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Aktuelle Trends: Insolvenzanträge als Frühindikator für den IWH-Insolvenztrend

Insolvenzanträge werden vom Schuldner oder Gläubiger beim Insolvenzgericht gestellt. Es vergehen in der Regel mehrere Monate, bis Gerichte entscheiden, ob der Antrag zulässig ist. Der IWH-Insolvenztrend erfasst genau wie die amtliche Statistik erst dann Insolvenzfälle, wenn ein Insolvenzgericht eine formale Eröffnungsentscheidung – also entweder die Eröffnung des Verfahrens oder eine Abweisung mangels Masse – zum jeweiligen Insolvenzverfahren gefällt hat. Das bedeutet, dass im entsprechenden Berichtsmonat in der Regel nicht der Insolvenzantrag gestellt, sondern erstmalig über ihn entschieden wurde.

06. November 2023

Autoren Steffen Müller

Das IWH erfasst parallel zum Insolvenztrend auch vorläufige gerichtliche Entscheidungen, die im engen zeitlichen Zusammenhang mit der Antragstellung stehen und somit meist zwei bis drei Monate vor der Eröffnungsentscheidung liegen. Auf Basis dieses Frühindikators erstellt die IWH-Insolvenzforschung mit Hilfe statistischer Verfahren eine Prognose für die kommenden beiden Monate. Die Prognose wird dadurch erschwert, dass vorläufige Entscheidungen der Gerichte in der Regel nur bei größeren Insolvenzverfahren getroffen werden.

Die Abbildung zeigt den Verlauf der Frühindikatoren und der Insolvenzzahlen relativ zu Januar 2020. Die Indikatoren folgen dem aus dem Insolvenztrend bekannten Muster, sind jedoch um zwei bis drei Monate vorlaufend. Da Kleinstinsolvenzen im Frühindikator nicht enthalten sind, ist der Zusammenhang jedoch nicht sehr eng. Eine hohe Zahl an Kleinstinsolvenzen im Zusammenhang mit Erleichterungen bei der Restschuldbefreiung für Selbstständige ab Anfang 2021 erklärt zum Beispiel, dass die Eröffnungen für einige Zeit über den Werten der Anmeldungen lagen und zudem der zeitliche Zusammenhang zum Indikator gestört wurde. Im August 2023 steigt der Frühindikator deutlich und liegt 14% über Januar 2020. Da die Anmeldungen bisher auch im laufenden Monat September hoch sind, ist mit einem Anstieg der Insolvenzeröffnungen ab Oktober, spätestens aber ab November zu rechnen.  

Außerdem in diesem Heft

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Frühkindliche Betreuung erhöht den Arbeitsmarkterfolg von Müttern ohne Abitur

Henning Hermes Marina Krauß Philipp Lergetporer Frauke Peter Simon Wiederhold

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2023

Abstract

In den meisten Ländern wirkt sich die Geburt eines Kindes negativ auf den Arbeitsmarkterfolg von Müttern aus, insbesondere bei Müttern mit niedrigerem Schulabschluss. In diesem Beitrag werden die Ergebnisse eines Feldexperiments in Deutschland vorgestellt, in dem Familien bei der Bewerbung für einen Platz in einer Kindertagesstätte (Kita) unterstützt wurden. Die Ergebnisse zeigen, dass der verbesserte Zugang zu frühkindlicher Betreuung die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass Mütter ohne Abitur in Vollzeit arbeiten, und deren Haushaltseinkommen steigert. Um den Arbeitsmarkterfolg von Müttern zu verbessern, sollte die Politik den Zugang zu frühkindlicher Betreuung erleichtern und die Zahl der Kita-Plätze noch weiter erhöhen.

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Dekarbonisierung in Europa: Regionalwirtschaftliche Effekte in ausgewählten Kohleregionen und kohlenstoffintensiven Regionen Europa

Katja Heinisch Oliver Holtemöller Christoph Schult

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 3, 2023

Abstract

Die EU hat mit dem „Fit for 55“-Paket zwei große klimapolitische Ziele festgelegt: die Senkung der Treibhausgasemissionen um 55% bis zum Jahr 2030 und Treibhausgasneutralität ab dem Jahr 2050. Im Rahmen des EU-Horizon-2020-Projekts ENTRANCES werden die gesellschaftlichen Effekte der Dekarbonisierung und besonders des Kohleausstiegs in verschiedenen europäischen Regionen interdisziplinär analysiert und darauf basierend Handlungsempfehlungen für die Politik abgeleitet. Der vorliegende Beitrag stellt erste analytische Ergebnisse vor.

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