31.05.2011 • 21/2011
Konjunktur aktuell: 2011 nochmals kräftige Zunahme des Bruttoinlandsproduktes in Deutschland
Die deutsche Wirtschaft bleibt 2011 im Aufschwung – auch wenn das
außerordentlich hohe Tempo vom Jahresbeginn nicht gehalten werden kann: Für das zweite Quartal 2011 prognostizieren die Kurzfristmodelle des Instituts für Wirtschaftsforschung Halle einen Zuwachs des preisbereinigten Bruttoinlandsproduktes von 0,8% gegenüber dem Vorquartal, für das dritte Quartal eine weitere Zunahme um 0,4%. Insgesamt dürfte die Produktion im Jahr 2011 mit 3,6% nochmals so kräftig zulegen wie 2010. Die Impulse kommen dieses Jahr vor allem von den privaten Investitionen und vom privaten Konsum. Der Beitrag des Außenhandels bleibt positiv, nimmt aber im Verlauf ab. Die Lage auf dem Arbeitsmarkt wird sich weiter deutlich verbessern. Die Schulden- und Vertrauenskrise im Euroraum ist das Hauptrisiko für die Fortsetzung des kräftigen Aufschwungs in Deutschland.
Oliver Holtemöller
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Editorial
Ulrich Blum
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 3,
2011
Abstract
Angesichts der Bedrohung durch das Kraftwerk Fukushima verurteilen viele die Hybris derer, die meinen, Großtechnologien wie die Kernkraft beherrschen zu können. Liegt nicht aber die frevelhafte Selbstüberschätzung ganz woanders: darin, ein Leben ohne Risiko führen zu wollen? Der Volksmund weiß, dass Leben nun einmal lebensgefährlich ist. Sorge muss uns bereiten, dass mit zunehmender „Systemik“ die Wahrscheinlichkeit eines Schadens nicht so schnell sinkt, wie die Kosten bei Schadenseintritt steigen; beides multipliziert ergibt den Erwartungswert. Die Kosten von (Natur-)Katastrophen steigen auch, weil mehr Menschen heute an gefährdeten Standorten siedeln. Zusätzlich steigen, fortschrittsbedingt, die Vermögenswerte, was direkt in die Schadenskosten einfließt.
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Polen: Solide Erholung wird durch fiskalische Risiken überschattet
Martina Kämpfe
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 12,
2010
Abstract
Nach einer deutlichen Verlangsamung der gesamtwirtschaftlichen Expansion in Polen im Jahr 2009 hat sich die wirtschaftliche Lage in diesem Jahr wieder erholt, vor allem durch die günstige Entwicklung der außenwirtschaftlichen Konjunktur,
namentlich in Deutschland als wichtigstem Handelspartner.
Mit der Zunahme der ausländischen Nachfrage ist die Auslastung der Produktionskapazitäten merklich angestiegen; sie hat das hohe Vorkrisenniveau in den Hauptexportbranchen bereits wieder erreicht. Die sich belebende Binnenkonjunktur wird vom privaten Konsum und den
öffentlichen Investitionen getragen. Infrastrukturmaßnahmen wurden, auch durch die breitere Nutzung von EU-Strukturfondsmitteln, umfangreicher
gefördert. Die Unternehmensinvestitionen blieben 2010 noch schwach, sie werden sich aber allmählich mit einer Festigung der Konjunktur wieder
kräftiger beleben. Im Prognosezeitraum bis Ende2011 werden daher die Impulse für eine Beschleunigung der wirtschaftlichen Expansion zunehmend
von der Binnennachfrage kommen. Die Lage der öffentlichen Haushalte hat sich
hingegen in diesem Jahr nicht entspannt. Durch die erhebliche Ausweitung der Neuverschuldung im Jahr 2009 wurde die gesetzlich sanktionierte Größenordnung
der Schuldenstandsquote bereits überschritten; dies hat sich 2010 fortgesetzt. Eine mittelfristige Konsolidierung der Finanzen ist nur über
eine Gegensteuerung durch zielgerichtete Anpassungen in der Finanzpolitik möglich. Dies erscheint auch notwendig, da eine Reform der wichtigsten
Ausgabenbereiche bislang nicht erfolgreich in Angriff genommen wurde. Das Verschuldungsproblem bildet jedoch für ein längerfristig stabiles wirtschaftliches
Wachstum in Polen ein zunehmendes Risiko.
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Investitionszuschüsse: Überregionalen Absatz als Förderkriterium beibehalten?
