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Konjunktur aktuell: Produktionsengpässe verzögern Erholung

Im Sommer 2021 dürfte die weltwirtschaftliche Produktion deutlich zugelegt haben, aber Schließungen von Produktionsanlagen und Häfen vergrößern den Stau im globalen Warenaustausch. Ansteigende Rohstoffpreise schlagen sich v. a. in den USA und im Euroraum in hohen Inflationsraten nieder, doch die Notenbanken werden sich mit dem Kurswechsel Zeit lassen. Dadurch erhält die Wirtschaft in den westlichen Industrieländern weiter Rückenwind seitens der Wirtschaftspolitik. Die Erholung der deutschen Wirtschaft kam im Sommerhalbjahr dank der Impfkampagne und des privaten Konsums gut voran. Wegen steigender Corona-Neuinfektionen und Produktionsengpässen ist dennoch nur mit einem recht schwachen Jahresschlussquartal zu rechnen. Das BIP wird 2021 um 2,2% und 2022 um 3,6% zunehmen.

14. September 2021

Authors Arbeitskreis Konjunktur des IWH

Im Sommer 2021 dürfte die weltwirtschaftliche Produktion deutlich zugelegt haben. Allerdings vergrößern Schließungen von Produktionsanlagen und Häfen den ohnehin erheblichen Stau im internationalen Warenaustausch. Engpässe bestehen beim Seetransport, bei der Herstellung von Halbleitern und beim Rohstoffangebot. Der Anstieg der Rohstoffpreise schlägt sich insbesondere in den USA, aber auch im Euroraum in recht hohen Raten der Verbraucherpreisinflation nieder. Nichtsdestotrotz werden sich die US-Notenbank und die EZB mit einem Kurswechsel viel Zeit lassen. Die Wirtschaft in den westlichen Industrieländern erhält damit weiter Rückenwind vonseiten der Wirtschaftspolitik. In anderen Weltregionen, auch in Ostasien, sind die Bedingungen wegen niedriger Impfquoten weniger günstig. Überall wird freilich die Produktion bis in den Winter hinein von den Beschränkungen des Angebots beeinträchtigt.

Die Erholung der deutschen Wirtschaft ist im Sommerhalbjahr gut vorangekommen, denn dank der Impfkampagne konnten viele Einschränkungen von Dienstleistungsangeboten gelockert werden, und die privaten Haushalte konsumierten im zweiten Quartal wieder deutlich mehr. Dennoch liegt der private Konsum noch weit unter dem Vorkrisenniveau, und ein rasches Aufholen ist nicht in Sicht, denn Neuinfektionen nehmen wieder zu, was die Erwartungen von Unternehmen und Verbrauchern eintrübt. Zudem ist deutlich geworden, dass sich die Produktionsengpässe im Verarbeitenden Gewerbe in den kommenden Monaten kaum auflösen werden. Alles in allem ist mit einem recht schwachen Jahresschlussquartal zu rechnen. Für die Zeit danach stehen die Chancen gut, dass die Wirtschaft ihren Weg in die Normalität wiederaufnimmt, auch weil sich die Situation auf den Arbeitsmärkten stetig bessert. Ende 2022 dürften die Kapazitäten wieder normal ausgelastet sein. Risiken für die Konjunktur in Deutschland ergeben sich daraus, dass das deutsche Verarbeitende Gewerbe in besonderem Maß in internationale Produktionsketten eingebunden und deshalb von den derzeitigen Störungen der Produktionsketten besonders betroffen ist. Ferner ist nicht auszuschließen, dass durch neue Mutationen des Coronavirus Eindämmungsmaßnahmen notwendig werden könnten, die auch den wirtschaftlichen Erholungsprozess erneut verzögern.

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