The Manufacturing Sector in East Germany on a Path from De-industrialization to Re-industrialization: Are there Economically Sustainable Structures?
Gerhard Heimpold
Wirtschaft im Wandel,
20 Jahre Deutsche Einheit - Teil 1 -
2009
Abstract
Der Beitrag untersucht, welche Entwicklung die ostdeutsche Industrie in der Zeit nach dem Übergang in die Marktwirtschaft genommen hat und ob die hinter den wirtschaftlichen Ergebnissen stehenden Faktoren und Strukturen Merkmale wirtschaftlicher Nachhaltigkeit aufweisen. Gemessen an den wirtschaftlichen Ergebnissen wurde seit Beginn der 90er Jahre viel erreicht: Die Bruttowertschöpfung ist auf das Zweieinhalbfache gestiegen, die industrielle Produktivität liegt bei reichlich vier Fünfteln des westdeutschen Vergleichswertes. Die Produktivitätssteigerung allerdings ging mit einer Halbierung der Industriebeschäftigung im Zeitraum von 1991 bis 2008 einher, trotz eines leichten Zuwachses in den Jahren 2006 bis 2008. Die Lage und Entwicklung der Industrie in den einzelnen Neuen Ländern stellt sich allerdings sehr unterschiedlich dar. Beim industriellen Beschäftigtenbesatz liegt das Bundesland Thüringen vor einigen westdeutschen Bundesländern.
Bei den hinter den Ergebnissen stehenden Faktoren und Strukturen deutet nicht alles auf ökonomische Nachhaltigkeit hin. Zwar wurde im Vergleich zur westdeutschen Industrie überdurchschnittlich viel in die Modernisierung des Sachkapitalstocks investiert, und beim Humankapital verfügt die ostdeutsche Industrie über einen Anteil von Beschäftigten mit Hoch- und Fachschulabschluss, der jenem in Westdeutschland entspricht. Doch bei den Forschungs- und Entwicklungs-(FuE-)Aktivitäten, die für ökonomisch nachhaltige, sprich zukunftsgerichtete, Industrieaktivitäten stehen, offenbaren sich gemessen an wichtigen Inputgrößen Defizite. Letztere resultieren aus den strukturellen Besonderheiten der ostdeutschen Industrie, zu denen nicht zuletzt die Dominanz kleiner und mittlerer Unternehmen und das Fehlen größerer Unternehmen gehören. Mit der inputseitig schwach ausgeprägten FuE im Unternehmenssektor korrespondiert ein vergleichsweise geringer Anteil technologieintensiver Branchen, während der Anteil arbeitsintensiver Branchen höher als in den Alten Bundesländern ausfällt. Ein weiterer Wandel hin zu nachhaltigeren Industriestrukturen wird also nottun. Denn aus wachstumstheoretischer Sicht lässt sich ein dauerhafter Wachstumspfad hauptsächlich mit technologieintensiven Produktionen verwirklichen. Arbeitsintensive Branchen stehen dagegen im internationalen Wettbewerb besonders unter Kostendruck. Auch die funktionalen Strukturen offenbaren in puncto ökonomischer Nachhaltigkeit Defizite. Der Anteil von Beschäftigten in industriellen Fertigungsfunktionen liegt über den westdeutschen Verhältnissen, und jener in hochwertigen -Dienstleistungs- ebenso wie in den übrigen Dienstleistungsfunktionen liegt darunter. Dies weist erneut auf den Mangel an Unternehmen mit Führungsfunktionen in den Neuen Ländern hin. Will die ostdeutsche Industrie auf dauerhaftem Wachstumskurs bleiben, wird demnach ein weiterer Strukturwandel zugunsten technologie- und humankapitalintensiver Produktionen erforderlich sein, den die Wirtschaftspolitik durch günstige Rahmenbedingungen unterstützen sollte.
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IWH-Bauumfrage im August 2009: Aussichten in allen Sparten dank Konjunkturpaketen deutlich aufgehellt
Brigitte Loose
Wirtschaft im Wandel,
No. 9,
2009
Abstract
Das Bauklima hat sich im August nach Aussage der 300 vom IWH regelmäßig befragten Unternehmen deutlich verbessert. Vor allem die Geschäfts-aussichten, die jetzt bis zum Jahreswechsel reichen, haben sich erheblich aufgehellt: Ihr Vorjahresstand wird hier um 20 Saldenpunkte überflügelt, im Vergleich zur vorangegangenen Befragung im Juni um 14 Punkte. Auch die Geschäftslage hat sich weiter verbessert, dies entspricht jedoch weitgehend der saisonüblichen Entwicklung. Abstrahiert man von den Saisoneinflüssen, stabilisiert sich die Lage in etwa auf dem leicht erhöhten Niveau vom Frühjahr.