Mirko Titze, Lutz Schneider
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 11,
2010
Abstract
Seit dem Jahr 1969 wird in der Bundesrepublik Deutschland das Förderinstrumentarium der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ angewendet. Konkret werden in strukturschwachen Regionen förderwürdige Unternehmen mit Investitionszuschüssen unterstützt, die dazu dienen sollen, nachhaltige wirtschaftliche Aktivitäten dieser Unternehmen zu initiieren. Sichergestellt werden soll dies insbesondere mit Hilfe der Bedingung, dass das Unternehmen über den so genannten überregionalen Absatz zusätzliche Einkommensströme in der strukturschwachen Region auslöst. Mit der Herstellung der Deutschen Einheit im Jahr 1990 wurde dieses Instrumentarium zu einer der wichtigsten Maßnahmen im Rahmen des „Aufbau Ost“. Wegen ihrer nach wie vor bestehenden besonderen strukturellen Schwächen genießen heute im Wesentlichen die Neuen Länder den Fördergebietshöchststatus bei der Gemeinschaftsaufgabe. Nach nunmehr 20 Jahren Anwendung in den Neuen Ländern wird die Zukunft dieses Förderinstrumentariums dennoch kontrovers diskutiert. Zur Debatte steht eine Abkehr vom Kriterium des überregionalen Absatzes. Die Befürworter der Abschaffung erhoffen sich davon, dass die Förderung dann einer breiteren Schicht von Unternehmen – insbesondere den kleineren und mittleren – zugutekäme. Auch wäre man weniger abhängig von der Weltkonjunktur, die im internationalen Exportgeschäft ein durchaus beachtliches Risiko darstellen kann. Alles in allem könnten dadurch die regionalen Kräfte gestärkt werden, auch in dem Sinne, dass über neue „regionale Identitäten“ der Selbstverbrauch regionaler Produkte und damit Einkommens- und Beschäftigungskreisläufe angeregt würden. Der vorliegende Beitrag arbeitet demgegenüber heraus, warum eine Abkehr von diesem Förderkriterium nicht erwogen werden sollte. Insbesondere in Regionen mit Einwohnerrückgang und alternder Bevölkerung ist der überregionale Absatz unabdingbar, um die regionale Kaufkraft zu stabilisieren und nicht zu einer ausschließlich transferabhängigen Wirtschaft zu werden. Zudem zeugt überregionaler Absatz von der Fähigkeit, im überregionalen Wettbewerb – auch im Sinne innovativer Aktivitäten – bestehen zu können. Das wohl wichtigste Argument aber dürfte in der Anbindung an überregionale Wissensströme liegen, mit denen „Lock-in“-Effekte vermieden werden können.
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Soziale Armut im Alter
Herbert S. Buscher, Ingmar Kumpmann, Li Huan
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 10,
2010
Abstract
Relative Armut in unterschiedlichen Bevölkerungsschichten rückt seit einigen Jahren verstärkt in die öffentliche Diskussion – sei es als Armut von Kindern, Langzeitarbeitslosen oder Geringverdienern, Alleinerziehenden oder Rentnern. Bei der Festlegung, wer arm ist, hat das persönliche Einkommen einen sehr hohen Stellenwert. Materielle Armut ist aber nur eine Seite der Medaille; die andere Seite besteht darin, dass von Armut betroffene oder bedrohte Personen häufig auch nur eingeschränkt am gesellschaftlichen Leben teilhaben können – sei es, dass sie ausgegrenzt werden, sei es, dass sie sich selbst vom gesellschaftlichen Leben zurückziehen. Andererseits muss ein niedriges Einkommen nicht zwangsläufig mit Armut gleichgesetzt werden. Es ist ebenso gut denkbar, dass aktive soziale Teilhabe in unterschiedlichster Form einen Mangel an Einkommen durch „Zufriedenheit mit dem Leben“ teilweise kompensieren kann. Der Beitrag untersucht für Deutschland und die Jahre 2003 und 2008 auf der Grundlage der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP), ob insbesondere ältere Menschen, die von Armut betroffen sind, durch zusätzliche gesundheitliche Probleme betroffen sind bzw. weniger als nicht arme Ältere am gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Erwartungsgemäß sind ältere Menschen zu einem höheren Anteil mit ihrem Gesundheitszustand unzufrieden als jüngere. Unter den Personen, deren Einkommen unterhalb der einkommensbezogenen Armutsgefährdungsschwelle liegt, ist ebenfalls ein signifikant höherer Anteil mit ihrer Gesundheit unzufrieden. Dass Einkommensarmut auch ein Gesundheitsrisiko darstellt, wird dadurch bestätigt. Entsprechende Befunde lassen sich für die Zufriedenheit mit der Freizeit nicht finden: Unter den älteren Menschen sind signifikant mehr mit ihrer Freizeit zufrieden als unter den Befragten im Erwerbsalter. Auch Einkommensarmut geht danach nicht mit größerer Unzufriedenheit mit der Freizeit einher.
