IWH-Subventionsdatenbank

Die Mikrodatenbank umfasst zurzeit neun Datensätze zu Programmen  direkter Unternehmenssubventionen in Deutschland.

Die von den Projektträgern und den zuständigen Ministerien geführten Programmstatistiken werden in einer Datenbank zusammengeführt. Die Verbindung mit Unternehmensdaten aus weiteren Quellen ist möglich. Dies stellt die Voraussetzung für Kausalanalysen zur Wirksamkeit von Unternehmenssubventionen dar.

Hintergrund

Unternehmen in Deutschland werden Jahr für Jahr mit hohen zweistelligen Milliardenbeträgen von Bund, Ländern und der Europäischen Union subventioniert. Diese massiven staatlichen Eingriffe in die Marktwirtschaft sind ökonomisch umstritten. Einerseits lassen sich Subventionen durch Marktunvollkommenheiten rechtfertigen. Bestimmte unternehmerische Aktivitäten (wie z. B. die Investition in innovative Technologien) würden ohne Subventionen möglicherweise nicht im gesellschaftlich gewünschten Ausmaß stattfinden. Andererseits lauert immer die Gefahr, dass Steuergelder verschwendet (Mitnahmeeffekte) oder ökonomische Fehlanreize gesetzt werden und beispielsweise längst nicht mehr konkurrenzfähige Bereiche künstlich am Leben erhalten werden (Steinkohlesubventionen).

Um beurteilen zu können, ob ein bestimmtes Programm zur Förderung von Unternehmen sinnvoll ist oder ob der Staat das Geld besser für etwas anderes ausgeben sollte, muss Klarheit darüber herrschen, was dieses Programm genau bewirkt. Der internationale Standard evidenzbasierter Wirkungsforschung besteht darin, die Gruppe der subventionierten Unternehmen mit einer Gruppe nicht subventionierter (aber ansonsten ähnlicher) Unternehmen zu vergleichen. Haben sich die geförderten Unternehmen tatsächlich stärker in Richtung des wirtschaftspolitischen Ziels bewegt, das durch das Programm erreicht werden soll? Oder lässt sich kein Unterschied zu den nicht subventionierten Unternehmen nachweisen, ist die Förderung also verpufft?

Voraussetzung für belastbare Wirkungsanalysen sind gute Daten. Hier liegen beachtliche Hürden: Unternehmen können von unterschiedlichen Ebenen (Bund, Ländern, Europäische Union) Fördermittel erhalten. Es gibt eine Vielzahl von Programmen, die sich inhaltlich nicht selten überschneiden. Angaben zu den Empfängern und zur Höhe und Dauer der Förderung sind in der Regel nicht frei zugänglich. Schließlich fehlen in den administrativen Statistiken viele Informationen zu den geförderten Unternehmen. Bislang gibt es für Deutschland keine Übersicht (geschweige denn eine Datenbank), die betriebliche Förderpolitiken vollständig systematisiert.

Daten und Methoden

Die am Zentrum für evidenzbasierte Politikberatung des IWH (IWH-CEP) entwickelte Mikrodatenbank zur Projektförderung von Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, eine umfassende Datenbasis über die direkte Unternehmensförderung in Deutschland aufzubauen. Die unterschiedlichen Programmstatistiken werden in einer einheitlichen Datenstruktur zusammengeführt. Diese erlaubt es zudem, die Förderdaten mit Daten über die geförderten Unternehmen aus anderen verfügbaren Quellen zu verknüpfen.

Von Projektförderung spricht man, wenn Unternehmen sich direkt um Fördermittel bewerben, etwa für Investitions- oder Forschungs- und Entwicklungsvorhaben. Die IWH-Datenbank umfasst also keine Unternehmenssubventionen, die indirekt, d. h. über das Steuersystem gewährt werden (z. B. Investitionszulagen oder Sonderabschreibungen).
Die Datenbank beinhaltet (Stand September 2018) neun verschiedene administrative Datensätze der Projektförderung für Unternehmen in Deutschland:

  • Förderkatalog
  • Förderdatenbank der Sächsischen Aufbaubank
  • Förderdatenbank des Landes Sachsen-Anhalt
  • Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM), Koop + Solo
  • Pro Inno + Pro Inno II (Vorläufer von ZIM)
  • EU FP 7
  • EU FP 6
  • Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“
  • Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ + Thüringen Invest + Thüringen Dynamik

Die einzelnen Datenschemata werden in ein neues, gemeinsames Schema transformiert. Variablenformate werden vereinheitlicht, um grundlegende Informationen (z. B. Projekt-ID, Projektbezeichnung, Projektbeginn, Projektende, Fördersumme) aus den verschiedenen Förderdatenquellen miteinander vergleichbar zu machen. Ein einheitliches Regionalmerkmal wird hinzugefügt.

