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Ausfallrisiko
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Herleitung politischer Ereignisse
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Ergebnis
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Herleitung politischer Ereignisse

In diesem Abschnitt wird die Herleitung der verwendeten politischen Ereignisse erläutert. Die Anwendung einer Hochfrequenzanalyse setzt voraus, dass die Auswahl der Ereignisse zwei wesentlichen Anforderungen gerecht wird. Zum einen müssen die Ereignisse präzise einem Zeitpunkt zuordenbar sein. Andernfalls können keine Zeitfenster konstruiert werden, in denen die Variation im Ausfallrisiko staatlicher Schulden ermittelt wird. Zum anderen sollte die Auswahl der Ereignisse auf Basis einer kontemporären Einschätzung ihrer Relevanz erfolgen. Dies ist erforderlich, damit nicht retrospektives Wissen die Auswahl beeinflusst und möglicherweise das Ergebnis verzerrt. Übertragen auf das vorliegende Beispiel müssen also politische Ereignisse gefunden werden, die zur damaligen Zeit als relevant erachtet wurden und zudem zeitlich akkurat zuordenbar sind. Dafür verwendet die zugrunde liegende Studie einen historischen Newsfeed von Thomson Reuters. Der Newsfeed umfasst neben politischen Neuigkeiten Meldungen zu Firmen, Rohstoffpreisen, makroökonomischen Entwicklungen und juristischen Themen. Nach Angaben von Thomson Reuters werden wichtige politische Ereignisse mit einer Verzögerung von maximal fünf Minuten abgedeckt und können somit zeitlich zugeordnet werden. Darüber hinaus enthält der Datensatz eine so genannte Top-News-Kategorie zu allgemeinen und politischen Themen. Dabei handelt es sich um einen wiederkehrenden Feed, der als eine Art landing page jederzeit einen Überblick zu den wichtigen (damals) aktuellen politischen Neuigkeiten gibt (Kriterium der kontemporären Relevanz). Wenn Thomson Reuters bereits über diese Neuigkeiten berichtet hat, sind die entsprechenden Feeds über eine Kennung verlinkt. Diese Datenstruktur wird genutzt, indem verlinkte Feeds gesammelt werden, um potenziell relevante politische Ereignisse herzuleiten. Dieser Newsfeed wurde bisher nicht für die ökonomische Analyse verwendet und kann somit neue Hinweise zu den Auswirkungen von Fluktuationen im Staatsschuldenausfallrisiko liefern.

Das Vorgehen ist prinzipiell auch für andere Länder durchführbar, diese Studie ist jedoch auf Italien begrenzt. Italien eignet sich besonders für die vorgeschlagene Forschungsstrategie, da es bereits zu Beginn der Stichprobenperiode von 2000 bis 2019 einen großen und entwickelten Anleihenmarkt aufweist. Weiterhin bedingt die wirtschaftliche Größe und politische Bedeutung des Landes, dass es regelmäßig in den Top-News von Thomson Reuters behandelt wird. Konkret umfasst die Herleitung politisch relevanter italienischer Ereignisse und zugehöriger Variation im Staatschuldenrisiko drei Schritte.

In einem ersten Schritt werden die Ereignisse, die in der Kategorie allgemeiner und politischer Top-News von Thomson Reuters verknüpft sind, gesammelt und auf italienische Neuigkeiten beschränkt. Im zweiten Schritt müssen die Ereignisse bereinigt werden. Da die Top-News-Kategorie auch allgemeine Ereignisse umfasst, gelangen auch nicht-politische Events in die Auswahl. Vornehmlich geht es dabei um Datenveröffentlichungen wie z. B. eine Berichterstattung zum italienischen Produktionsindex. Derartige Neuigkeiten betreffen potenziell Veränderungen in makroökonomischen und finanziellen Variablen. Sie müssen herausgefiltert werden, damit die wechselseitige Beziehung dieser Variablen und des Staatsschuldenrisikos die Analyse nicht verzerrt. 

