das geschätzte Alters-Innovations-Profil folgt einem umgekehrt u-förmigen Verlauf, es erreicht sein Maximum bei einem Alter von ca. 40 Jahren. Eine gesonderte Schätzung zeigt darüber hinaus, dass insbesondere das Alter der Ingenieure von Relevanz ist.
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Aktuelle Trends: IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Kräftiges Produktionswachstum hält bis Jahresende an
Udo Ludwig
Wirtschaft im Wandel,
No. 12,
2006
Abstract
Die ostdeutsche Wirtschaft hat auch im dritten Vierteljahr Anschluß an den konjunkturellen Aufschwung in Deutschland gehalten. Der Zuwachs des Bruttoinlandsprodukts lag geringfügig über der gesamtdeutschen Rate. Den stärksten Beitrag leistete – wie so oft in den vergangenen Jahren – das Verarbeitende Gewerbe nach Überwindung der Wachstumsdelle im Frühjahr. Im Baugewerbe stieg die Wertschöpfung dank der hohen Nachfrage der Investoren an baulichen Anlagen und Wohnbauten in diesem Jahr das zweite Mal in Folge, es trug damit erneut zum Wachstum bei. Davon profitierte auch der Bereich Steine und Erden. Insgesamt hat der Auftrieb im Produzierenden Gewerbe auf die Unternehmensdienstleister übergegriffen. Allerdings legte deren Wertschöpfung nur geringfügig stärker als davor zu. Kräftige Zuwächse kamen dagegen aus dem Handel und dem Gastgewerbe. Der Aufschwung im Gastgewerbe ebbte jedoch mit dem Ende der Fußballweltmeisterschaft wieder ab.
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