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Foreign Investors and Domestic Suppliers: What Feeds Positive External Effects?
Jutta Günther, Björn Jindra, Daniel Sischka
Wirtschaft im Wandel,
No. 9,
2009
Abstract
Die vorliegende empirische Untersuchung analysiert unter Verwendung der IWH-FDI-Mikrodatenbank das Potenzial für positive externe technologische Effekte bei einheimischen Zulieferunternehmen unter Berücksichtigung firmenspezifischer Merkmale ausländischer Investoren in ausgewählten mittel- und osteuropäischen Staaten sowie in Ostdeutschland. Die Analyse zeigt, dass nur knapp die Hälfte aller ausländischen Tochtergesellschaften davon ausgeht, eine hohe Bedeutung für technologische Aktivitäten in einheimischen Zulieferunternehmen zu besitzen. Dabei ist das Potenzial für externe technologische Effekte in Mittel- und Osteuropa höher als in Ostdeutschland. Dieses Ergebnis kann darin begründet liegen, dass die einheimischen Zulieferer in Ostdeutschland bereits auf einem im Vergleich zu Mittel- und Osteuropa technologisch deutlich höheren Niveau produzieren. Analysiert man das Potenzial für externe technologische Effekte ausländischer Investoren in Abhängigkeit vom Anteil ihrer einheimischen Zulieferungen, so zeigt sich, dass diese allein genommen nur bis zu einem bestimmten Punkt positiv wirken. Hingegen stellt sich heraus, dass ausländische Tochtergesellschaften, die innovativ sind, konzernintern und -extern technologisch kooperieren, Entscheidungsbefugnis in Forschungsfragen besitzen und durch Akquisitionen entstanden sind, die besten Voraussetzungen für das Entstehen positiver externer Effekte bieten. Der Anteil der ausländischen Beteiligung sowie die Dauer der Präsenz am jeweiligen Standort haben hingegen keinen statistisch signifikanten Einfluss. Die Wirtschaftspolitik sollte daher nicht nur auf die Ansiedlung beschäftigungsintensiver ausländischer Investoren abzielen, sondern weiterhin verstärkt deren technologische Leistungsfähigkeit und regionale Integration fördern.
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Industrielle Cluster als Ursache regionaler Prosperität? Zur Konvergenz deutscher Arbeitsmarktregionen 1996-2005
Alexander Kubis, Matthias Brachert, Mirko Titze
Raumforschung und Raumordnung,
/6
2009
Abstract
Der Beitrag untersucht im Rahmen eines regionalen Konvergenzmodells den Einfluss, den industrielle Cluster auf das Wachstum der deutschen AMR von 1996 bis 2005 ausüben. Dabei erfährt insbesondere die Rolle der Ko-Lokalisierung von konzentrierten verbundenen Wirtschaftszweigen eine besondere Beachtung. Aufbauend auf den Arbeiten von Schnabl (2000) gelingt es, drei verschiedene Effekte industrieller Cluster zu identifizieren, welche die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit von Regionen beeinflussen. Neben den Wirkungen regional konzentrierter Wirtschaftszweige (horizontale Cluster) sowie daraus ableitbarer Wertschöpfungsketten (vertikale Cluster) auf die jeweilige Region selbst, kann ebenso die Rolle dieser Cluster auf die Entwicklung benachbarter Regionen (Spillover industrieller Cluster) identifiziert werden. Die Untersuchung erlaubt hier ihre isolierte Betrachtung und ermöglicht Einsichten über die Wirkung industrieller Cluster unter gleichzeitiger Beachtung regionaler Konvergenzprozesse. Es gelingt der Nachweis von Wachstumseffekten durch industrielle Cluster, parallel zu einem gesamtdeutschen Konvergenzprozess ebenso wie zu einem spezifischen Ost-Konvergenzprozess. Industrielle Cluster stellen somit eine Möglichkeit dar, die Defizite der Ost-West-Konvergenz bei gleichzeitiger Binnendifferenzierung zu erklären. Der relative Mangel an industriellen Clustern wirkt sich aus derzeitiger Sicht in Ostdeutschland nachteilig auf das Wachstumspotential der Regionen aus, da er deren Gesamtentwicklung nicht unterstützt.
