Vermögenspreisblasen: Erklärungsansätze und wirtschaftspolitische Überlegungen
Oliver Holtemöller
Wirtschaft im Wandel,
No. 12,
2010
Abstract
Auf Vermögensmärkten ist es in der Wirtschaftsgeschichte immer wieder zu Preisblasen gekommen, also Situationen, in denen auf eine Phase stark steigender Preise ein abrupter Preissturz folgt. Wie lässt sich dieses Phänomen erklären? In diesem Beitrag wird erörtert, wie sich in einer Gesellschaft die Vorstellung durchsetzen kann, dass hohe zukünftige Gewinne stark steigende Vermögenspreise rechtfertigen. Meist basiert diese Vorstellung auf einer plausiblen Geschichte, die an aktuellen Gegebenheiten anknüpft. Während der Internetblase um die Jahrtausendwende wurde zum Beispiel davon
ausgegangen, dass neue Kommunikations- und Informationstechnologien dauerhaft ein höheres Wirtschaftswachstum als zuvor ermöglichen würden.
Zur Verbreitung einer solchen Geschichte tragen auch psychologische Phänomene wie Konformität und übermäßiges Selbstvertrauen bei. Diese Phänomene können erklären, warum viele Investoren bereit sind, Vermögensgüter zu Preisen
zu kaufen, die dann im Nachhinein ungerechtfertigt hoch erscheinen. Diese psychologischen Phänomene lassen sich nicht ohne Weiteres durch wirtschaftspolitische Maßnahmen ausschalten – zumal auch die wirtschaftspolitischen Entscheidungsträger von ihnen betroffen sein dürften. Weil die Ursachen für Vermögenspreisblasen somit schwer zu bekämpfen sind, sollte die Wirtschaft Rahmenbedingungen haben, die Häufigkeit, Ausmaß und
negative Folgen dieser Blasen zu reduzieren helfen. Dazu zählen insbesondere Regulierungs- und Überwachungsmechanismen für diejenigen Akteure, die den Kauf von Vermögensgütern mit Fremdkapital finanzieren.
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Die Lage der Weltwirtschaft und der deutschen Wirtschaft im Frühjahr 2006
Wirtschaft im Wandel,
1. Sonderausgabe
2006
Abstract
Die Expansion der Weltwirtschaft ist im Frühjahr 2006 nach wie vor kräftig. Im Verlauf des vergangenen Jahres hat sie an Breite gewonnen. Während die Produktion in den USA in der Grundtendenz weiter deutlich stieg und sich das rasche Wachstum in China ungebremst fortsetzte, wurde die Schwächephase, die sich in Japan, im Euroraum sowie in vielen Schwellenländern in der zweiten Jahreshälfte 2004 eingestellt hatte, nach und nach überwunden. Die Auftriebskräfte sind in Folge der günstigen Ertragslage der Unternehmen, steigender Vermögenspreise und niedriger Zinsen so stark, dass die dämpfenden Wirkungen höherer Rohstoffpreise mehr als ausgeglichen wurden. Der Preisanstieg hat sich in den Industrieländern energiepreisbedingt im vergangenen Herbst vorübergehend verstärkt. Zu spürbaren Zweitrundeneffekten kam es aber nicht. Nach wie vor geringe Inflationserwartungen sind ein wichtiger Grund dafür, dass die langfristigen Zinsen nur wenig stiegen. Die Weltwirtschaft wird im Prognosezeitraum weiter zügig expandieren, wenngleich infolge nachlassender expansiver Wirkungen der Geldpolitik und leicht anziehender langfristiger Zinsen etwas langsamer als bisher. Dabei wird sich das Konjunkturgefälle zwischen den Industrieländern weiter verringern. Das reale Bruttoinlandsprodukt in der Welt wird 2006 um 3,4% und 2007 um 3,1% zunehmen. Der Welthandel dürfte um 8,5 bzw. 7,5% ausgeweitet werden. Die globalen Ungleichgewichte, insbesondere das Leistungsbilanzdefizit der USA, werden sich dabei kaum verringern...
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