Den Förderdaten können Firmendaten aus folgenden Unternehmensdatensätzen zugespielt werden:

Nähere Informationen zum Umfang, Aufbau und zur Methodik der IWH-Subventionsdatenbank enthält der Datenreport gleichen Titels.

Datenreport

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IWH-Subventionsdatenbank: Mikrodaten zu Programmen direkter Unternehmenssubventionen in Deutschland. Datendokumentation

Matthias Brachert Alexander Giebler Gerhard Heimpold Mirko Titze Dana Urban-Thielicke

in: IWH Technical Reports, Nr. 2, 2018

Abstract

Nahezu alle entwickelten Volkswirtschaften haben Programme zur Förderung von Projekten in Unternehmen im Rahmen von Industriepolitik eingeführt. Allerdings ist sehr wenig darüber bekannt, welche Programme eigentlich genau zur Anwendung kommen, welche finanziellen Mittel dafür aufgebracht werden und ob die Programme in der Art und Weise wirken, wie sie ursprünglich intendiert waren. Evaluationsstudien, die auf kausalen Untersuchungsdesigns basieren, können einen wertvollen Beitrag zur Beantwortung der Frage leisten, ob ein Programm tatsächlich Wirkungen entfaltet und welcher der verschiedenen Ansätze am erfolgversprechendsten ist. Dieser Datenreport stellt die vom Zentrum für evidenzbasierte Politikberatung am Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle (IWH-CEP) entwickelte IWH-Subventionsdatenbank vor. Die Datenbank enthält (Stand November 2018) zehn Programme industriepolitischer Maßnahmen, die in Deutschland zur Anwendung kamen bzw. kommen. Der Report geht auf die Förderregeln dieser Programme ein und beschreibt die Prozeduren der Zusammenführung zu einer Masterdatei. Ferner diskutiert der Report Möglichkeiten der Verknüpfung der Förderdaten mit externen Unternehmensdatensätzen, die eine zwingende Voraussetzung für die Durchführung von Wirkungsanalysen darstellen, da die administrativen Förderdaten nicht alle Informationen enthalten, die für kausale Untersuchungsdesigns notwendig sind.

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Datenzugang

Das IWH stellt diese Daten externen Forscherinnen und Forschern ausschließlich für nicht-kommerzielle Forschungszwecke zur Verfügung. Die Nutzung wird auf Antrag gewährt. Bei nachgewiesenem Forschungsinteresse können die Daten im Rahmen eines Gastaufenthaltes am IWH genutzt werden. Aufgrund von Vertraulichkeitsvereinbarungen mit den Rohdatengebern kann dies nur in Kooperation mit Forschenden des IWH erfolgen.

Bitte füllen Sie dazu den Antrag zur Datennutzung mit Ihren persönlichen Angaben und einer detaillierten Forschungsskizze aus, welche gleichzeitig das Forschungsinteresse dokumentiert. Bei Erfüllung der formalen Voraussetzungen werden wir einen Nutzungsvertrag mit Ihnen abschließen. Bitte beachten Sie dazu auch die geltende Benutzerordnung.

Für Rückfragen und weitere Informationen wenden Sie sich an fdz@iwh-halle.de.

Forschungsfragen

Im Mittelpunkt der Forschung mit den Mikrodaten der direkten Unternehmensförderung am IWH-CEP  stehen derzeit zwei Aspekte:

  1. Analyse kausaler Wirkungen von Programmen der direkten Unternehmensförderung auf wirtschaftspolitische Zielgrößen
  2. Analysen zur Selektion von Unternehmen in bestimmte Programme

Die Daten dienen neben der rein wissenschaftlichen Verwertung auch der zielgerichteten wirtschaftspolitischen Beratung auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene. Die IWH-Subventionsdatenbank leistet damit Beiträge zur evidenzbasierten Forschung über die Wirkungen von Programmen der Unternehmensförderung, und zwar sowohl aus betrieblicher als auch aus regionaler Perspektive.

Das Projekt wird inhaltlich durch das Zentrum für evidenzbasierte Politikberatung des IWH (IWH-CEP) koordiniert sowie durch das Forschungsdatenzentrum des IWH betreut.

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