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Wachstum, Stagnation oder Schrumpfung? Entwicklungsdynamik ehemaliger TGZ-Unternehmen
Michael Schwartz
Statistik Regional Electronic Papers, 2009-01,
2009
Abstract
Wirtschaftspolitische Entscheidungsträger weltweit setzen große Hoffnungen in Technologie- und Gründerzentren als effektive Förderinstrumente auf regionaler und lokaler Ebene zur Unterstützung junger, innovativer Unternehmen. Oftmals wird hierbei unterstellt, dass die Wachstumsphase der geförderten Jungunternehmen erst mit dem erfolgreichen Auszug zum Tragen kommt. Ob dies allerdings tatsächlich der Fall ist, ist bislang kaum empirisch belegt. Das vorliegende Papier versucht zur Verminderung dieses Kenntnisdefizites beizutragen. Es wird detailliert die langfristige Entwicklung von 324 ausgezogenen Unternehmen auf fünf deutschen Technologie- und Gründerzentren untersucht. Um Verzerrungen durch bereits aus dem Markt ausgeschiedene Unternehmen zu vermeiden (Survivor Bias), schließt die Analyse auch die Entwicklung dieser Unternehmen ein. Dies ist im vorliegenden Forschungskontext erstmalig möglich. Als Indikatoren der Unternehmensentwicklung werden Beschäftigungs- und Umsatzgrößen herangezogen. Die empirischen Ergebnisse weisen ein teilweise sehr starkes Wachstum der geförderten Unternehmen nach – allerdings weitgehend beschränkt auf den eigentlichen Förderzeitraum. Entgegen der oben genannten Annahme kann in der vorliegenden Studie nicht bestätigt werden, dass die ehemals geförderten Unternehmen nach dem Verlassen der Technologie- und Gründerzentren nachhaltig stark wachsen. Nach dem Auszug bleibt das Wachstum der überwiegenden Mehrheit der Unternehmen moderat. Nur ein kleiner Anteil ehemaliger Zentrums-Unternehmen kann starke Wachstumsraten nach beendeter Förderung vorweisen. Ein größerer Teil der Unternehmen stagniert oder schrumpft sogar. Im Durchschnitt befinden sich die ausgezogenen Unternehmen ab einem Zeitraum von acht bis zehn Jahren auf einem zum Auszug vergleichbaren Entwicklungsstand bzw. sogar auf einem niedrigeren Niveau.
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10.09.2009 • 55/2009
IWH-Konjunkturbarometer Ostdeutschland: Konjunkturelle Bodenbildung für das dritte Quartal in Sicht
Im zweiten Quartal dieses Jahres hat sich der Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Produktion in Ostdeutschland deutlich verlangsamt. Das Bruttoinlandsprodukt ist gegenüber den Monaten Januar bis März mit 0,5% nur noch wenig gesunken. Der Tiefpunkt der Produktion infolge der weltweiten Finanz- und Konjunkturkrise geriet in Sichtweite. Der Stand vor Jahresfrist wurde allerdings weiterhin deutlich, und zwar um reichlich 5%, unterschritten. Erste Schätzungen für das dritte Quartal sprechen für eine leichte Belebung der wirtschaftlichen Aktivität.
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Zur Genauigkeit von ex post Prognosen des Wirtschaftswachstums in Ost- und in Westdeutschland nach der Revision des ESVG 2005
Udo Ludwig
Empirische Wirtschaftsforschung heute. Festschrift für Ullrich Heilemann zum 65. Geburtstag,
2009
Abstract
Regionale Gesamtrechnungen sind aufgrund der dünnen Datenbasis am aktuellen Rand auch für abgelaufene Zeiträume auf Prognosen angewiesen. Sie bedienen sich verschiedener Fortschreibungsmethoden, um bis zur Vorlage von Originärberechnungen mit aktuellen Daten zum Wirtschaftswachstum aufwarten zu können. In dem Buchbeitrag werden für die Jahre ab 2000 die Ergebnisse der einzelnen Fortschreibungsrunden des Bruttoinlandsprodukts und der Bruttowertschöpfung mit den Endergebnissen verglichen. Die Prognosegüte wird mit den gängigen statistischen Fehlermaßen ermittelt. Dabei ergibt sich ein Ost-West-Gefälle in der Treffsicherheit der Prognosen.