Abbildung 2 zeigt die Wortwolke basierend auf den Überschriften der bereinigten politischen Ereignisse für Italien. Die Abbildung zeigt den politischen Jargon der betreffenden Neuigkeiten. Je häufiger ein Wort genannt wird, desto größer erscheint es in der Darstellung. Die ökonomische Bedeutung eines Wortes für diese Analyse ist hier noch nicht berücksichtigt. Dafür werden in einem dritten Schritt für alle ermittelten Ereignisse die einhergehenden Veränderungen im Ausfallrisiko italienischer Staatsschulden analog zur Beschreibung von Abbildung 1 errechnet.

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The Effects of Sovereign Risk: A High Frequency Identification Based on News Ticker Data

Ruben Staffa

in: IWH Discussion Papers, Nr. 8, 2022

Abstract

This paper uses novel news ticker data to evaluate the effect of sovereign risk on economic and financial outcomes. The use of intraday news enables me to derive policy events and respective timestamps that potentially alter investors’ beliefs about a sovereign’s willingness to service its debt and thereby sovereign risk. Following the high frequency identification literature, in the tradition of Kuttner (2001) and Guerkaynak et al. (2005), associated variation in sovereign risk is then obtained by capturing bond price movements within narrowly defined time windows around the event time. I conduct the outlined identification for Italy since its large bond market and its frequent coverage in the news render it a suitable candidate country. Using the identified shocks in an instrumental variable local projection setting yields a strong instrument and robust results in line with theoretical predictions. I document a dampening effect of sovereign risk on output. Also, borrowing costs for the private sector increase and inflation rises in response to higher sovereign risk.

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Außerdem in diesem Heft

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Kommentar: Lehren aus dem Crash von Silicon Valley Bank und Credit Suisse

Reint E. Gropp

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 2, 2023

Abstract

Die „kleine“ Bankenkrise in den USA scheint vorbeizusein, und auch die Credit-Suisse-Krise ist beigelegt. Es stellt sich die Frage, was wir aus der Pleite der Silicon Valley Bank lernen können, um eine ähnliche Situation in Deutschland oder Europa zu vermeiden.

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Aktuelle Trends: Staatsverbrauch wieder zurück auf Vor-Covid-Trend

Oliver Holtemöller Götz Zeddies

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 2, 2023

Abstract

Der vierteljährliche Staatsverbrauch in Abgrenzung der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen ist im ersten Quartal 2023 wieder annähernd zurück auf den Vor-Covid-Trend gefallen. Mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 hatte der Staatsverbrauch deutlich zugenommen, weil dort zahlreiche Maßnahmen verbucht wurden, die der Staat zur Bewältigung der Pandemie ergriffen hat, etwa der Kauf von Schutzausrüstung, Corona-Tests, medizinische Behandlungen oder finanzielle Zuwendungen an Krankenhäuser.

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Stadtfrust und Landlust? Über regionale Präferenzen von hochqualifizierten Individuen

Matthias Brachert Sabrina Jeworrek

in: Wirtschaft im Wandel, Nr. 2, 2023

Abstract

Die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften ist eine zentrale Voraussetzung für den Erfolg eines Unternehmens. Eine städtische Lohnprämie zieht Beschäftigte an und verstärkt den Urbanisierungstrend. In unserer Studie untersuchen wir, ob nicht nur die Lohnprämie, sondern auch der Unternehmensstandort selbst die Attraktivität eines Arbeitsplatzes beeinflusst. Mittels eines experimentellen Untersuchungsdesigns zeigen wir, dass hochqualifizierte Arbeitnehmer unabhängig vom gezahlten Lohn eine Präferenz für städtische Standorte haben, selbst wenn ländliche Standorte attraktive regionale Eigenschaften aufweisen. Der beobachtete Effekt ist allerdings getrieben von Personen, die in städtischen Gebieten aufgewachsen sind. Personen, die in ländlichen Gebieten aufgewachsen sind, zeigen dagegen keine regionalen Präferenzen, weder für noch gegen städtische Gebiete.

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