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Klimarisikomanagement mit dem CO2-Navigator
Edeltraud Günther, C. Manthey, G. Weber, M. Nowack, Wilfried Ehrenfeld, Henry Dannenberg
HMD - Praxis der Wirtschaftsinformatik,
2010
Abstract
Die Software CO2-Navigator wendet den Realoptionsansatz und den Risikomanagementprozess auf den unternehmerischen Umgang mit dem Klimawandel an. Er richtet sich in erster Linie an emissionsintensive, kleine und mittlere Unternehmen ist jedoch auch in größeren Unternehmen, die beispielsweise eine eigene „Sustainability“-Abteilung unterhalten, anwendbar. Der Wertbeitrag des Softwaretools besteht darin, dass es die Aspekte Klimastrategie, quantitative Bewertung von Klimaschutzinvestitionen sowie Emissionsrechtemanagement vereint. Es kann im Unternehmen in Bereichen strategisches Management, regulatorisches Management, Energie- und Umweltmanagement, Technologiemanagement sowie Controlling Anwendung finden. Der spezielle Wertbeitrag dieses Artikels liegt in der Verknüpfung von Klimarisikomanagement und Realoptionsansatz sowie in der Darstellung des CO2-NAVIGATORs vor dem Hintergrund seiner Entwicklung im Sinne konstruktionsorientierter Forschung.
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Editorial
Herbert S. Buscher
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 8,
2010
Abstract
Armut, absolute Armut, so wie wir sie von Bildern aus Entwicklungsländern kennen, dürfte in Europa eher die Ausnahme sein. Auch wenn absolute Armut bei uns kein existenzielles Problem ist, so drängt doch die zunehmende relative Verarmung seit einigen Jahren verstärkt in das öffentliche Bewusstsein. Relative Armut, oder genauer: das Armutsrisiko, betrifft weite Schichten der Bevölkerung, wobei bestimmte Gruppen diesem Risiko in erhöhtem Maße ausgesetzt sind. Zu diesen gehören u. a. geringqualifizierte Personen, Personen, die sich in einer prekären Beschäftigungssituation befinden, Alleinerziehende, Langzeitarbeitslose, Personen mit einem Migrationshintergrund und ältere Menschen. Kinderarmut und die Armut älterer Menschen werden hierbei als besonders problematisch angesehen: Armut bereits im frühen Alter verbaut systematisch Berufs- und Aufstiegschancen und damit potenzielle Einkommensquellen, die vor Armut schützen. Altersarmut wird als Demütigung empfunden, weil man sich trotz eines langen Erwerbslebens im Alter weniger Wünsche erfüllen kann und dies in diesem Lebensabschnitt kaum mehr auszugleichen vermag. Und es gibt eine wachsende Gruppe von Menschen, deren Einkommen bereits heute so niedrig ist, dass es durch staatliche Transfers angehoben werden muss. Zwar wird gegenwärtig das Armutsproblem gelöst, aber künftig wird aufgrund niedriger Einkommen bei vielen eine ausreichende Altersvorsorge schwierig, sodass hier ein hohes Risiko zukünftiger Altersarmut besteht.
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Multinationale Investoren in den Neuen Ländern: Wandel in der Motivlage und differenzierte Wahrnehmung der Standortqualität
Andrea Gauselmann, Björn Jindra
Wirtschaft im Wandel,
Nr. 6,
2010
Abstract
Der vorliegende Beitrag betrachtet zum einen die grundlegenden Investitionsmotive multinationaler Investoren in Ostdeutschland. Zum anderen wird
untersucht, wie diese Investoren die Qualität ausgewählter Standortfaktoren in den Neuen Ländern bewerten. Im Gegensatz zu bisherigen Studien wird die Heterogenität multinationaler Unternehmen in der Analyse eingehend berücksichtigt. Die Untersuchung basiert auf der dritten Befragungswelle der IWH-FDI-Mikrodatenbank aus dem Jahr 2009, die eine repräsentative und umfangreiche Stichprobe multinationaler Investoren in der ostdeutschen Wirtschaft bietet. Die Ergebnisse belegen einen Paradigmenwechsel in der relativen Bedeutung grundlegender Investitionsmotive im Laufe der Transformation in den Neuen Ländern. Seit Mitte der 1990er Jahre ziehen sie verstärkt Investoren an, die auf die Produktdiversifikation oder technologische Vorteile abzielen, statt primär auf Kostenvorteile bei den Produktionsfaktoren oder die Ausdehnung ihrer bestehenden Produktion zu setzen. Dabei unterscheidet sich die Bedeutung der Investitionsmotive in Abhängigkeit vom Herkunftsland, der Art des Markteintritts und dem Wirtschaftszweig des multinationalen Investors. Was die Bewertung der gegebenen Standortfaktoren aus Sicht der Investoren betrifft, so schneidet die Qualität des soziokulturellen Umfelds am besten ab, gefolgt von Faktoren im Zusammenhang mit dem Potenzial für technologische Kooperationen, dem Angebot an Arbeitskräften sowie der Verfügbarkeit staatlicher Förderung. Auch in der Bewertung der Standortfaktoren zeigt sich, dass signifikante Unterschiede in Abhängigkeit vom Herkunftsland, aber auch je nach dem vorrangigen Investitionsmotiv des Investors bestehen. Abschließend identifiziert der Beitrag politischen Handlungsbedarf auf den Feldern Fachkräfteangebot sowie Technologie- und Investitionsförderung, um den Wirtschaftsstandort Neue Länder nachhaltig zu sichern.
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