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01.09.2009 • 52/2009
IWH-Bauumfrage im August 2009: Aussichten in allen Sparten dank Konjunkturpaketen deutlich aufgehellt
Das Bauklima hat sich im August nach Aussage der 300 vom IWH regelmäßig befragten Unternehmen deutlich verbessert. Vor allem die Geschäftsaussichten, die jetzt bis zum Jahreswechsel reichen, haben sich erheblich aufgehellt: Ihr Vorjahresstand wird hier um 20 Saldenpunkte überflügelt, im Vergleich zur vorangegangenen Befragung im Juni um 14 Punkte. Auch die Geschäftslage hat sich weiter verbessert, dies entspricht jedoch weitgehend der saisonüblichen Entwicklung. Abstrahiert man von den Saisoneinflüssen, stabilisiert sich die Lage in etwa auf dem leicht erhöhten Niveau vom Frühjahr.
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IWH-Industrieumfrage im Juli 2009: Noch keine Wende des Geschäftsklimas
Cornelia Lang
Wirtschaft im Wandel,
No. 8,
2009
Abstract
Im Verarbeitenden Gewerbe Ostdeutschlands verliert die bisher eher steile konjunkturelle Talfahrt etwas an Tempo. Darauf verweisen die Ergebnisse der IWH-Industrieumfrage vom Juli unter rund 300 Unternehmen. Zwar hat sich der Saldo aus positiven und negativen Bewertungen der aktuellen Geschäftslage gegenüber Mai nochmals um zwei Punkte verschlechtert. Doch die Geschäftsaussichten bis zum Jahresende haben sich deutlich aufgehellt, und erstmals in diesem Jahr halten sich gute und schlechte Erwartungen in etwa die Waage. Verantwortlich dafür sind Akzentverschiebungen in den Bewertungen aus den einzelnen Sparten.
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Russia: A Victim to Transition or to the Financial Crisis?
Marina Grusevaja
Wirtschaft im Wandel,
No. 8,
2009
Abstract
Die Weltfinanzkrise hat Schwächen des russischen Wirtschaftssystems offenbart, die mit dem Weg der Transformation von der Plan- zur Marktwirtschaft in Zusammenhang stehen und nicht allein auf einen Verfall der Rohölpreise zurückzuführen sind. Die Engpässe bei der Kreditvergabe aufgrund der weltweit gesunkenen Liquidität treffen in Russland noch auf eine besonders hohe kurzfristige Direktverschuldung der Privatunternehmen im Ausland und auf eine einseitige wirtschaftspolitische Orientierung auf die Förderung der Rohstoffindustrie sowie der rohstoffnahen Industriezweige. Bis Mitte 2008 hatte die Auslandsverschuldung der privaten Banken und Nicht-Banken kräftig zugenommen und die Abhängigkeit der russischen Wirtschaft von den Entwicklungen auf den internationalen Finanzmärkten erheblich verstärkt. Diese neue Abhängigkeit verstärkte die Anfälligkeit der Ex-porteinnahmen für die sinkenden Preise auf den Rohstoffmärkten. Die jüngste Abwertung des Rubel hat das Problem der Direktverschuldung noch verschärft. Die hohe Direktverschuldung des Unternehmenssektors im Ausland und die Abhängigkeit von Rohstoffexporten sind typische Ergebnisse des russischen Transformationswegs. Denn zum einen ist der Bankensektor nicht in der Lage, den Finanzierungsbedarf des Unternehmenssektors außerhalb der Rohstoffindustrien zu finanzieren, sodass die Unternehmen kurzfristig ins Ausland ausweichen müssen. Zum anderen hat die wirtschaftspolitische Strategie der vergangenen 17 Jahre den Einfluss des Staates auf den Rohstoffsektor wieder verstärkt – mit dem Ziel, diesen Sektor vorrangig auszubauen. Die hohe Marktkonzentration wirkt sich daher negativ auf die Anpassungsfähigkeit und -flexibilität des realwirtschaftlichen Sektors in Krisenzeiten aus. Die gegenwärtige Politik der Regierung ist kurzfristig orientiert und zielt auf direkte Finanzhilfen sowie protektionistische Maßnahmen ab. Ihre langfristigen Effekte könnten allerdings in einem stärkeren Eingriff des Staates in die Wirtschaft liegen. Vor diesem Hintergrund wird die Krise in Russland länger andauern als in den anderen Transformationsländern.
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